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Tahir Shah verwirklicht seinen Traum: Er verlässt seine enge Wohnung im verregneten und überfüllten London und zieht mit seiner Frau und seinen beiden Kindern ins sonnige Marokko. Der Zufall beschert dem Autoren und Filmemacher einen wunderbaren alten marokkanischen Palast, das
Haus des Kalifen, das sich in einem Vorort im Süden von Casablanca befindet.
Das weitläufige Haus mit zahlreichen Zimmern, Gärten, Innenhöfen und Terrassen hat zwar schon bessere Zeiten gesehen, doch das schreckt Tahir Shah nicht. Er nimmt die Herausforderung an und macht sich gleich an die Arbeit: Die alten Holztüren, Wände und Mosaiken sollen im traditionellen Stil wieder hergerichtet werden. Dem stehen Schwierigkeiten entgegen, von denen Tahir Shah sich in London nichts träumen ließ. So erwarb er mit
Dar Khalifa nicht nur drei Wächter, die sozusagen zur Einrichtung gehören, sondern auch noch unberechenbare Dschinn, mächtige Geister, die für ihre Hinterhältigkeit bekannt sind. Dass er sich in eine andere Kultur begab, war Tahir Shah ja klar, aber wie anders, das sollte er in diesem Jahr in Casablanca erfahren.
Der bekannte Autor Tahir Shah, der auch schon Bücher über seine Reisen nach Peru, Namibia und Jordanien veröffentlichte, berichtet in diesem Buch auf über dreihundertsechzig Seiten von seinem Haus- und Geisterabenteuer in Marokko.
Von Anfang an entfaltet er sein große Erzählkunst: Gleich nach dem Einzug beginnt das Ringen mit den unsichtbaren Mächten um das neuerworbene Haus. Es ist schon haarsträubend, was man da so liest. Allerdings weiß man, dass Tahir Shah aus einer afghanischen Familie großer Erzähler stammt. Sein Vater Idris Shah, ein bekannter Sufi-Gelehrter und Autor, wie auch sein Großvater, veröffentlichten bereits zahlreiche Bücher, und auch seine Schwester Saira Shah ist eine bekannte Journalistin, Autorin und Filmemacherin.
Tahir Shah schreibt über sein Abenteuer aus der Ich-Perspektive und der Leser kann so hautnah die Schrecken und Aufregungen dieses ereignisreichen Jahres miterleben. Neben den Schwierigkeiten mit dem Hausbau wird in malerischen Bildern das Leben in Marokko geschildert, die Basare mit ihrem reichen Angebot an orientalischer Pracht und Handwerkskunst und auch das Alltagsleben im heutigen Marokko. So gibt der Autor einen guten Einblick in die alten und berühmten Handwerkstraditionen Marokkos: Er erzählt ausführlich von den verschiedenen Techniken der Holzverarbeitung und der farbenfrohen Mosaike, die aus winzig kleinen handgebrochenen, glasierten Fliesenstücken hergestellt werden. Die Kluft zwischen Moderne und den teils mittelalterlichen Riten und dem Glauben an das Übersinnliche und die Zauberkraft anderer Welten wird deutlich.
Das Bild, das Tahir Shah von der Bevölkerung und deren Charakter zeichnet, ist vielschichtig und differenziert und trifft den Punkt. Bei aller Bitterkeit in mancher Begegnung verliert Tahir Shah nicht seinen Sinn für Humor und es kommt zu manchen Interessenkonflikten und Reibungspunkten aufgrund des unterschiedlichen kulturellen Hintergrundes. Dabei stammt der Autor ja selbst aus einen orientalischen Familienumfeld, ist allerdings in England aufgewachsen.
Die Buchmitte enthält etliche Tafeln mit Farbfotos, so kann man sich ein Bild des Märchenpalastes machen und von den Dimensionen des Projektes.
"Im Haus des Kalifen" ist eine sehr bunte, unterhaltsame und spannende Erzählung über eines der vielen Lebensabenteuer von Tahir Shah, das dem Leser das Leben und den Alltag in dem nordafrikanischen Land näher bringt und aufzeigt, mit welcher Art von Problemen man sich konfrontiert sieht, wenn man in der Fremde eine Heimat sucht.