Cecile ist krank. Selbst Weihnachten ist dann nicht mehr so schön, wenn man die ganze Zeit im Bett liegt. Aber selbst das kann Cecile nicht davon abbringen, sich zu Weihnachten einen Schlitten und neue Skier zu wünschen, denn bevor der Winter vorbei sein wird, wird sie sicherlich wieder gesund sein.
Trotzdem ist Cecile selten allein, immer sind Oma, Opa, Mama, Papa oder Bruder Lasse da - oder der Engel Ariel.
Außer von Cecile wurde Ariel bisher jedoch von niemandem entdeckt, denn er kommt nur dann, wenn er sich sicher ist, dass Cecile auch ganz allein ist.
Für Engel sind Wände und Steine wie für Menschen Nebel, deswegen braucht Ariel auch keine Tür oder ein Fenster, um zu Cecile zu gelangen. Im Allgemeinen ist Ariel anders als ein Mensch, denn er hat weder Haare, noch ist er aus Fleisch und Blut und, was Ariel sehr bedauert, er kann nicht fühlen, nicht schmecken oder sehen wie Cecile. Umso interessanter findet er es deswegen, Cecile genau zu diesen Dingen auszufragen. Cecile ihrerseits möchte natürlich alles über Engel, den Himmel und Gott erfahren.
Mit Ariel zusammen schafft sie es sogar, ihre neuen Skier und den Schlitten auszuprobieren; irgendwie geht es ihr eigentlich immer gut, wenn Ariel da ist.
Allein ihr chinesisches Notizbuch ist Zeuge ihrer Ausflüge, denn Ariel beseitigt jedes Mal die Spuren ihrer nächtlichen Ausflüge, als wären sie nie weg gewesen.
Doch Ariel lässt sich nach ihren Ausflügen immer seltener blicken, denn Cecile ist immer weniger allein und fühlt sich auch immer schwächer ?

"Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort" von Jostein Gaarder ist die herzerweichende Geschichte der kranken Cecile, die mit Hilfe des Engels Ariel lernt, die Welt mit ganz neuen Augen zu sehen, während sie selber eigentlich nur noch ans Bett gefesselt ist. Denn dank Ariel eröffnet sich Cecile ein unendlicher Kosmos und Geschichten aus der Bibel und deren Worte bekommen eine ganz neue Bedeutung, die sie nur teilweise erahnen kann.

Es ist wirklich erstaunlich wie Jostein Gaarder es schafft, in diesem Buch Gott und den Himmel durch die Augen der kleinen Cecile näher zu bringen und sie dabei dennoch mit der Wissenschaft zu verknüpfen, denn Cecile will später Wissenschaftlerin werden, um Gott, der ja eigentlich doch auf der Erde ist, nachweisen zu können. Aber selbst wenn es ihr nicht gelingen würde, Gott zu beweisen, findet Jostein Gaarder in der Schöpfung unendlich viele Wunder, die es noch zu erforschen gibt.

In einer Welt in der immer mehr Menschen vom Glauben abfallen, ist es vielleicht ganz wichtig, gerade Kindern eine neue Sicht auf Gott zu eröffnen. So zum Beispiel, dass Gott selber immer wieder über seine Schöpfung überrascht ist und sie deswegen so einmalig ist, weil sie ist, wie sie ist. Vermutlich ist so etwas in dieser Zeit leichter mit dem modernen Weltbild zu vereinen als die manchmal starren Vorstellungen von Gott, die uns, hauptsächlich von der Kirche, vorgegeben werden.

Und genauso eindrucksvoll wie die Geschichte selbst, so regt auch sein Schlusszitat aus der Bibel zum Nachdenken an: "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleich wie ich erkannt bin" (I. Korinther, 13. Kapitel, Vers 12)

Es ist auf jeden Fall ein lesenwertes Buch und auch Kindern zu empfehlen, denn spätestens mit dem Religionsunterricht werden Kinder mit der Gottesproblematik konfrontiert und es gibt wohl kaum ein Buch, in dem mit so viel Einfühlungsvermögen Gott dem Leser näher gebracht wird. Dies ist wichtig, da gerade Gott und andere Sachen, an die man nur glauben kann, oft ein beliebtes Streitthema sind, speziell wenn es um Schicksalsschläge im Leben geht. Aber auch erwachsenen Lesern kann man dieses Buch nur ans Herz legen, denn die Geschichte ist einfach nur rührend und hält auch für den Erwachsenen sicher die eine oder andere neue Idee über Gott parat.