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Dem Gremlin Zee hat die Skinwalkerin Mercedes Thompson einiges zu verdanken: Er hat ihr einen dringend benötigten Job gegeben, nachdem sie vom College abgegangen war und jegliche Verbindungen zu ihrer Pflegefamilie - einem Rudel Werwölfe - gekappt hatte. Er bildete sie zur Automechanikerin aus und gewährte ihr schließlich sogar ein Darlehen, damit sie sich eine eigene Werkstatt kaufen konnte.
Klar, dass sie ihm zur Seite steht, als er ihre Hilfe benötigt.
Zee gehört dem Feenvolk an und wird des Mordes an gleich mehreren Mitgliedern seiner Zunft verdächtigt. Prekär an dieser Angelegenheit ist, dass nicht nur Mercy, sondern auch das Feenvolk sehr genau weiß, dass Zee nicht der Mörder sein kann. Da Letzteren jedoch nicht daran gelegen ist, dass die Menschen durch Untersuchungen dahinter kommen, was in den Reservaten, in die sich die Feen zurückgezogen haben, wirklich vor sich geht, sind sie nur allzu gern bereit, Zee als Sündenbock zu missbrauchen. Mercy wäre natürlich nicht Mercy, wenn sie das einfach so zulassen würde. Sehr zum Unmut ihrer Freunde beschließt sie deshalb, Beweise für Zees Unschuld zu suchen. Dadurch lenkt sie jedoch nicht nur das Missfallen einiger mächtiger Feenwesen auf sich, sondern auch die Aufmerksamkeit des eigentlichen Mörders
Für findige Leser ist es nicht wirklich eine Überraschung: Nach den Werwölfen in "Ruf des Mondes und den Vampiren in "Bann des Blutes muss sich die Titelheldin von Patrica Briggs erfolgreicher Urban Fantasy-Reihe um eine gestaltwandelnde Automechanikerin im vorliegenden Roman mit dem Feenvolk auseinandersetzen. Dieses war ebenso wie die beiden vorgenannten bereits in Mercys erstem Abenteuer als wichtige Gruppierung eingeführt worden und es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Leser - durch Mercys Augen - mehr über das geheimnisvolle, uralte Volk dieser Märchenwesen erfahren würden.
Das klingt zwar nach einem Romanplot, der am Reißbrett entstanden ist. Tatsächlich erweist sich diese Entscheidung nur als logische Konsequenz bereits früher ausgelegter Fäden. Die Fans der Reihe sind daran interessert, mehr über den kauzigen Zee und andere Wesen wie ihn zu erfahren - und Patricia Briggs befriedigt dieses Bedürfnis in "Spur der Nacht. Mercy besucht erstmals das Feen-Reservat der Tri Cities und entdeckt, dass dieser Ort alles andere ist als ein harmloser Rückzugsort, sondern ein verborgenes Reich mit nicht wenigen, magischen Geheimnissen.
Dass die Autorin ihr Handwerk versteht, merkt man bereits ihrem Romaneinstieg ein. Selten gelingt ein solcher in späteren Bänden einer ganzen Reihe gleichzeitig so humorvoll und kurzweilig wie hier. Nicht einmal eine halbe Seite benötigt die Autorin, um die wichtigsten Hauptfiguren grob zu skizzieren und so in die Handlung einzuführen, dass sie alte Bekannte nicht langweilt, neue Leser aber nicht im Dunkeln tappen lässt.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sollte aber dennoch darauf hingewiesen werden, dass "Spur der Nacht als mittlerweile dritter Band um die Gestaltwandlerin Mercy Thompson sich in erster Linie an Leser richtet, die auch die ersten beiden Abenteuer der charmanten Heldin mitverfolgt haben. Das liegt vor allem an den zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich seit "Ruf des Mondes, dem Auftaktband der Mercedes Thompson-Bücher, entwickelt haben. Sie hat es sich mit der Anführerin des lokalen Vampir-Clans verscherzt (auch wenn diese noch gar nichts davon weiß), pflegt aufgrund des freundschaftlichen Verhältnisses zu ihrem ehemaligen Lehrmeister Kontakte zum Feenvolk und, das erweist sich für sie in "Spur der Nacht als das Problematischste, muss sich zwischen zwei Werwölfen entscheiden, die beide schon seit geraumer Zeit um ihre Gunst buhlen.
Ein bisschen schade ist das schon, denn dadurch läuft das Buch Gefahr, in etwas seichtere Gewässer abzudriften. Das Mystery-Element und die Frage, welcher von Mercys Verehrern schlussendlich den Kürzeren zieht, bekommen von Briggs etwa gleich viel Platz eingeräumt. Hier wäre ein stärkerer Fokus auf die äußere Handlungsebene angeratener gewesen. Trotzdem muss man es der Autorin lassen, dass sie weiß, wie man Romanfiguren multidimensional und lebendig erscheinen und dass sie ihre Urban Fantasy nicht zu einem Romantasy-Schmachtfetzen verkommen lässt. Besonders schön ist außerdem, dass Briggs sich nicht, wie einige andere ihrer Zunft, zum Ende hin vergaloppiert, sondern sich die Zeit nimmt, ihren (diesmal sehr dramatischen und harten) Höhepunkt nicht nur vor-, sondern auch nachzubereiten. Der Schluss kommt nicht plötzlich, der Roman klingt vielmehr aus und nimmt sich die Zeit, Motivationen zu durchleuchten und offene Fragen zu beantworten.
Obwohl "Spur der Nacht in einigen Punkten vielleicht etwas schwächer sein mag als "Bann des Blutes, gehört Patrica Briggs Reihe um Mercy Thompson noch immer zu den qualitativ hochwertigeren Urban Fantasy-Reihen. Das macht gewaltigen Appetit auf mehr!