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Sicher hat sich jeder, der gelegentlich einen Fotoapparat zur Hand nimmt, schon einmal an Blumen oder ähnlich kleinen Objekten versucht - oder an attraktiven kleinen Ausschnitten eines Ganzen, etwa eines markanten Details an einem Zaun. Oft führt dies zu Enttäuschungen, Erfolge können aber eine wahre Obsession für das Kleine oder das Detail zur Folge haben.
Hat man sich erst einmal auf die Nah- und Makrofotografie eingelassen, so lohnt sich die Anschaffung eines Ratgebers zum Thema, denn einfach ist die Makrofotografie nicht gerade. Hilfestellungen bietet zum Beispiel das hier besprochene Buch, Werk eines erfahrenen Fotografen.
In der Einführung vermittelt der Autor einen Eindruck vom Reiz der Nah- und Makrofotografie und der Fülle an Motiven und Umsetzungsmöglichkeiten, die sich in diesem Rahmen anbieten. Es schließt sich ein Kapitel zu den einsetzbaren Kameras und nützlichem beziehungsweise notwendigem Zubehör an, wobei der Autor recht gründlich auf die Fähigkeiten der Kompaktkameras eingeht, auch wenn die nachfolgenden Kapitel naturgemäß eher aus der Spiegelreflex-Warte hervorgehen.
Auf diesen vorwiegend technischen Abschnitt folgt eine gründliche Ausführung zu den möglichen Motiven - kapitelweise allgemeine Motive, wie sie einem oft auch zufällig begegnen, von Menschen Hergestelltes, Strukturen wie Wasseroberflächen und -tropfen, interessante Motive in der Natur, Blumen, Tiere (mit Schwerpunkt Tierdetails), als Extrakapitel Insekten und schließlich Arrangements, insbesondere im Rahmen der Nahfotografie. Auch Licht und Feuer sind als Motive Themen in diesem Buch.
Der dritte Abschnitt befasst sich mit dem digitalen Bearbeiten und Verwalten der Fotos. Dabei geht es um die Optimierung von Bildern, etwa hinsichtlich Schärfe, Kontrast und Rauschen, um die von RAW-Dateien gebotenen Möglichkeiten und um allerlei unter Umständen reizvolle Verfremdungen. Ein Kapitel hat zudem die möglichst effektive Verwaltung und die Präsentation von Fotos zum Inhalt: sei es im Internet, sei es als simpler Ausdruck oder auch als Fotobuch, eine neuerdings immer beliebtere Option.
Den Abschluss bilden Glossar und Stichwortverzeichnis.
Michael Gradias ist Fotograf mit Leib und Seele, wie dieses Buch zeigt. Es weist einen recht persönlichen Zuschnitt auf, und von professioneller Überheblichkeit gegenüber dem noch unbedarften Leser kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, der Leser darf an einer faszinierenden Beschäftigung des Autors teilhaben.
Auch aus diesem Grund eignet sich das Buch bestens für Anfänger in Bezug auf anspruchsvolles Fotografieren. Dass eingangs auch auf Kompaktkameras eingegangen wird, sollte den mit einer solchen bestückten Leser nicht in falscher Sicherheit wiegen: Im Verlauf der Lektüre wird er in sehr große Versuchung geraten, sich eine Spiegelreflexkamera und geeignete Objektive samt Makroblitz, Stativ und weiteren "Spielsachen" zuzulegen. Hierzu tragen vor allem die vielen ansprechenden Fotos bei, die zwar sämtlich durchaus hochwertig sind, die aber andererseits die Messlatte nicht zu hoch legen. Zu jedem Thema gibt es eine Fülle von Beispielen. Jedes Foto wurde, wie es sich gehört, mit Angaben zur verwendeten Ausrüstung und den Einstellungen versehen.
Das aus technischer Sicht Wissenswerte ist auch für Ungeübte bestens nachvollziehbar dargestellt, ebenso lässt sich auch das nützliche und anschauliche Kapitel zur Fotobearbeitung, -archivierung und -präsentation sehr gut verstehen, das sich übrigens an Photoshop Elements 7 orientiert. Doch das "Highlight" dieses Buchs im Gegensatz zu Werken mit vergleichbarer Thematik bildet definitiv der zweite Teil, der sich erstaunlich gründlich mit Motiven aller Art befasst - wie man sie findet, wie man sie fotografiert (hierzu gehören nicht zuletzt praktische Tipps zur Lebensweise von verschiedenen Tieren, aber auch viele Hinweise zur Bildgestaltung mittels Positionierung des Motivs, Freistellen, Wahl des Hintergrundes, Wahl des Objektivs und der Einstellungen und so weiter), und wie man Tücken des Objekts begegnen kann, teils auch durch Nachbearbeitung. Die Begeisterung und der Respekt des Autors für die Natur und alles Lebendige bilden in diesen Abschnitt eine wichtige Grundlage.
Für Anfänger unter den Makrofotografen eignet sich dieses Buch optimal, sogar für Menschen, die zuvor kaum einmal bewusst fotografiert haben. Wer sich bereits sozusagen zum "Bachelor" der Disziplin Makro- und Nahfotografie hochgearbeitet hat und hofft, sich anhand dieses Buchs zum "Master" fortzuentwickeln, wird eher enttäuscht sein, weshalb sich die Wertung auch auf die Erwartungen des Anfängers bezieht. Das heißt nicht, dass sich das Buch nicht für Fortgeschrittene eignet; gerade der Abschnitt über die Auswahl und Präsentation der Motive erweitert den Horizont und den Betätigungsbereich enorm.
Ein kurzweilig gestaltetes, dabei sehr informatives und anschauliches Buch über eines der spannendsten Gebiete der Fotografie!