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Patricia Highsmith, Minette Walters und Mary Higgins Clark gehören zu den weiblichen "Masters of Suspense": Sie verstehen es ausgezeichnet, Spannung aufzubauen und bisweilen fast bis zum Unerträglichen zu steigern. Und so darf man neugierig sein auf ein Hörbuch, das von jeder dieser drei großen Damen des Thrillers eine Kurzgeschichte enthält.
In der ersten Geschichte ist ein zunächst ganz normal erscheinender Broker dermaßen fasziniert vom Liebesspiel der Weinbergschnecken, die er eigentlich später zu verspeisen gedachte, dass er beginnt, Schnecken in seinem Arbeitszimmer zu züchten. Die aufwändigen Paarungen, vor allem aber das Schlüpfen der Jungen fesseln ihn so sehr, dass er dem Anwachsen der Population keinen Einhalt gebietet. Nachdem er einmal zwei Wochen lang aufgrund seiner beruflichen Belastung nicht dazu gekommen ist, nach seinen Lieblingen zu sehen, erwartet ihn im Arbeitszimmer eine Überraschung.
Alpträume einer von ihrer Kindheit gezeichneten Frau sind Gegenstand der zweiten Geschichte; auf Anraten ihres Arztes beginnt die Protagonistin mit ihrem sie vergötternden Mann einen Kurzurlaub in einem kleinen Ferienhaus. Damit, dass die Schatten ihrer Vergangenheit sie ausgerechnet dort mit Gewalt einholen würden, haben die beiden allerdings nicht gerechnet.
Die letzte Geschichte spielt in einem aus der Mode gekommenen englischen Badeort - und dies außerhalb der Saison. Dort lernt die Ich-Erzählerin ein altes Ehepaar kennen. Der Mann ist Trinker und scheint mit seinen Kriegserlebnissen nicht zurechtzukommen; seine Frau deckt ihn und findet auch dann Ausflüchte, als sie eines Tages mit einem blauen Auge daherkommt. Da wirkt es wie eine Fügung des Schicksals, dass der Mann eines Morgens die Treppe hinabstürzt.
Alle drei Autorinnen haben großartige Kriminalromane und Thriller verfasst, die zu Recht zu Bestsellern wurden. Dass Romanautoren jedoch nicht unbedingt auch mit Kurzprosa glänzen, zeigen die hier präsentierten Geschichten.
Sie sind nicht ohne Reiz und bieten aparte Unterhaltung; Patricia Highsmiths Schneckenidee ist durchaus unkonventionell, die anderen beiden Geschichten beruhen auf weniger originellen, nicht ganz "neuen" Grundgedanken. Wären sie spannender verfasst und führten sie zu einem ausgefallenen, verblüffenden Schluss, so könnten sie dennoch begeistern. Dies ist aber nicht der Fall. Sicher, die Geschichten warten mit düsteren Stimmungen und interessanten Psychogrammen auf, erwecken aber doch den Eindruck, als seien sie pflichtbewusst erledigte Auftragsarbeiten. Wie erwähnt, nicht ohne Unterhaltungswert, doch definitiv ohne jene "suspense", die man erwarten würde.
Auch die erste, weniger klassisch konzipierte Geschichte überzeugt nicht vollständig, zumal sich der Leser fragt, wie Tausende Schnecken wohl zwei Wochen lang in einem abgeschlossenen Zimmer überleben können. Hier findet sich dann aber doch ein origineller, wenngleich nicht völlig unerwarteter Schluss.
Mehr als die Geschichten überzeugen die Sprecherinnen, die man aus dem Fernsehen kennt, und die durch ihren packenden Vortrag letztlich doch einige Mängel der Geschichten zu kompensieren wissen, sodass es sich lohnt, die Beiträge einfach als kurzweilige, nette Geschichten anzuhören.
Als Krimi-Kurzgeschichten, wie man sie aus der Feder oder Tastatur der Weltklasse-Autorinnen erwarten würde, sind diese drei Werke eher ein Reinfall.