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Der Gentlemen-Sport Snooker erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance, hervorgerufen durch eine bessere Berichterstattung über die wichtigsten Turniere (hierzulande via Eurosport) und eine Weltspitze exzellenter Spieler wie Ronnie OSullivan oder Mark Selby, die das Publikum mit ihrem Spiel zu begeistern wissen. Das Interesse für Snooker steigt also und der ein oder andere möchte auch auf dem heimischen PC dem Spiel auf dem grünen Tisch frönen.
Das kann er nun mit Blade Interactives Snooker-Simulation "World Snooker Championship Real 09". Diese ist ausgestattet mit der offiziellen WSC-Lizenz, weshalb nicht nur sämtliche Turniere an den Originalschauplätzen nachgespielt werden können, sondern auch die 32 besten Spieler der Weltrangliste antreten - und ebenso schwer zu besiegen sind wie wohl auch in der Realität. Denn "WSC Real 09" ist kein schnelles Arcadespiel, sondern eine gewissenhafte Simulation mit komplexer Steuerung, die erst erlernt sein will.
Zunächst gilt es, sich ein Profil anzulegen, das heisst: seinen eigenen Spieler zu kreieren. Gesicht, Körperbau und Anzug können im "Dressing Room" individuell ausgewählt werden. Hier wird man auch bereits Zeuge von der 3D-Umgebung, die recht realistisch, wenn auch unterkühlt, erscheint. Im Club Room kann der frischgebackene Spieler sich am Trainingstisch üben und die verschiedenen Spieltaktiken des Snookersports kennenlernen (Safeties, Snooker, Shots no nothing und so weiter). Auch das Freie Spiel gegen ein Clubmitglied oder ein Quick Play (in dem man in die Rolle eines Profispielers schlüpft) sind möglich. Hauptaugenmerk liegt aber auf den Turnierspielen, und da heisst es, als zunächst niedrigrangiger Spieler die Qualifikationen zu bestehen. Das ist nicht einfach, denn die Gegner sind gut und machen selten Fehler. Man braucht schon etwas Geduld, um mit ihnen mitzuhalten.
Im Simulationsmodus kann man sich entweder per 3D-Ansicht um den Tisch herumbewegen oder die Draufsicht wählen (beide Perspektiven haben Vor- und Nachteile). Über eine Schaltfläche in der linken oberen Ecke (und mithilfe von Maus und Pfeiltasten) stellt man jeweils den Anspielpunkt der weißen Kugel, die Stoßstärke und den Queuwinkel ein. Das Programm berechnet derweil die wahrscheinliche Wirkung des Stoßes: ein weißer Pfeil zeigt die Schussbahn der Spielkugel, ein brauner Pfeil jene der angespielten Kugel und eine Schattierung die vermutliche Position der Spielkugel nach dem Stoß. Da insbesondere im Snooker das Positionsspiel von großer Bedeutung ist, um einen guten Break hinzulegen (also eine Serie, in der man abwechselnd rote und farbige Kugeln versenkt), sollte man diese Hilfsmittel nutzen. Zwar hat die Spielfigur auch "Skills", also Eigenschaften, auf bestimmte Schusssituationen, doch die beeinflussen die Schusspräzision nur minimal. Es kommt auf ein gutes Auge und taktisches Vorausdenken an.
Kommentiert wird das - ausschließlich auf englisch erhältliche - Programm von drei Originalreportern der Snookerliga, die im trockenen britischen Slang über den Spieler lästern, manchmal aber auch ein paar gute Hinweise geben ("Er wird sicher die rote Kugel nahe der gelben einlochen ..."). Leider wiederholen sich die Kommentare nach einer Weile (ein altbekanntes Problem von Sportspielen) und beginnen einen dann zu ärgern. Nicht minder ärgerlich ist die Speicherung des Spiels: nur zwischen zwei Matches, aber nicht mitten in einem Frame oder auch zwischen zwei Frames. Entscheidende Spielbälle können also nicht wiederholt werden, und ein Match mit mehreren Frames muss in einem Zug durchgespielt werden. Das erhöht Frust und Schwierigkeitsgrad enorm.
Die Ballphysik ist hervorragend gelungen; die Kugeln verhalten sich sehr realistisch, und gerade im 3D-Modus ist ihr Lauf (mit schönen Reflektionen im Kugelrund) wirklich sehenswert. Hier macht "WSC Real 09" alles richtig - und auch in der Langzeitmotivation. Der Spieler baut im Verlauf seiner Karriere nicht nur die Skills aus, sondern bekommt auch Trophäen in Form von Zeitungsartikeln, Medaillen, Pokalen, und auch bessere Queues können im Lauf der Zeit erworben werden. Bis man allerdings wirklich in die Endrunden eines Turniers vorstoßen kann, muss man - fast wie im richtigen Leben - sehr viel üben. Man sollte also schon ein echter Snooker-Fan sein. Die "schnelle Kugel" schiebt man hier nicht.
Die flüssige Darstellung der 3D-Grafik fordert freilich seinen Preis. Einen 2GHz-Prozesor und 1 GB Ram sollte der Rechner schon unter der Haube haben, eine Grafikkarte mit PixelShader 3 ist ebenso Pflicht. Das sind edle Vorbedingungen für eine "schlichte" Snookersimulation. Das Gebotene überzeugt aber, und so kann dieses Spiel bedenkenlos empfohlen werden, für alle Snookerfans oder -spieler, die sich am PC üben wollen.