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 Die Legende vom Changeling, Band 1: Die Missgeburt

Serie: Die Legende vom Changeling, Band 1
Autoren: Pierre Dubois
Illustratoren: Xavier Fourquemin
Übersetzer: Martin Surmann
Verlag: Piredda Verlag

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die kleine Sheila Jobson ist überglücklich. Sie hat einen kleinen Bruder bekommen. Obwohl es in den Ländereien Dartmoors Ende des 19. Jahrhunderts kaum ein gutes Auskommen für die Bevölkerung gibt, freuen sich auch Thomas Jobson und seine Frau über ihren kleinen Peter.
Eines Tages aber, die Eltern sind zur Feldarbeit gegangen, vergisst Sheila für einen Augenblick, auf Peter zu achten. Als sie den Säugling wieder auf den Arm nehmen will, ist dieser verschwunden. Auch eine sofortige, ausgedehnte Suche ergibt nicht die geringste Spur über seinen Verbleib. Sheilas Mutter aber weiß genau, wer ihren kleinen Peter gestohlen hat. In einem blutigen Ritual bittet sie das Feenvolk, ihren Sohn zurückzugeben. Und die Feen kommen diesem Wunsch nach. Am nächsten Morgen finden die Jobsons ihren Sohn vor der Türschwelle liegend. Thomas würde den Kleinen am liebsten aussetzen, denn der äußerlich unversehrte Junge hat plötzlich eine andere Augenfarbe. Unzweifelhaft haben die Feen den Säugling verändert. Ob er aber der Legende von Changeling gemäß ein auserwähltes Kind ist, das den Schrecken dieser Welt bekämpfen wird, weiß niemand zu sagen.
Peters Mutter will von alledem nichts wissen. Sie stillt das Kind und besteht darauf, so zu tun, als sei nichts geschehen.
So vergehen die Jahre und der kleine Scrubby, wie ihn alle nennen, entwickelt sich zu einem wilden, verwegenen Knaben, der vor nichts und niemandem Angst zu haben scheint. Er liebt die Natur und vor allem der wilde Wald hat es ihm angetan. Nur schwer kann er sich von seiner Heimat trennen, als ihr Haus und Hof durch Grundstücksspekulationen und Schulden des Großgrundbesitzers verkauft werden. Die Jobsons müssen wie alle Bewohner des kleinen Ortes in Dartmoor ihre Scholle verlassen und in London ihr Glück suchen.

Nachdem im Juni 2008 "La légende du Changeling: Le mal-venu" in Frankreich erschienen war, nahm sich der deutsche Verlag Piredda des Albums an und brachte es Anfang April in der deutschen Übersetzung von Martin Surmann in den Handel.
Autor Pierre Dubois und Illustrator Xavier Fourquemin legen eine Geschichte vor, die alte Mythen und Legenden mit der Zeit der Industriellen Revolution in England verbindet. Die harten Zeiten und die gnadenlose Ausbeutung der Massen wird ebenso thematisiert wie der Naturglaube der Menschen und die Verbundenheit des Landvolkes mit der Natur und den Kreaturen, die dort nach ihren Vorstellungen im Verborgenen leben.

Bei Dubois, Autor dreier Kompendien über Elfen, Feen und Fabelwesen, werden diese Kreaturen lebendig und real und bestimmen das Schicksal der Menschen. Ob aber der kleine Peter, seine Schwester oder ein Unbekannter Akteure oder Spielbälle der Ereignisse sind, wird im ersten Album nicht aufgedeckt. Und auch wenn Illustrator Fourquemin auf vielen Seiten die Geschichte in Bilder fasst, bleibt die Story doch in den Anfängen stecken. Ist dies ein Drama, eine Geschichte über Magie, die Macht der Elfen oder der Menschen, des Bösen oder der Vorsehung? Nichts ist auch nur angedeutet, alles bleibt im Ungefähren und Diffusen.

Viel zu viele Seiten lang wird einfach nur die Landschaft dargestellt, das unbeschwerte Sein der Kinder, der Eltern, der Bevölkerung. Und auch der Schwenk nach London, zu den ersten Ghettos des Industriezeitalters, dient mehr der Darstellung der Realität und der Zustände in der damaligen Zeit als der Entwicklung der Figuren.
Sowohl Peter als auch seine Schwester bleiben eindimensional, kommen kaum zur Geltung und nehmen nur am Rande teil an dieser Welt. Wohin die Geschichte steuert, ist nicht abzusehen. Der Gegenspieler bleibt Silhouette, Maske und Geheimnis. Zum Ende hin geschieht zwar Dramatisches, aber warum und zu welchem Zweck, wird nicht klar.

"Die Missgeburt", der erste Teil der Serie "Die Legende vom Changeling", ist optisch gelungen, erzählerisch aber ein Desaster. Ohne roten Faden, ohne Anfang und Ziel verliert sich die Erzählung in vagen Andeutungen und gefällt allenfalls gelegentlich. Wohin die Reise geht, ob diese Legende eine Fortsetzung erfährt, die mehr offenbart als verdeckt, bleibt abzuwarten - faszinierend ist dieser Auftakt jedenfalls nicht.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. April 2009 | ISBN: 9783941279278 | Originaltitel: La légende du Changeling: Le mal-venu | Preis: 13,50 Euro | 56 Seiten | Sprache: Deutsch

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