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Die amerikanische Autorin Heather Graham - sie hat übrigens nichts mit der namensverwandten amerikanischen Schauspielerin zu tun - wurde vor allem durch ihre Liebesromane bekannt. In den amerikanischen Bestsellerlisten ist sie regelmäßig anzutreffen, so auch mit dem Krimi "Hastings House", der in Deutschland im Januar 2009 bei Mira erschienen ist.
Die Archäologin Leslie MacIntyre kehrt endlich wieder nach New York zurück, und zwar zu genau dem Ort, an dem sie vor einem Jahr ihre große Liebe Matt verlor. Er starb im Hastings House, einem historischen Gebäude in Manhattan, in dem es bei einem Empfang eine Explosion gab. Leslie glaubt nicht recht daran, dass es ein unglücklicher Zufall war, dass Matt sterben musste. Als angesehener Journalist wusste er vielleicht von Machenschaften, die nie an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Leslie zieht im Hastings House ein, um Matt nahe zu sein - denn Leslie ist in der Lage, mit Geistern zu kommunizieren. Sie hofft, am Ort seines Todes mit Matt in Kontakt zu treten.
Dessen Cousin, der Privatdetektiv Joe Connolly, denkt ähnlich wie Leslie über den angeblichen Unfall. Allerdings treiben ihn andere Gründe zum Hastings House: Er hat den Auftrag bekommen, die spurlos verschwundene Sozialarbeiterin Genevieve OBrien wiederzufinden. Dass neben Genevieve auch einige der Prostituierten verschwunden sind, die diese betreute, macht die Sache nur umso mysteriöser.
Joe und Leslie treffen im Hastings House aufeinander und versuchen, sich gegenseitig zu helfen und zu stützen. Beide ahnen nicht, dass sie sich in immer größere Gefahr begeben, je mehr sie dem Rätsel um Genevieves Verschwinden und Matts Tod auf die Spur kommen.
Der Leser - besser gesagt die Leserin, denn das Buch richtet sich vornehmlich an eine weibliche Leserschaft - braucht kaum zwanzig Seiten, um zu erkennen, dass es sich bei "Hastings House" nicht um einen reinen Krimi handelt, sondern eine ordentliche Portion Romantik beigemischt wurde. Daneben bringt Graham eine weitere Zutat mit ein, die eher überraschend ist: Leslie kann mit Geistern kommunizieren. Diese mystische Note, so häufig sie auch Anwendung findet, ist jedoch in erster Linie ein guter Aufhänger, um die tragisch beendete Liebesgeschichte zwischen Leslie und Matt breitzutreten. Teilweise recht unglaubwürdig und holprig geschildert, kann dieser phantastische Einschlag dem Roman keine interessante Facette hinzufügen, sondern behindert eher die klassische Krimihandlung und den romantischen Aspekt der Geschichte.
Hinzu kommen zahlreiche eindimensionale, langweilige Charaktere. Keiner der Protagonisten ist richtig sympathisch oder hat Ecken und Kanten, und so lässt ihr Handeln und ihr Schicksal einen nahezu den ganzen Roman von über vierhundert Seiten hindurch kalt.
Und trotz all dieser Schwächen liest sich "Hastings House" sehr angenehm. Die Sätze sind einfach gestrickt, viele der Dialoge sind zwar unnötig und banal, aber unterhaltsam, und auch die Geschichte selbst lädt dazu ein, weiter zu lesen, um zu erfahren, was aus all den verschwundenen Frauen geworden ist. Anspruchsvolle Literatur darf man da natürlich nicht erwarten.
Mit "Hastings House" erhält man einen gut lesbaren, wenngleich teilweise arg vorhersehbar geratenen Krimi mit kräftigem Romantikeinschlag, der trotz seiner eindimensionalen Charaktere und seiner eher plumpen Mystery-Elemente recht unterhaltsam ist und für ein paar Stunden die Langeweile vertreibt. Hochspannung und eine komplexe oder anspruchsvolle Handlung sollte man aber nicht erwarten.