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In der Baker Street 221b wohnt ein äußerst gewitzter, intelligenter und feinsinniger Privatdetektiv, der dazu beiträgt, die verworrenen und manchmal seltsamen Fälle seiner Kunden zu lösen. Gemeinsam mit seinem Zimmerkollegen Dr. Watson erlebt der begabte Sherlock Holmes einige sehr aufregende und faszinierende Fälle. Und damit die Genialität seines Freundes nicht verloren geht, dokumentiert Watson gewissenhaft alles, was sie erleben, auch wenn er vielleicht einige Einzelheiten ausschmückt und andere dafür weglassen muss.
Der Reiz, den Holmes an seinen Aufträgen findet, besteht darin, dass ihn die Umstände herausfordern und aus seiner täglichen Lethargie reißen. Deswegen macht er keinen Unterschied nach Stand oder Geschlecht bei den Personen, die seine Hilfe suchen. Ein böhmischer König sucht ihn genauso auf wie eine ledige junge Frau in Todesangst, ein einfältiger Rotschopf, ein verwirrter und verzweifelter Bankangestellter sowie ein schwer verwundeter Ingenieur. Diese Fälle sind manchmal erstaunlich simpel oder entsetzlich verstrickt und nicht immer kann man ein Verbrechen dahinter vermuten. Und dennoch gelingt es Sherlock Holmes in den allermeisten Fällen die Probleme seiner Kunden zu lösen, wenngleich manchmal nicht auf einem Weg, der der Polizei behagen würde.
In "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" sind insgesamt zwölf Fälle des berühmten Privatdetektivs versammelt und machen damit, nach der "Studie in Scharlachrot", den Beginn einer vollständigen Sammlung der Geschichten um ihn. Immer wieder springt der Erzähler Watson bei den einzelnen Erzählungen in der Zeit umher, erzählt einmal von seiner Zeit als Junggeselle, dann wieder ist er schon vermählt oder steht kurz vor seiner Trauung. Dennoch leidet die Qualität der Geschichten darunter keineswegs, da sie erstens deutlich zeitlich eingeordnet werden und es zweitens recht gleichgültig ist, an welcher chronologischen Stelle von Watsons Biographie sie spielen.
Bei dieser liebevollen und penibel detailgetreuen Übersetzung spürt man auch, weshalb diese Geschichten heute noch immer die Menschen in ihren Bann ziehen. Es sind nämlich keineswegs die Fälle an sich, die für den Leser den großen Reiz ausüben. Und es ist auch nicht allein Holmes? scharfer brillanter Geist, der so mühelos deduziert. Vielmehr geht die Faszination von der etwas steifen britischen Lebensart aus und dem subtilen und dennoch sehr delikatem und erheiterndem Humor, der in diesen Geschichten steckt. Dank der vielen Details fühlt man sich stets direkt ins Geschehen hineinversetzt und kann die damaligen Lebensverhältnisse nachempfinden. Für ein noch größeres Verständnis der Materie gibt es zusätzlich am Ende des Buches eine ausführliche Liste mit Anmerkungen zu den einzelnen Geschichten.
Niemals wird der große Privatdetektiv sterben, vor allen Dingen nicht, wenn es Verlage und Übersetzer gibt, die den Mut haben, eine brillante und packende Geschichte so unangetastet wie möglich zu lassen und sie nicht den angenommenen Erfordernissen des Zeitgeistes zu opfern, indem man ihr die Seele nimmt.
Eine wunderbare Sammlung von zwölf Detektivgeschichten, die den Leser gespannt die nächsten Ausgaben kaufen lassen.