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Früher gehörte die Bibel zweifellos nicht nur zu den meist gedruckten Büchern der Welt, sie wurde auch täglich gelesen. Dies ist heutzutage nicht mehr, oder nicht mehr in so vielen Haushalten, der Fall. Dennoch besteht in vielen Familien der Wunsch, den Kindern dieses Werk nahe zu bringen. Nicht immer aus religiösen, sondern vermehrt auch aus kultureller Sicht. Egal warum, es ist nicht leicht, die tausenden Texte, unzähligen weniger interessanten und stilistisch nicht immer kindgerechten Geschichten zu sortieren und eine Vorauswahl zu treffen, die dem Nachwuchs die ganze Sache nicht von vorne herein verleidet.
Einfacher kann man es sich machen, indem man auf "Die große Coppenrath Kinderbibel" zurückgreift. Hier werden sechzig Texte vorgestellt, die einen ersten Zugang zu diesem in jeder Hinsicht einmaligen Buch ermöglichen. Im Stil einfach gehalten, vermögen die kurzen Geschichten Kinder ab sieben Jahren zu fesseln.
Zweiundzwanzig Texte des Alten Testaments und achtunddreißig des Neuen Testaments hat Dietrich Steinwede ausgesucht, gekürzt und in eine moderne Schriftform gebracht. Dazu hat Wasyl Bagdaschwili sehr viele Bilder gemalt und gezeichnet, die den Inhalt oder einen wichtigen Aspekt der Geschichte widerspiegeln sollen.
Beim ersten Durchblättern fallen die unzähligen, stilistisch an alte Gemälde aus Jahrhunderte alten Bibelausgaben erinnernden, Bilder auf. Es sind in sanften Farben gehaltene, wunderschöne und sehr liebevoll ausgestaltete Bilder, die vor allem den kleineren Betrachtern sehr gut gefallen. Sie versinken förmlich in den oft großformatigen Zeichnungen und möchten gar nicht mehr weiter blättern.
Auch der Vorleser freut sich. Über den einfachen, kurzen Text, die klare Botschaft, den wundervoll warmherzigen Ton dieser Geschichten.
Hier hat der Historiker, Germanist, Universitäts-Dozent und Religionslehrer Steinwede vor allem letzeres Amt zum Vorbild genommen und weniger die eher wissenschaftlichen Berufe, die der fast Achtzigjährige in seinem Leben ausgeübt hat.
Naturgemäß fehlen unzählige Texte, machen sich für den Bibelkenner Lücken breit, die kaum überbrückbar sind. Doch für den Laien und abendlichen Vorleser, den Atheisten oder nicht mehr Bibelfesten, für den rein an den herrlichen, Jahrtausende alten Geschichten Interessierten sind diese sechzig Geschichten ein riesiger Fundus, der Monate lang Gelegenheit bietet, dem Nachwuchs die Bibel nahe zu bringen. Und auch der Erwachsene, der das Mammutwerk vielleicht im Regal stehen hat, sei der ein oder andere Blick in diese Kinderbibel empfohlen - es lohnt sich. Und nicht nur wegen der gelungenen modernisierten Geschichten, sondern auch wegen der schönen Bilder von Wasyl Bagdaschwili. Eins dieser Bilder - die Schöpfungsszene mit Adam und Eva - findet sich als Poster am Ende des Buches eingeschoben. Dieses vier Seiten große Bild wird wohl bei vielen kleinen Kindern an der Zimmerwand enden - und das ist vielleicht die schönste Art, ein uraltes Buch und sein für die kulturelle und religiöse Entwicklung der Menschheit so wichtiges Dokument auch heute noch zu ehren.
Sehr positiv fällt auch die Einleitung von Dietrich Steinwede auf. Sie blickt über den Tellerrand und vermittelt eine moderne Sicht auf die alten Texte. Sie gibt aber gleichzeitig einen Rahmen vor, der auch der heutigen Generation eine Verantwortung überträgt, dieses Dokument nicht zu vergessen oder gering zu schätzen oder aus der Sicht der modernen Wissenschaften für überholt anzusehen.