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In "Der normale Wahnsinn" verkettet Autor Matt Beaumont gekonnt verschiedenste Lebensschicksale und deren Höhen und Tiefen, Erfolge und Niederlagen, Liebeleien und Todesfälle. Was als relativ lose Verknüpfung der Gedanken und Erlebnisse der unterschiedlichen Akteure beginnt - jeder berichtet in diesem Roman aus seiner ganz persönlichen Sicht -, wird im Laufe des Buches immer mehr zusammengebracht: Die Handelnden begegnen sich, sie beeinflussen ihre Leben gegenseitig, ohne davon zu wissen, beobachten sich misstrauisch, verlieben sich ineinander, trennen sich wieder.
Da ist zum Beispiel Ali, die verzweifelt versucht, mit ihrem Mann Paul ein Kind zu bekommen. Sie hat schon mehrere künstliche Befruchtungen hinter sich, doch eine Schwangerschaft will sich nicht einstellen. Als Kindersatz hat Ali einen kleinen Laden, den "Himmel", in dem es allerlei hübsche Kleinigkeiten zu kaufen gibt. Hier arbeitet auch Pam, die aus eher schwachen sozialen Verhältnissen kommt und zu deren Clique Carlton gehört. Der wiederum gerät regelmäßig ins Blickfeld von Keith, einem gewalttätigen Polizisten. Weitere Akteure sind Kate, die ehrgeizige Karrierefrau, und deren Ehemann Marco, der heimlich in Ali verliebt ist und sich regelmäßig als Stalker vor ihrem kleinen Laden herumtreibt. Er und viele, viele weitere erleben in diesem Roman unter anderem einen Mord, eine Beerdigung, viele Verdachtsmomente, eine Kündigung, Kinderkrankheiten, Rachegedanken, einen tragischen Unfall
- den ganz normalen Wahnsinn eben.
Die Welt ist klein, denkt man als Leser, oder vielmehr: London ist klein! Denn die Personen in diesem Buch laufen sich ständig über den Weg, Millionen-Metropole hin oder her. Der Originaltitel lautet demnach auch sehr treffend "Small World". Und genau darin besteht der große Reiz des Romans - jeder hat hier irgendwie mit jedem zu tun, Handlungen und Ereignisse beeinflussen nicht nur die eigene kleine Welt, sondern die von vielen anderen ebenfalls. Dabei kreist die Geschichte eigentlich nicht um besonders spektakuläre Dinge, sondern um den ganz normalen Alltag mit all dem Stress, dem Leid, der Freude und den vielen kleinen Absurditäten, die wir alle mehr oder weniger täglich erleben. Scheinbar mühelos springt Matt Beaumont zwischen den Akteuren hin und her, wechselt in jedem Abschnitt die Sichtweise und berichtet dann aus einer anderen Ich-Perspektive, wobei sich dann auch Sprachstil und Form jeweils ein wenig verändern.
Hier findet garantiert jeder Leser seine Lieblingsfigur, denn die Personen sind so unterschiedlich und bunt gezeichnet und gleichzeitig so alltäglich, wie es auch das Leben in London ist - Beaumonts Roman ist bevölkert von Managern ebenso wie von Vollzeit-Müttern, Drogendealern, Polizisten, Au-Pair-Mädchen, TV-Stars, indischen Kellnern, Babysittern und Obdachlosen; sie alle sind auf der Suche nach dem ganz persönlichen Glück - und das bedeutet für jeden etwas anderes. Während sich etwa Marco verzweifelt nach Alis Liebe sehnt, wünscht sich das Au-Pair-Mädchen Jenka nichts sehnlicher als eine Nasen-OP. All die kleinen und großen Sehnsüchte und Wünsche führen zu teilweise abstrusen Verwirrungen und skurrilen Situationen. Das Ganze ist komisch, leichtfüßig und kurzweilig erzählt, ohne dabei allzu oberflächlich zu sein.
"Der normale Wahnsinn" ist ein wirklich liebenswerter, witziger Roman für zwischendurch - bestens geeignet zum Beispiel als Urlaubslektüre oder als nettes Geschenk für die beste Freundin!