Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Frankenberg in den achtziger Jahren: Die achtzehnjährige Melissa kann ihr Glück kaum fassen. Endlich hat sie die Möglichkeit bekommen, in Freiheit zu leben! Ihr ganzes Leben lang war sie eine Gefangene im Haus ihres Vaters, der sie seit dem Tod der Mutter bei ihrer Geburt von allem Übel da draußen bewahren wollte. Er brachte Melissa vieles bei, und anderes lernte sie aus Büchern. Doch nichts konnte sie auf das vorbereiten, was eines Tages geschieht: Ihr Vater stirbt bei einem Autounfall, und zum ersten Mal sieht sie andere Menschen außer ihrem Vater und der taubstummen Haushaltshilfe Marla. Doch die Polizisten, die Melissa kennenlernt, die Psychologin und der Jugendheimleiter können sie nur auf ihren ersten Schritten in der Freiheit begleiten, denn sie ist volljährig und kann nun tun und lassen, was sie will.
Das nutzt Melissa sogleich aus. Einem Traum folgend, in dem sie einen wundervollen Mann traf, sucht sie diesen nun in der realen Welt. Sie lernt Männer kennen, verbringt ihre Zeit mit langen Ausflügen und genießt ihr neues, unabhängiges Leben, das so viele Überraschungen für sie bereithält. Denn tatsächlich begegnet ihr der Mann aus ihren Träumen: Sie lernt Chris Garret, einen Musiker und Mädchenschwarm, kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Die beiden kommen zusammen und entdecken ihre gemeinsame Liebe zu Pferden, die ihrer Beziehung Halt und Kraft gibt. Als Melissa schwanger wird, könnte ihr gemeinsames Glück kaum noch schöner werden. Doch kurz nach der Hochzeit verschwindet Melissa plötzlich spurlos ?
Mit "Tochter der Einsamkeit" legt die Autorin Marion Gerber ihren ersten Roman vor. Ihre Liebe zur Musik und zu Pferden verarbeitet sie darin, bringt aber auch das Thema der ersten großen Liebe und das weitaus komplexere Thema der Freiheitsberaubung eines jungen Menschen mit ein. Dass all diese Komponenten zu viel des Guten sind, zeigt sich bereits auf den ersten hundert Seiten. Melissas Gefangenschaft liest sich größtenteils unglaubwürdig und banal und ist im Grunde kaum mehr als ein reizvolles Ausgangsszenario, durch das sich die Liebe zwischen ihr und Chris etwas anders entwickelt, als es unter normalen Umständen der Fall wäre. Denn letzten Endes verkommt die gute Idee über eine junge Frau, die ihr Leben lang eingesperrt war und endlich ihre Freiheit auskosten kann, zu einem belanglosen Kitschroman, der weder für jugendliche noch für erwachsene Leser wirklich empfehlenswert ist. Lediglich die Passagen, in denen es um die Pflege von Pferden und das Leben mit diesen Tieren geht, können überzeugen; hier spürt man deutlich die Leidenschaft der Autorin für das Reiten.
Wäre das vielleicht noch ausreichend für eine vorsichtige Empfehlung, macht dem leider der Stil des Romans einen Strich durch die Rechnung. Gestelzte und unrealistische Dialoge, teilweise minutiöse Beschreibungen aller vorkommenden Aktivitäten, Gespräche und Gedanken sowie eine arg schleppende, langweilige Handlung lassen auch die letzten positiven Aspekte schnell vergessen.
Mit einer unglaubwürdigen Geschichte, langweiligen Charakteren, schwachen Dialogen und Logiklöchern kann Marion Gerbers Debüt nicht empfohlen werden. Das einzig Gute an dem Roman "Tochter der Einsamkeit" sind die Passagen über Pferde, aber das reicht zu einer positiven Kritik leider nicht aus.