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Sonokos Onkel Jirikichi Suzuki hat noch eine Rechnung mit Kaito Kid offen. Endlich will der Multimillionär als derjenige aufs Titelblatt aller Zeitungen kommen, der den berühmten Dieb zur Strecke gebracht hat. Dafür hat er sich eine ganz besondere Falle ausgedacht. Mitten in einer belebten Fußgängerzone stellt er die unschätzbar wertvollen "Purple Nails" zur Schau. Diese zwei mehr als einhundert Karat schweren Amethyste, die einst Maria Theresia gehörten, sollen als Köder dienen. Wenn Kaito Kid dann auftaucht, schnellen vier Drahtgitter nach oben und setzen den Dieb fest. Und tatsächlich, inmitten des Trubels zu Beginn der Ausstellung erscheint Kaito Kid und schnappt sich einen der Edelsteine. Als die Gitter jeden Fluchtweg versperren, kündigt der gerissene Dieb an, sich zu teleportieren. Die verblüffte Menschenmenge - unter ihnen auch Conan und seine Freunde - ist fassungslos, als zehn Sekunden, nachdem der Dieb in einer Rauchwolke zu verschwinden scheint, er dreißig Meter höher auf dem Dach des benachbarten Hochhauses zu sehen ist, winkt und sich dankend verabschiedet. Kann Kaito Kid wirklich zaubern?
Conan und seine Schulfreunde sind mit Professor Agasa zu einem kurzen Zelturlaub aufgebrochen. Dumm nur, dass ihnen mitten im einsamen Bergland der Sprit ausgeht. Der junge Mann, der in einem Rolls Royce anhält und fragt, ob er ihnen helfen kann, scheint die Rettung zu sein. Doch als Agasa ihm erklärt, warum sie liegen geblieben sind, lacht er nur, macht eine hämische Bemerkung und braust davon. Noch bevor sich die Wut der Kinder gelegt hat, gibt es weiter oben am Hang eine Explosion. Conan eilt mit den anderen die Straße zu einem einsamen Anwesen hinauf. Dort finden sie die Hausbewohner völlig aufgelöst vor der Garage des Hauses stehend vor. Darin ist der junge Mann, der Agasa und den Kindern eben einen so fiesen Streich spielte, umgekommen. Er ist scheinbar aus dem Auto gestiegen und in der durch eine weggeworfene Zigarette ausgelösten Explosion ohne jede Fremdeinwirkung verbrannt. Ein Unfall also? Conan mag nicht so recht daran glauben.
In der Stadt finden sich mit seltsamen Zeichen bemalte Papierflugzeuge. Der neue Untermieter, den Conan und Agasa in der Wohnung von Shinichi einquartiert haben, und Conan liefern sich ein von Ran ausgelöstes Detektiv-Duell. Wer von ihnen findet zuerst heraus, was es mit den Zeichen auf sich hat, die von Tag zu Tag anders aussehen? Beide glauben bald, dass die in allen Medien groß aufgemachte Entführung eines reichen Industriellen damit zusammenhängt. Der Täter wurde von der Polizei bei der Geldübergabe erschossen. Wo aber ist das Opfer?
Betrachtet man die drei im nunmehr 61. Band des kleinen, durch ein Gift vom berühmten Oberschüler-Detektiv zum Grundschüler geschrumpften Conan versammelten Kriminalfälle rein logisch, fällt das Urteil eindeutig aus: reinster Schwachsinn. Da verschwindet ein Mensch inmitten einer Menschenmenge, ohne dass diese irgendetwas bemerkt, und taucht Sekunden später auf einem Hochhausdach wieder auf. Ein Mord geschieht - Achtung: Spoiler - allein durch die Ausnutzung der elektrischen Funken, die ein Wollpulli auslöst, inklusive weiterer unglaubwürdiger Zutaten. Und ein Entführungsopfer wird gefunden, weil es eine unlesbare, kryptische Botschaft auf Papierflugzeugen dem Wind anvertraut.
Nein, mit gesundem Menschenverstand haben diese drei Kriminalfälle nichts gemein. Hier hat Gosho Aoyama weder die Motive der Täter noch die in der Realität geltenden physikalischen Gesetze beachtet. Das ist seinen Fans zwar egal und Conan-Geschädigte werden dennoch nicht zögern, auch den neuesten Band zu erwerben. Doch wenn man zurückblickt und neben dem reinen Klamauk, der immer wieder von Aoyama eingestreut wurde, Fälle in Augenschein nimmt, die so genial wie logisch, so faszinierend inszeniert wie perfekt begründet, wunderbar hergeleitet erzählt und gezeichnet und von Conan wirklich bravourös gelöst werden, kommen einem die Tränen. Denn im Band 61 stimmt nichts. Und witzig ist er auch nicht.
Wären nicht die grandiosen Zeichnungen Aoyamas, die herrlich unkonventionelle Ai, die mit ihren trockenen Kommentaren noch fast jeden Dialog rettet, und die stille Ran mit ihrer Sehnsucht nach Shinichi, Band 61 wäre ein absolutes Desaster.
Es wirkt einfach nicht überzeugend, wenn eine Horde Grundschüler neben einer Brandleiche cool ermittelt oder Motive wie der liegen gebliebene Wagen Agasas - natürlich in totaler Einsamkeit, inklusive der in der Nähe befindlichen geheimnisvollen Villa - immer wieder auftauchen. Auch Kaito Kid und seine Drahtseiltricks sind in der zehnten Version einfach nicht mehr originell.
Nein, dieser Band ist Manga zum Abgewöhnen - es sei denn, man verzeiht Aoyama und Conan einfach alles, Hauptsache es geht weiter.