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In einem Abwasserkanal in Brighton wird die bereits skelettierte Leiche einer Frau gefunden - ein neuer Fall für Detective Superintendent Roy Grace und sein Team. Doch wer war die Tote und wie gelangte sie in den Kanal?
Der Fall kommt erst in Bewegung, als tausende von Meilen entfernt in Melbourne eine weitere Frauenleiche gefunden wird. Nach der mühsamen Identifizierung wird klar: Die beiden Fälle haben offenbar eine Verbindung, denn beide Frauen waren mit demselben Mann liiert. Der aber scheint über jeden Verdacht erhaben zu sein - Ronnie Wilson kam bei den Anschlägen auf das World Trade Center ums Leben.
Während Roy Grace noch versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen, hat für eine dritte Frau aus Brighton ein Wettlauf um Leben und Tod begonnen
"So gut wie tot" ist der vierte Teil der Krimis um den markanten Brightoner Ermittler Roy Grace. Wie immer spielt auch hier ein Teil von Grace Privatleben eine Rolle - einerseits seine Beziehung zu der schönen Cleo, andererseits die Tatsache, dass seine Frau Sandy vor neun Jahren spurlos verschwand. Jeder neue Leichenfund ist somit für Grace eine große Belastung, denn er kann sich nie sicher sein, ob es sich dabei nicht um Sandy handelt.
Wie viele andere Autoren hat sich Peter James von den Anschlägen vom 11. September 2001 inspirieren lassen und seine Geschichte um dieses Ereignis herum aufgebaut. Daher springt das Hörbuch zwischen mehreren Zeitebenen und Orten hin und her. Nur häppchenweise wird enthüllt, was am 11. September 2001 geschah und wie diese Ereignisse mit dem aktuellen Fall aus 2007 zusammenhängen. Hinzu kommt ein weiterer Handlungsstrang in der Gegenwart, in dem Abby Dawson, eine junge Frau aus Brighton, bedroht und verfolgt wird - und natürlich gibt es auch hier eine Verbindung und eine falsche Fährte, auf die der Hörer gelockt wird.
Die Story selbst ist zwar clever und schlüssig ausgedacht, allerdings wird durch den dauernden Wechsel von Zeit und Ort auch die Spannung sehr stark herausgenommen. Eben fiebert man noch mit Abby mit - hierbei handelt es sich um die packendsten Stellen im Hörbuch, der Rest ist wesentlich beschaulicher -, dann wird man auf einmal wieder zurückversetzt in 2001. So wird zwar geschickt alles nur nach und nach enthüllt und der Hörer bei der Stange gehalten, aber es geht eben auf Kosten der atemlosen Spannung, die ja sonst ein Markenzeichen von James Stories ist. Der 11. September 2001 als Dreh- und Angelpunkt ist allerdings eine interessante Idee, die Schwung in die Handlung bringt und die Katastrophe einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet.
Insgesamt ist "So gut wie tot" sehr viel zahmer als die drei Vorgänger, zumindest was die Schilderung von Gewalt angeht - hier gibt es keine lebendig Begrabenen, keine Snuff-Videos und auch keine gruseligen Killer mit Gasmasken. Das Drumherum, also Grace Privatleben, wird nur sehr am Rande behandelt, zumal die Lesefassung ja auch noch gekürzt ist. Cleo ist diesmal wirklich nur Zaungast und die Geschichte um die verschollene Sandy wirkt mittlerweile mehr wie ein Mittel zum Zweck, damit man auch den nächsten Roy-Grace-Roman liest. Einzig die Feindschaft zwischen Grace und seinem verhassten Kollegen sorgt für ein wenig Reiberei und Spannung. Peter James sollte für kommende Teile der Reihe zumindest etwas mehr Licht ins Dunkel bringen und die Geschichte um Grace Frau endlich weiter vorantreiben - zum Glück gibt es am Ende einen verheißungsvollen Hinweis in diese Richtung!
"So gut wie tot" ist, wie von Peter James nicht anders zu erwarten, ein guter Krimi und durchaus spannend, die Hörbuchumsetzung wirkt allerdings über weite Strecken etwas spannungsarm und langsam. Dem Sprecher Hans Jürgen Stockerl kann man eigentlich keinen Vorwurf machen; er liest gewohnt angenehm, vielleicht etwas zu ruhig, aber ansprechend, so dass sich zwar keine nervenzerreißende Spannung vor dem Lautsprecher einstellen mag, aber doch gute Unterhaltung für Fans von Krimis und vor allem von Roy Grace. Die ungekürzte Romanfassung ist dennoch besser!