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Es ist ein ganz normaler Ferientag, als sich Dima von einem Reporter fotografieren lässt. All seine Freunde sind in Urlaub gefahren, im nächsten Jahr wird er von der siebten in die neunte Klasse versetzt wegen einer Schulreform und er langweilt sich schrecklich. Diese Überlegungen rücken jedoch absolut in den Hintergrund, als ihm bei dem Foto des Fotografen dunkel vor Augen wird und er auf dem Strand einer Insel landet.
Als er sich orientiert, sieht sich Dima mit Jugendlichen in seinem Alter konfrontiert, die ihn herzlich begrüßen. Damit er nicht zu sehr verschreckt wird, weisen sie ihn erst langsam in alle Einzelheiten ein. Er ist, wie sie alle, auf einem Archipel gestrandet, das vierzig Inseln umfasst. Auf jeder Insel steht eine Burg, die mit Lebensmitteln, Verbandzeug und Waffen versorgt wird. Je drei Brücken gehen von einer Insel aus auf andere Inseln. Nachts, durch die Abkühlung, ziehen sie sich zusammen, so dass niemand hinübergelangen kann. So können alle nachts ruhig schlafen. Doch tagsüber bilden die Brücken Übergänge zu anderen Inseln, die es zu bewachen gilt.
Das Ziel des großen Spiels ist es, alle vierzig Inseln zu erobern. Wenn dies einem gelingt, dann darf man wieder nach Hause zurück. Natürlich ergibt sich niemand freiwillig. Deshalb besitzen die Jugendlichen auch Schwerter, mit denen sie Feinde in die Flucht schlagen oder töten können. Noch nie ist es gelungen, alle Inseln zu erobern und stets kommt für die gefallenen Jugendlichen Nachschub von der Erde. In Wirklichkeit jedoch, findet Dima bald heraus, ist all dies lediglich ein Experiment seltsamer Außerirdischer, die jede ihrer Bewegungen verfolgen. Sie haben geheime Spione unter den Kindern und bestrafen das Brechen der Spielregeln mit eiserner Härte. Dima möchte nur wieder nach Hause, doch es sieht so aus, als müsse er gemeinsam mit den anderen auf den Inseln so lange töten, bis er selbst getötet wird.
"Die Ritter der vierzig Inseln" ist ein Jugendroman, der langsam beginnt, um sich bis zum Ende immer weiter in der Spannung zu steigern. Allerdings steht hier die Grundgeschichte eher ein wenig im Hintergrund. Denn wichtig sind vor allen Dingen die Hauptpersonen, ihre einzelnen Motive und ihre Versuche, der ihnen aufgezwungenen Gewalt Herr zu werden, sie in ihr Lebensbild zu integrieren oder sie zu vermeiden, wenn es möglich ist. Hass, Verzweiflung, Wut, Trauer, Liebe und Hoffnung sind die Gefühle, mit denen sich Dima und damit der Leser konfrontiert sieht. Im Kleinen blühen so auf den Inseln die Möglichkeiten der Gesellschaftsmodelle auf der Erde immer wieder von Neuem auf. Was dann natürlich die Frage aufwirft, ob der Mensch, beziehungsweise in diesem Fall Dima, sich dem endlosen Zyklus der Gewalt gemeinsam mit seinen Freunden entziehen kann oder ob das "Große Spiel" bis in alle Ewigkeit weiterlaufen wird.
Mehr als eine spannende Abenteuergeschichte mit Science-Fiction-Elementen ist dieser Jugendroman eine wunderbar verpackte Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt. Das einzige, was stört ist, dass diese kurze Geschichte durch die unnötig große Schrift zu einem Roman aufgeblasen wird. Hier hätte eine schöne Taschenbuchausgabe den gleichen Nutzen erfüllt, zumal man so damit angeregt hätte, das Buch auch als Schullektüre zu verwenden, denn das Potential dazu hat es durchaus.