Achtung, wer die ersten vier Teile der Serie rund um Gregor noch nicht gelesen oder gehört hat, sollte die folgende Inhaltsangabe überspringen. Sie fußt wesentlich auf den Ereignissen, die in "Gregor und die graue Prophezeiung", "Gregor und der Schlüssel zur Macht", "Gregor und der Spiegel der Wahrheit" und in "Gregor und der Fluch des Unterlandes" stattgefunden haben.

Kaum ist Gregor wieder in Regalia, überschlagen sich die Ereignisse. Die Ratten greifen an und der finale Kampf zwischen den Nagern und den Menschen des Unterlandes steht unmittelbar bevor. Nur Gregor kann die Menschen retten, zumindest deutet die Prophezeiung der Zeit darauf hin. Diese vierhundert Jahre alten, in Stein gemeißelten Voraussagen des Gründers von Regalia, Bartholomäus von Sandwich, deuten jedoch nicht nur unmissverständlich auf den Überländer Gregor hin, sie sagen auch seinen Tod in dem bevorstehenden Kampf voraus.
Dennoch bleibt Gregor in Regalia. Nicht nur seine Mutter, die einen schweren Rückfall erlitten hat, auch die Anwesenheit von Boots, seiner dreijährigen Schwester, machen eine Flucht an das über ihnen liegende New York unmöglich. Zu allem Übel wird auch noch Soloved, die ihn hassende Großmutter von Luxa, zur Heerführerin ernannt. Als auch noch Lizzie, Gregors zweite Schwester, in Regalia auftaucht und gemäß der Prophezeiung als diejenige angesehen wird, die den Code, der die Nachrichten der Ratten verschlüsselt, zu lösen im Stande ist, kann Gregor nicht anders: Er akzeptiert seine Rolle, auch wenn sein Tod notwendiger Bestandteil des Sieges in diesem grausamen Krieg zu sein scheint. Nur Ripred, der Rattenwüter, der Gregor ausgebildet hat, hält nichts von den Prophezeiungen. Seiner Meinung nach war Sandwich ein Verrückter und die Prophezeiungen sind unheilschwangerer, leicht misszudeutender Blödsinn. Doch er steht mit dieser Ansicht alleine da und selbst Gregor kann nicht umhin, die vielen eingetroffenen Voraussagen Sandwichs zu akzeptieren.

Der fünfte und letzte Teil der Saga rund um den Überländer Gregor, der vom einfachen Jungen zum gefürchteten Wüter der Unterländer-Horden wird, ist ein fulminanter Schlussakt in einer äußerst erfolgreichen Serie. Nicht nur die Bücher, auch die fünf Hörbuchproduktionen erfreuen sich größter Beliebtheit beim Publikum. Denn nicht nur die fantasievolle, spannende und - selten im Fantasy-Genre und in der Kinder- und Jugendliteratur - sehr düstere Saga lädt dazu ein, gehört zu werden, auch die perfekte Inszenierung als "szenische Lesung" macht Freude.

Mehr als zwanzig Rollen, meist grandios und absolut exzellent in ihrer persönlichen Ausformung des jeweiligen Charakters gesprochen, hat Regisseurin Theresia Singer zu einem ganz außergewöhnlichen Hörerlebnis geformt. Auch die wunderbar tragische, melancholisch-düstere Musik, die von Henrik Albrecht für diese Hörbücher eigens komponiert wurde, passt hervorragend zu dem Text. Vor allem die Cello-Passagen gehen unter die Haut, aber auch Violine und Kontrabass passen perfekt zu den düsteren Unterwelten der Suzanne Collins.

Über allem schwebt die Leistung des Erzählers Matthias Haase. Er macht vergessen, dass einige der Kinderrollen vielleicht nicht ganz so professionell klingen, wie sie es in einer solchen Produktion müssten. Er trägt jedoch nicht allein die Last dieser oft traurigen, mit bitteren Momenten versehenen Geschichte. Nie kann man sich sicher sein, wer als nächster stirbt, hart an der Grenze des Erträglichen ist der Gang der Ereignisse des Öfteren und fast tragisch das Ende. Auch die kleinsten Nebenrollen faszinieren nachhaltig. Der Schrei des Fluchs, der weißen Ratte, die die Armee der Nager anführt, ist kaum zu übertreffen. Hier hat Robert Selbach Hörbuch-Geschichte geschrieben. Auch die Stimme Ripreds - Jürg Löw - kann man gar nicht genug loben. Ihm gelingt die Härte und Grausamkeit dieses Kriegers ebenso wie seine sanfte Seite.


Am Ende dieser vier CDs und der dreihundertsechzehn Minuten Lesung - oder besser gesagt der insgesamt zwanzig CDs der gesamten Serie - ist man zutiefst erschüttert über das Schicksal der Unterländer, die grausame Welt und die schwierige Zukunft für Fledermäuse, Kakerlaken, Ratten, Mäuse und Unterländer und über das Schicksal Gregors - denn wer ein strahlendes Happy End erwartet, sollte nicht Suzanne Collins lesen.

Der fünfte Teil dieser Saga ist die Krönung. In jeder Hinsicht wird hier Grandioses geboten. Jedoch nur für den, der die ersten vier Teile gelesen oder gehört hat - für alle anderen bleiben die Ereignisse unverständlich.