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"Uncle Toms Cabin" gehört zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur. In diesem umfangreichen Roman geht es um den treuen, zuverlässigen und sehr religiösen Sklaven Tom aus Kentucky und parallel dazu um die Sklavin Eliza, die demselben Herrn gehört.
Der Besitzer, Mr Shelby, sieht sich genötigt, Tom sowie Elizas vierjährigen Sohn in den Süden zu verkaufen, weil er sich finanziell ruiniert hat. Während sich Tom, der auf Shelbys Gut Frau und Kinder hat, ergeben in sein Schicksal fügt, kann Eliza die bevorstehende Trennung von ihrem einzigen Kind nicht ertragen und beschließt, mit ihm nach Kanada zu fliehen, wohin auch ihr auf einer anderen Farm lebender, von seinem Besitzer misshandelter Mann unterwegs ist.
Tom, dem die Shelbys versprochen haben, ihn möglichst bald zurückzuholen, hat Glück im Unglück: Er wird von einem sympathischen Gentleman, Mr St Clare, auf Bitten von dessen kleiner Tochter gekauft und integriert sich rasch in den neuen Haushalt, ohne seine alte Familie zu vergessen.
Als St Clares Töchterchen stirbt, verspricht der todunglückliche Vater Tom die Freiheit und Rückkehr zu dessen Familie, verstirbt jedoch selbst unerwartet, bevor er sein Versprechen einlösen kann. St Clares egoistische Frau verkauft Tom und andere Sklaven sofort, und Tom fällt an einen skrupellosen Baumwollplantagenbesitzer, der seine Sklaven ausbeutet, bis sie an der harten Arbeit zugrunde gehen, und anschließend durch "neue" ersetzt.
Selbst hier kann Tom mit seinem guten Herzen etwas bewirken, bringt dadurch jedoch den Besitzer Legree zunehmend gegen sich auf, der Tom wegen seiner kräftigen Statur eigentlich als Aufseher für seine Sklaven vorgesehen hatte.
Zu dieser Zeit sucht Shelbys junger Sohn verzweifelt nach Tom, um ihn zurückzukaufen. Schließlich stößt er auf dessen Spur, doch als er bei Legree eintrifft, ist es zu spät.
Harriet Beecher Stowes Werk entstand als Reaktion auf eine Erneuerung der Gesetze, in denen die Nordstaaten die Sklavenhaltung im Süden tolerierten, und der Roman gilt als einer der Faktoren, die zum Bürgerkrieg führten. In welchem Ausmaß "Uncle Toms Cabin" auf realen Gegebenheiten beruht, soll im Rahmen dieser Rezension nicht diskutiert werden. Beeindruckend und anrührend bleibt auch nach über 150 Jahren Beecher Stowes Beschreibung der Gefühle von schwarzen (oder häufig beinahe weißen) Sklaven, deren Familien aus Gewinnsucht, manchmal auch finanzieller Not, auseinandergerissen werden, die es aus Sicht der Besitzer zu "brechen" gilt, denen ihre Herren Gefühle und nicht selten eine Seele absprechen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Konflikt zwischen St Clare und seiner Cousine aus den Nordstaaten, die sich einerseits aus religiöser Überzeugung gegen die Sklaverei wendet, andererseits aber einen Widerwillen gegen Schwarze hat und sich vor Berührungen durch diese ekelt, während "gute" Sklavenhalter keinerlei Berührungsängste haben.
Den Höhe-, vielmehr Tiefpunkt stellt natürlich Toms nach und nach eskalierender Aufenthalt bei Legree dar. Die Beschreibung der brutalen, ausbeuterischen Praktiken des Plantagenbesitzers ist selbstverständlich darauf ausgelegt, zu schockieren, und bildet ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die legale Möglichkeit, einem Sadisten Menschen auf Gedeih und Verderb auszuliefern.
Das Hörbuch liegt im mp3-Format auf zwei CDs vor mit über 18 Stunden Hörzeit vor. Dies fordert viel Ausdauer, zumal der heutige Leser vermutlich von den ausführlichen religiösen Passagen, die sich inhaltlich ständig wiederholen, mit der Zeit ermüdet sein dürfte. Hier wäre eine Straffung, eine maßvolle Kürzung sicher angebracht gewesen, die der Geschichte nichts von ihrer Dramatik und ihrem machtvollen Appell für die Menschenrechte geraubt hätte.
Herauszuheben ist indes die sprecherische Leistung von Buck Schirner, der geradezu perfekt in jeden einzelnen Charakter schlüpft, die Sprache der Schwarzen in deren Rollen und Hierarchieebenen ebenso authentisch vermittelt wie jene der "Herren" unterschiedlicher sozialer Herkunft. Besser ginge es sicherlich nicht. Anfangs freilich wird sich ein ausschließlich mit Schulenglisch ausgestatteter deutscher Muttersprachler ein wenig schwertun mit dem Verständnis, doch da Stil und Sprache unkompliziert sind, findet man sich rasch ein.
Die Beigabe des gesamten Textes als PDF-Datei mit Verweisen auf die einzelnen Tracks ist ein wertvolles Extra dieses Hörbuchs - so kann man problemlos mitlesen.
Insgesamt also eine gelungene Hörbuchumsetzung eines bedeutenden Werks.