Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Wäre Tom bloß im Bett geblieben. Schon beim Aufstehen ist dem Neunjährigen klar, dass es einer dieser Tage ist, die für alle anderen sehr viel Spaß mit sich bringen - allerdings auf seine Kosten. Ob beim Frühstück, in der Schule, auf dem Nachhauseweg oder abends beim Essen, alles geht schief.
Und gerade als Tom beschließt, ins Bett zu gehen und jedem weiteren Unglück aus dem Weg zu gehen, soll er in den Keller. Ausgerechnet in den Keller, in dieses spinnenverseuchte, dunkle, modrige und absolut gruselige Gewölbe. Doch seine Mutter ist unerbittlich, Tom muss zwei Flaschen Orangensaft holen. Kaum ist er in dem staubigen Raum angekommen, zerplatzt die Glühbirne und die Tür fällt ins Schloss. Da steht Tom nun, bibbernd und zitternd in völliger Dunkelheit. Doch als hinter der alten Kiste ein leuchtend grünes, riesiges Gespenst aufsteigt und nach ihm greift, ist es um Tom geschehen. Schreiend reißt er die Kellertür auf und flieht.
Klar, dass niemand ihm glaubt. Aber das er mit seiner zickigen Schwester Lola nochmal in den Keller soll, ist wirklich die Krönung. Natürlich verspottet ihn Lola ausgiebig, vor allem, nachdem sich im Keller nichts, aber auch gar nichts rührt. Nur Tom sieht die ekelhafte Gestalt winken.
Da niemand ihm helfen will, bleibt ihm nur die Hoffnung auf Oma, die versteht ihn nämlich. Und Oma hat tatsächlich die rettende Idee. Sie schickt Tom zu ihrer Freundin Hedwig Kümmelsaft. Die ist Expertin in Sachen Gespenster und wird Tom ganz bestimmt helfen. Nur leider hat niemand Tom gesagt, dass die Jagd auf Gespenster ihn mitten in der Nacht auf den Friedhof treiben wird und harmlose Gespenster wie das MUG - ein mäßig unheimliches Gespenst - in seinem Keller noch lange nicht das Schlimmste ist, was er mit Hedwig Kümmelsaft erleben wird.
1993 schrieb Cornelia Funke den ersten Teil der vierteiligen Serie "Die Gespensterjäger". Für Leseanfänger ab sieben Jahren gedacht, eroberte der erste Band schnell unzählige Kinder- und Erwachsenenherzen. Und auch sechzehn Jahre nach der Erstausgabe sind die vier Gespensterjäger-Bücher - nicht zuletzt dank der Anfang 2009 erschienenen Hörbuchfassungen - auf den Kinderbuch-Bestsellerlisten anzutreffen.
In einfachem Stil geschrieben, mit warmherzigen Humor versehen und gelegentlich richtig spannend unterhalten die Geschichten Kinder von sieben bis zwölf Jahren vorbildlich. Hier wird von einem ganz normalen Jungen, der vielleicht eine Spur tolpatschiger ist, als gewöhnlich zu erwarten, einiges an Mut, Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen verlangt. Obwohl der Kleine eigentlich eher ängstlich und still ist, wird er immer wieder zum Helden - vor allem, wenn es seiner Begleitung Hedwig Kümmelsaft oder ihm an den Kragen geht. Und das geht es in jeder Folge mehrmals.
Besonders gelungen sind die zahlreichen Illustrationen. Die akkuraten Zeichnungen sind von Cornelia Funke selbst und lockern die Geschichte wunderbar auf.
Wer dieser Serie eine Chance geben will, sollte unbedingt mit "Gespensterjäger auf eisiger Spur" beginnen. Hier werden Tom, Hedwig, Lola und die Lebensumstände des kleinen Jungen ausführlich vorgestellt. Dank einem Glossar kann man nicht nur einige der verwendeten Abkürzungen im Buch, wie MUG, nachschlagen, man hat auch einen Ausblick auf die verschiedensten Monster, die in späteren Büchern ihr Unwesen treiben - jedenfalls bis Tom und Hedwig Kümmelsaft auf den Plan treten. Und wenn auch die eigentliche Geschichte eher vorhersehbar ist und das Finale ein klein wenig enttäuscht, sind doch alle kleinen Zuhörer mehr als zufrieden und lechzen nach dem zweiten Band.