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Der Krieg der Hexen, der seit Jahrhunderten unterschwellig zwischen den sterblichen Odish-Hexen und ihren Feindinnen, den unsterblichen Odi tobt, droht endgültig auszubrechen. Neugeborene Odish-Babys und junge Mädchen werden ausgeblutet von ihren verzweifelten Müttern aufgefunden und die Eisherrin ist in Island aus ihrem Zauberschlaf erwacht. Wie auch die abgrundtief böse Gestaltwandlerlin Balat macht sie Jagd auf die junge Anaíd. Diese soll die Auserwählte aus einer uralten Prophezeiung sein und das Schicksal des einen oder anderen Hexengeschlechts besiegeln. Anaíd ist die Trägerin des magischen Zepters, das unbegrenzte Macht verleiht und von vielen Hexen verzweifelt begehrt wird. Was jedoch die wenigsten wissen ist, dass in ihr sowohl das Blut der Odish als auch das der Odi fließt: Ihre Mutter ist eine Odish vom Klan der Wölfin, ihr Vater jedoch der unsterbliche Wikingerkönig Gunnar, Sohn einer der mächtigsten Odi-Hexen, die es je gab.
Zusammen mit ihrer Mutter Selene ist das Mädchen deshalb auf der Flucht. Selene hält ihre Tochter noch nicht bereit für den Kampf und will sie so lange wie möglich beschützen. Als jedoch der längst totgeglaubte Gunnar vor ihrem Wohnwagen aufkreuzt, überschlagen sich die Ereignisse. Die Odi holen zum Schlag gegen die Auserwählte aus, das Zepter der Macht geht verloren - und Anaíd erfährt von einer weiteren Prophezeiung, deren Existenz man ihr bisher wohlweisslich verschwiegen hat: Nach dem Fluch der Odi soll die Auserwählte den Mächten der Dunkelheit verfallen, drei verhängnisvolle Fehler begehen und schließlich sogar sterben
Mit "Der Fluch der Odi beendet die spanische Autorin Maite Carranza ihre spannende Jugendbuchtrilogie um den "Krieg der Hexen. Hat sich die Schriftstellerin im Auftaktband "Der Klan der Wölfin noch viel Zeit genommen, ihre Leser in Anaíds interessante Welt, in der verschiedene Hexenklans wie der der Wölfin, der Bärin, der Schlange oder der Otter ein heimliches Dasein fristen, einzuführen und in Band 2 ("Die Eiswüste) von den Hintergründen der Feindschaft der Odish und der Odi erzählt, so gibt sie nun mächtig Gas. Der Roman steigt an der gleichen Stelle ein, mit der der vorherige Teil geendet hat und von Anfang an peitscht Carranza in waghalsigem Tempo durch die Handlung. Es passiert viel in diesem Finale, der Roman entwickelt sich zum wahren Pageturner.
Das sorgt zwar für immense Kurzweil, ist aber nicht ausschließlich von Vorteil. Denn so interessant auch alles ist, ein wenig wirkt "Der Fluch der Odi überfrachtet. Carranza jongliert mit so vielen Bällen, dass es ihr zwangsläufig nicht gelingt, alle bis zum Schluß in der Luft zu halten. Die große Stärke des Romans wird dadurch auch zu seiner großen Schwäche: Vor allem in Passagen, in denen sich die Handlung von Anaíd abwendet und auf andere Figuren konzentriert, wird das deutlich. Sowohl die Geschichte von Clodia, einer Protagonistin, die bereits im ersten Teil der Reihe auftaucht, als auch die der jungen Hexe Dácil oder die von Sarmik, Anaíds Milchschwester, mit der sie magisch verbunden ist und die in "Der Fluch der Odi ihren ersten Auftritt hat, werden nur angerissen und verlaufen entweder zu schnell im Sand und oder werden zu eilig zu Ende gebracht und wirken deshalb so, als ob sie ihr volles Potential nicht ausschöpfen können.
Außerdem wetteifert Anaíds innerer Kampf gegen die Verlockungen des Zepters der Macht mit den äußeren Gefahren, denen sie sich stellen muss: Da ist ihre Großmutter, die Eisherrin aus Island, die sie eigentlich hassen und fürchten sollte, die aber die einzige ist, die sie zu verstehen scheint; dann die mächtige Balat, die Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um Anaíd zu vernichten; und Erzebet Bathori, jene historische Massenmörderin, die in Carranzas Trilogie eine Odi ist und die Anaíd besiegen muss, indem sie in der Zeit zurück reist und die Blutgräfin in ihrem ungarischen Landsitz auf ihrem eigenen Territorium bekämpft. (Das ist übrigens eine der spannendsten Sequenzen des Buches). Als wäre das nicht genug, kämpft Anaíd, während um sie herum ein Krieg los bricht, auch noch um die Liebe ihres Freundes Roc und um ein gutes Verhältnis zu ihrem gerade erst aus der Versenkung aufgetauchten Vater.
Das soll nun nicht den Eindruck erwecken, der Abschlussband sei schlecht. Wenn auch der Handlungsstrang um Anaíds Zeitreise ins Reich der Blutgräfin sicher genügend Material für einen eigenen Roman geliefert hätte, so unterhält das Buch auf seiner Spritztour rund um den Globus - Teile der Geschichte spielen in Grönland, andere in Sizilien und wieder andere in der Südsee und in Lateinamerika - doch ungemein. Der Konflikt zwischen Odish und Odi wird überraschend, relativ zufriedenstellend, wenn auch aufgrund mangelnder Vorarbeit etwas überraschend und plötzlich gelöst.
Durch die starke Konzentration des Buches auf weibliche Figuren, Hexen-Mystizismus und kleine Handlungssträngen rund ums Flirten, die erste Liebe und andere Teenager-Probleme eignet es sich vor allem, aber nicht ausschließlich, für junge Mädchen. Gefallen dürfte an dieser Reihe jeder haben, der Lust hat auf eine aufregende magische Geschichte, die erfreulich eigenständig daher kommt und keinen blossen Abklatsch des Harry Potter-Konzepts darstellt.