Auch wer nicht auf Bio-Produkte fixiert ist, mag gelegentlich beim Verzehr von Tafeltrauben gewisse Bedenken hegen, macht doch die Anfälligkeit des Weinstocks für eine Vielzahl an Schädlingen im konventionellen Anbau den Einsatz von Pestiziden erforderlich, die in vielen Erzeugerländern überreichlich Verwendung finden.
Inzwischen gibt es Tafeltraubensorten, die Resistenzen gegen die gefährlichsten Weinschädlinge aufweisen und an das Klima im gesamten deutschsprachigen Raum angepasst sind. Wer also wissen möchte, welche Substanzen - wenn überhaupt - an und in seine Tafeltrauben gelangen, baut diese am besten im Garten an. Was es dabei zu beachten gilt, verrät das hier besprochene Buch.
Ein wenig Mythologie und Historie sowie für den Weinanbau wichtiges biologisches Grundwissen machen den Anfang. Anschließend geht es um eine Abwägung der Argumente für den Import von Trauben gegenüber jenen zugunsten des Anbaus in heimischen Gefilden sowie um geeignete Sorten mit den notwendigen Resistenzen, vor allem gegen Mehltau.
Ein ausführliches Kapitel befasst sich mit den praktischen Aspekten des Anbaus im Garten, wobei es nicht nur um die Wahl der Sorte, den idealen Standort, die Pflanzung und Düngung geht, sondern auch um Themen wie die auf den ersten Blick hochkomplexe Reberziehung (also die richtige Führung der Triebe und den optimalen Schnitt für dauerhaft guten Ertrag) und darum, wie man die Kletterlust des Weins nutzen und bändigen kann.
Das darauf folgende Kapitel ist ebenfalls recht umfangreich und zeigt auf, wie man, möglichst mit natürlichen Mitteln - für den Extremfall wird auch auf chemische Methoden verwiesen -, der Schädlinge Herr wird; nebst Reblaus, echtem und falschem Mehltau sind das etliche weitere Gliederfüßer und Pilze. Im Anschluss geht es um die Ernte und Verwendung, wobei auch die vielseitig einsetzbaren Weinblätter thematisiert werden. Einige Rezepte runden dieses Kapitel ab. Weitere Informationen und Adressen beschließen das Buch.

Vermutlich hat schon mancher Gartenbesitzer oder -pächter mit dem Gedanken gespielt, sich einen Weinstock zuzulegen, und ihn verworfen, weil die allgegenwärtigen Informationsschnipsel eher entmutigen: Höchst kompliziert scheint der Weinanbau zu sein, der Weinstock wirkt darin wie eine launische und mimosenhafte Diva, die heimische Winter nicht übersteht, die von unzähligen Schädlingen und Krankheiten bedroht ist, deren Früchte in unseren Breiten nicht reifen, und erst die so genannte Erziehung! Der Kernsatz "Trauben wachsen auf einjährigem Holz, das auf zweijährigem steht" als Grundlage für den Schnitt und die Triebführung wirkt ohne Erklärung, am besten mithilfe einer Grafik, denn auch etwas kryptisch.
Nach der Lektüre von Christina Nacks Buch bleiben kaum Fragen offen. Man benötigt zum Verständnis nicht einmal Erfahrung als Hobbygärtner, und es vermittelt eine Fülle an wichtigen, nützlichen, hauptsächlich an der Praxis ausgerichteten Informationen auf gut nachvollziehbare Weise, gegebenenfalls eben auch mit erklärenden Grafiken. Sehr kompliziert wirken all die zur Kultivierung von Weinstöcken gehörenden Tätigkeiten nach der Lektüre nicht mehr, und wenn man sich erst einmal daran gemacht hat, sie Schritt für Schritt umzusetzen, erst recht nicht. Die Autorin geht auf unterschiedlichste Voraussetzungen ein wie unterschiedliche Böden oder Möglichkeiten, auch mit wenig vorhandenem Platz Weinstöcke zu ziehen, etwa in Kübeln oder als Pergolabegrünung mit leckeren Früchten.
Dass zur Schädlingsbekämpfung in diesem Buch überwiegend natürliche Methoden angesprochen werden, kommt den Bedürfnissen des Hobbygärtners sicher entgegen.
Zu den sympathischen Zügen dieses Buchs gehört auch das Angebot an Rezepten von gefüllten Weinblättern über Traubenbowle bis hin zu Quarkauflauf mit Rosinen und etliches mehr.
Das reich bebilderte Buch macht Mut zum Anbau von Tafeltrauben, es macht neugierig, es vermittelt praxisnah Hilfen aller Art, und es ist kurzweilig und engagiert geschrieben: ein Ratgeber, der diese Bezeichnung verdient!