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 Wanted: Weapons of Fate


Cover
Gesamt +----
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Ton


Videospiele, die inhaltlich auf einer Filmlizenz basieren, jagen gestandenen Gamern regelmäßig kalte Schauer über den Rücken, was ihre Qualität anbelangt. Viele Studios scheinen zu glauben, dass der große Name allein ihr Produkt verkauft (womit sie leider durchaus Recht haben) und geben sich daher beim Endprodukt scheinbar keine allzu große Mühe. Allerdings handelt es sich bei "Wanted: Weapons of Fate" um keine richtige "Filmversoftung", weshalb Entwickler Grin, ohne Termindruck und "helfende" Filmpublicity im Rücken, einen anständigen, stimmungsvollen Third Person-Shooter hätte zusammenbringen könnten - oder?

"Wanted: Weapons of Fate" baut inhaltlich auf den Kinoerfolg von 2008 auf, den man gesehen haben sollte, ehe man daran denkt, es sich zu holen, da man sonst keine Ahnung hat, worum es eigentlich geht. Das Spiel erklärt von sich aus absolut nichts. Es gibt keinen Einblick in die Vorgeschichte, keine Hintergrundinfos, gar nichts. Einzig die sehr dürftigen, mit schwachen Dialogen ausgestatteten Zwischensequenzen lassen unkundige Käufer erahnen, worauf sie sich eingelassen haben. Nachdem "Weapons of Fate" ein Lizenztitel ist, wäre es wahrlich kein Kunststück gewesen, die bisherigen Ereignisse durch Schnipsel aus dem Kinofilm kompakt zusammenzufassen.

Man spielt Wesley Gibson, seines Zeichens langweiliger Loser, der quasi über Nacht zum Superkiller wird. Sloan, der Anführer der geheimnisumwobenen "Bruderschaft", die ihn gefunden und ausgebildet hat, betrog Wesley und brachte ihn dazu, seinen Vater zu töten. Der Betrogene nahm daraufhin Rache und löschte die Bruderschaft in Chicago vollständig aus. Hier hört die Filmhandlung auf und setzt das Spiel an: Nach Sloans Tod geht Wesley seine Mutter nicht mehr aus dem Kopf. Um zu erfahren, was mit ihr passiert ist, muss er die Pariser Bruderschaft bekämpfen und deren Kopf, einen Killer mit dem vielsagenden Pseudonym "The Immortal", eliminieren.

Wer den Film kennt, weiß: "Wanted" ist pure Science-Fiction. Die Protagonisten können über Häuserschluchten springen, Backflips mit Luxuskarossen unbeschadet überstehen und um die Ecke schießen. Letzteres ist auch in "Weapons of Fate" ein zentrales Element. Wesley ist es von Geburt an bestimmt, der größte Attentäter zu werden, den es je gab - daher besitzt er natürlich außergewöhnliche Fähigkeiten, wie überdurchschnittliche Schnelligkeit oder eben das Um-Die-Ecke-Lenken von Kugeln. Diese müssen jedoch erst gemeistert werden - nach den ersten paar Akten des Story-Mode erhält man nach erfolgreichem Missionsabschluss jeweils eine Fähigkeit hinzu, deren Nutzung via Tutorial erklärt wird. Allerdings lassen sie sich nicht unendlich oft einsetzen, denn sie verbrauchen Adrenalin. Mit zunehmender Erfahrung erhöht sich jedoch das maximal nutzbare Adrenalin und erlaubt somit mehrere Anwendungen. Adrenalin wird durch das Töten von Gegnern erneuert. Man sollte mit Adrenalin nicht zu sparsam umgehen - seine besonderen Fähigkeiten sind Wesleys einziger Vorteil gegenüber den fanatischen Heerscharen der Bruderschaft, die sich ihm auf der Suche nach Antworten in den Weg stellt.

Man spielt in "Weapons of Fate" allerdings nicht nur Wesley, sondern, in Form von Flashbacks, auch seinen Vater Cross. Er beherrscht die gleichen Fertigkeiten, hat aber mächtigere Waffen. Seine Spielabschnitte unterscheiden sich ebenfalls nur marginal von Wesleys - es gilt, einfach alles, was sich bewegt, über den Haufen zu schießen.

