Charlie Bone ist es gewohnt, in Fotos und Gemälde hineinreisen zu können, doch diesmal ist alles anders. Das unheimliche Gemälde, das Grandma Bone im Keller deponiert hat, zieht Charlie ganz von allein in sich hinein. Der Junge landet in Badlock, einem finsteren und unheimlichen Land, das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Herrscher über Badlock ist der Schattenlord, besser bekannt als Lord Harken der Betörer.
Harken konnte mit dem Spiegel der Amoret in Charlies Welt reisen, bis Charlie in "Charlie Bone und das magische Schwert" den Lord bezwang und den Spiegel zerstörte. Nun aber bereitet der Schattenlord mit Hilfe von Joshua Tilpins Mutter, einer Hexe, seine Rückkehr in unsere Welt vor.
Tatsächlich gelingt es Charlie, aus Badlock zu entkommen, doch dann landet Benjamin Browns Hund Runnerbean in dem furchterregenden Bild. Nun muss Charlie etwas unternehmen, aber sein Zauberstab - die silberne Motte Claerwyn - wird von den bösen Kindern des Roten Königs vergiftet und gestohlen. Wie soll Charlie ohne seinen Zauberstab in das Gemälde reisen? Es kommt noch schlimmer, denn auch Billy Raven soll offensichtlich nach Badlock gelockt werden ...

Nach einem ziemlichen Hänger bei Teil sechs - die Geschichte wirkte unentschlossen und zusammengestückelt - läuft Jenny Nimmo mit Teil sieben der "Charlie Bone"-Reihe wieder zu alter Form auf. Ungewohnt düster geht es hier zu, und zwar von Anfang an: Ohne viel Vorgeplänkel landet Charlie in Badlock, einem durch und durch unheimlichen, feindseligen Land, in dem die Schergen eines finsteren Lords nach allen suchen, die nicht hierhin gehören, in dem federlose Vögel über den Himmel fliegen und allerlei unheimliche Tiere ihr Unwesen treiben.
Und es wird noch schlimmer für Charlie und seine Freunde. Zwar waren auch in den vorherigen Teilen die Kinder des Roten Königs häufig in Gefahr, doch niemand kam ernsthaft zu Schaden. Diesmal wird es für eine der Hauptfiguren aber richtig schlimm. Durch diesen spannenden Schritt wird allerdings auch deutlich, dass die Charaktere in den "Charlie Bone"-Romanen bis auf wenige Ausnahmen relativ oberflächlich entworfen sind. Die Kinder machen sich insgesamt eher wenig Gedanken, sind zwar durchaus bestürzt über die Taten der bösen Seite, aber das kratzt mehr an der Oberfläche und wirft niemanden so richtig um. Am deutlichsten ausgearbeitet ist da noch der Waise Billy Raven, der sich in diesem Teil erneut fragen muss, wohin er gehört, warum er kein Zuhause hat und warum ihn vermeintlich niemand liebt.
Erstaunlich ist auch diesmal wieder, dass die Bösen in dieser Kinderserie relativ unbehelligt schalten und walten können. Die ganze Stadt scheint sich in ihrem Bann zu befinden. Dass Unrecht geschieht, dass Kinder unterdrückt, Menschen bedroht oder sogar ermordet werden, kümmert hier anscheinend weder die Erwachsenen noch die Polizei oder sonstwen wirklich. Merkwürdig auch, dass Charlies Eltern sorglos auf Hochzeitreise gehen und ihren Sohn mit Grandma Bone und den fiesen Großtanten allein lassen, obwohl diese Charlie am liebsten aus dem Weg räumen würden.
Gelesen wird dieses Hörbuch wie auch die anderen Teile der Serie von Peter Lohmeyer, der hier mal wieder zur Hochform aufläuft. Er liest wirklich toll, mitreißend, mit vielen verstellten Stimmen, die jedem einzelnen Charakter ein einzigartiges Gesicht geben - etwa der stets etwas aufgedrehten Olivia Vertigo, dem impulsiven Tancred Torsson, der fiesen Grandma Bone oder dem schaurigen Ezekiel Bloor.


Trotz kleiner Schwächen - von der Charaktertiefe her erreichen Nimmos Romane nie die Stärke anderer Fantasyromane für Kinder, aber das wird gerade kleine Zuhörer nicht weiter stören - ist "Der Schattenlord" ein sehr spannender, aufregender und angenehm gruseliger Teil der Serie!

Der achte Band mit dem Titel "Charlie Bone and the Red Knight” ist übrigens schon angekündigt.