Das Internet ist heute beliebter denn je und die Zahl der Internetnutzer steigt weiterhin stark an. Kein Wunder also, dass es einige Geschäftsideen gibt, die sich einzig und allein auf das Internet stützen. Allerdings sollte man als Existenzgründer oder Unternehmensleiter vorsichtig sein und nicht glauben, dass allein der Begriff des Internet oder besser des Web 2.0., ein Begriff der weniger aus der Technik als vielmehr aus dem Marketing kommt, die Kassen füllt. Ganz im Gegenteil: Unternehmenserfolg im Web 2.0 bedeutet jede Menge Arbeit, da man sich nicht nur über aktuelle Trends, sondern auch über medienwissenschaftliche Aspekte informieren und diese in seine Konzepte einarbeiten muss. Welche Geschäftsmodelle im Internet funktionieren, möchte Stephan Lamprecht in diesem Buch vorstellen.

Nach einem Vorwort beginnt der Autor erst einmal mit einem Negativbeispiel. Boo.com war in den Neunzigern ein erfolgsversprechender Ansatz für ein Modehaus, das seine Waren einzig über das Internet verkauft. Allerdings wurde bei der Planung und Umsetzung so ziemlich jeder Fehler gemacht, der möglich war. Die Benutzer wurden nicht korrekt analysiert, die Technik war zu weit für ihre Zeit und die Besucher wurden zu langen Wartezeiten und Plugins genötigt. Aus heutiger Sicht kein Wunder, dass dieses Unternehmen nicht mehr am Markt ist. Außerdem gibt der Autor noch einige Beispiele aus der Dotcom-Krise und zieht daraus seine Lehren.

Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse der potenziellen Besucher und Kunden einer Webpräsenz. Hierbei werden viele Statistiken über Alter und andere Merkmale von Internetnutzern präsentiert. Besonders informativ ist auch die Studie über das Kaufverhalten im Internet. Das dritte Kapitel widmet sich aktuellen Trends im Internet. Darunter fallen beispielsweise die Authentizität und Personalisierung. Das vierte Kapitel zieht seine Schlüsse aus dem Vorangegangenen und stellt erfolgreiche Webpräsenzen vor. Beispiele dafür sind vor allem die Social Communities wie etwa StudiVZ und Facebook, aber auch Twitter. Das Ende des Buches bilden ein kleiner Überblick, was man beachten sollte, wenn man selbst im Internet erfolgreich sein möchte, und ein Stichwortregister.

Eins ist unbestritten: Das Internet bietet engagierten Unternehmen eine gute Werbe- und Verkaufsplattform, vorausgesetzt sie wissen, wie man sich im Internet vermarktet. Auf der anderen Seite kann das Internet aber auch jeden uninformierten Unternehmer gehörig aufs Kreuz legen, denn kaum an einer anderen Stelle ist die Konkurrenz so groß und das Angebot dermaßen unerschöpflich wie im Internet. Daher ist eine ausführliche Markt- und vor allem Benutzeranalyse unabdingbar. Das zweite Kapitel des Buches gibt im Bereich der Benutzeranalyse einige interessante Anhaltspunkte und bietet darüber hinaus als Fußnoten weiterführende Links zu Informationen. Das Kapitel ist - wie das gesamte Buch - in einem angenehmen Schreibstil geschrieben und gut lesbar. Es gibt einen groben Überblick und man sollte sich dann je nach Geschäftsidee weiterführende Informationen beschaffen.

Leider muss man das Lob für dieses Buch auf dem zweiten Kapitel beruhen lassen. Aufgrund des Untertitels erwartet man wirtschaftlich fundierte Geschäftsmodelle, leider erhält man aber nur jede Menge oberflächlich angeschnittene Beispiele und immer mal wieder den Kommentar, dass dies kein Geschäftsmodell im klassischen Sinne sei, das hier vorgestellt wird. Da fragt man sich, warum das dann im Untertitel so angepriesen wird.

Die Zielgruppe des Buches ist schwer zu bestimmen. Sicherlich soll es sich an Unternehmer richten, die überlegen, im Internet Werbung und Verkauf zu betreiben. Eine gute Grundidee soweit - allerdings sollte man durchaus davon ausgehen, dass sich jemand, der eine Geschäftsidee im Internet umsetzen möchte, bereits vorher mit dem Internet vertraut gemacht hat und regelmäßiger Nutzer desselbigen ist. Ansonsten sollte man wohl gleich die Finger davon lassen, da man niemals ein Gespür für die Entwicklung der Interessen im Internet entwickeln wird und somit das Projekt zum Scheitern verurteilt ist.
Kennt man sich aber im Internet auch nur oberflächlich aus, so ist dieses Buch absolut überflüssig. Immer wieder werden Social Communities im TV und auf anderem Wege beworben und mittlerweile sind die sozialen Netzwerke so riesig, dass man - ausgehend von einem ansatzweise intelligenten Unternehmer - davon ausgehen kann, dass derselbe entweder selbst Mitglied in mindestens einer Community ist oder aber zumindest weiß, was es ist. Dazu braucht man wahrlich kein Buch.

"Unternehmenserfolg 2.0" behandelt kaum ein Beispiel in die Tiefe gehend. Es werden ein paar Anregungen gegeben, dann ist man aber auf sich selbst gestellt. Mehr als ein "Hab ich mal von gehört." kann man nach dieser Lektüre nicht aufweisen und nur dafür braucht man kein kleines Buch für überteuerte 24,90 Euro, sondern kann einfach mal den Fernseher anwerfen und sich die Werbung anschauen. Als einziges Fazit bleibt dann nur noch: unnötig!