"Wanted: Weapons of Fate" präsentiert sich generell sehr konservativ. Man wagte, die "Curved Bullets" ausgenommen, keinerlei Experimente. Die meisten Spielelemente wurden mehr oder weniger erfolgreich von Genre-Größen übernommen. Auf technischer Ebene gibt es ebenfalls keine Revolution: Grafisch ist "Wanted" zwar in Ordnung, doch die visuelle Harmonie wird durch omnipräsentes Tearing getrübt. Die Klangkulisse ist unterdurchschnittlich und beginnt schon nach kurzer Zeit, lästig zu werden, die Waffensounds wirken künstlich. Nicht ganz glücklich wurde die Steuerung beziehungsweise deren Anpassung an das Shooter-Gameplay gelöst. Verschwindet ein Gegner, den man gerade mit einer Spezialfähigkeit anvisiert hat, aus dem Sichtfeld, folgt die Kamera ihm nicht (und kann nicht manuell justiert werden) - man zielt also blind. Es gibt keine Möglichkeit zum Quickturn - man muss die Spielfigur erst händisch drehen, was wertvolle Zeit kostet. Befindet man sich in Deckung und möchte sich umsehen, kann es passieren, dass die Deckung versehentlich verlassen wird. All das dürfte bei einem rundum durchdachten Gameplay-Konzept nicht geschehen. Vom technischen Standpunkt aus betrachtet hat "Wanted" allerdings auch gute Seiten: Die Umgebung, inklusive Deckung, ist zum überwiegenden Teil zerstörbar und die Licht- und Schatteneffekte sind äußerst ansehnlich - ein angenehmer atmosphärischer Bonus.

Das Leveldesign von "Weapons of Fate" lässt einem keinerlei Freiraum und führt ohne alternative Routen strikt von A nach B. Man läuft, sucht Deckung und erschießt Feinde - ganze neun Akte lang. Allerdings klingen neun Akte länger, als das Spiel tatsächlich ist: Blutige Anfänger sollten es auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad in zwei bis vier Stunden durchgespielt haben. Für einen Vollpreistitel äußerst dürftig. Zwar wurde viel freischaltbares Material, wie Videos oder Concept Art, implementiert, was aber maximal für Fans oder Gamescore-Sammler interessant ist und die Langzeitmotivation für den Durchschnittsspieler kaum erhöht. Nicht einmal der Schwierigkeitsgrad vermag die Spielzeit zu verlängern - auf "Profi" ist ?Wanted? immer noch zu leicht, wenn man ein bisschen Geduld mitbringt und nicht blindlings aus der Deckung stürmt. Allerdings ist die Kürze des Spiels vielleicht kein Nachteil, denn das eintönige Gameplay wird schnell alt.

Um dem Jugendschutz Genüge zu tun und ein USK-Kennzeichen zu erhalten, wurde die deutsche Version von "Wanted: Weapons of Fate" massiv zensiert. Optisch wurde das Spiel komplett sterilisiert. Es gibt keinen Tropfen Blut mehr. Leichen lösen sich sofort auf, wenn sie den Boden berühren. Deko-Leichen, wie die in einer Videosequenz noch sichtbare ermordete Besatzung eines Passagierflugzeugs, wurden ebenfalls entfernt. Das Wort "Töten" wurde für die Lokalisierung der Texte konsequent gemieden und durch andere Begriffe ersetzt. Außerdem gibt es den aus dem Kinofilm bekannten Zoom hinter die fliegende Patrone bei den "Curved Bullets" nicht mehr, sodass dieses zentrale Feature, das "Weapons of Fate" von anderen Shootern abhebt, relativ unspektakulär präsentiert wird.

Das Gameplay wurde zusätzlich verändert. Gegner lassen sich nicht länger als menschliche Schutzschilde benutzen, was einige Feuergefechte künstlich in die Länge zieht. Kopfschüsse sind nicht mehr tödlich, weshalb Gegner in späteren Levels wesentlich zäher sind und vor ihrem Ableben durchaus 6-10 Schuss einstecken. Komplett entfernt wurden die Close Combat-Kills: Gab es in der Originalversion noch rund sechs verschiedene, zugegeben ziemlich blutige Möglichkeiten, sich seines Gegenübers mit bloßen Händen oder dem Kampfmesser zu entledigen, wurde dies in der deutschen Fassung auf ein reines K.O.-Schlagen reduziert - Tötungen können nicht durchgeführt werden. Außerdem wurden abschließend zwei komplette Spielmodi entfernt (Close Combat Mode, Headshot Game Mode), die ja ohnehin nicht durchführbar wären, und, aufgrund der sonstigen Änderungen, sogar die freispielbaren Achievements auf 45 reduziert. Obskurerweise haben die tiefgreifenden Änderungen nicht einmal die Altersfreigabe von "Wanted" gedrückt - es ist trotzdem in Deutschland erst ab 18 Jahren erhältlich. Ob sich erwachsene Spieler einer derartigen Bevormundung beugen oder stattdessen lieber zur Originalversion greifen wollen, bleibt jedem freigestellt.

Im Endeffekt ist "Wanted: Weapons of Fate" in jedweder Hinsicht Massenware ohne besondere Höhepunkte. Die Story ist nicht fesselnd, die Action nicht schnell genug. Hinzu kommen die viel zu kurze Spielzeit, eine durchwachsene technische Präsentation und die gravierenden Einschnitte in der deutschen Version, die den ohnehin spärlich gesäten Spielspaß weiter dezimieren. Fans des Kinofilms könnten damit ihre Freude haben, sollten sich aber nach dem unzensierten Original umsehen.

Sebastian Meinke



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. April 2009 | FSK: 18 | XBOX360 | Preis: 64,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Englisch

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