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Oliver, genannt Krach, ist Mitte zwanzig und wohnt mit Freunden in einer Männer-WG. Er möchte Schauspieler werden, doch wenige Tage vor seiner Aufnahmeprüfung hat er immer noch nicht seinen Text gelernt, sondern lieber einen neuen Job als Synchronsprecher für Ernie aus der Sesamstraße angenommen. Auch in der Liebe geht nicht alles wie geplant. Zwar ist er schon lange in Amelie verliebt - die Exfreundin eines seiner Mitbewohner - doch diese scheint sich aufgrund eines kleinen Helferkomplexes immer in den zu verlieben, der ihre Hilfe am nötigsten hat. Und das ist nicht Krach, sondern Gonzo, ebenfalls Mitbewohner der WG. Auch dass Krach eine Affäre mit Amelies bester Freundin beginnt, die er doch angeblich gar nicht mag, ist nicht hilfreich. Doch dieses Problem ist nur ein kleines im Vergleich dazu, dass Bauarbeiter regelmäßig Wasserleitungen oder Wände zerstören, alles im Auftrag des Vermieters, der die Jungs endlich aus ihrer Wohnung vertreiben möchte. Dazu kommen noch ein anderer Bewohner des Hauses, der anscheinend noch DDR-Zeiten hinterher trauert, eine russische Schlägerbande und die Galeriebetreiber aus dem Erdgeschoss, die sich in der WG breitmachen und allen auf die Nerven gehen.
Doch egal, wie chaotisch alles ist: Am Ende des Tages versammeln die Jungs sich mit ihren Freunden in der Küche um das Augustiner-Fass und alles ist, zumindest für den Moment, wieder gut.
Krachs Art, sich durch das Leben zu schlagen, ist bewundernswert. Egal was passiert, er behält die Ruhe und versucht, doch aus allem noch etwas Positives heraus zu ziehen, egal wie aussichtslos die Situation auch erscheint. Dabei ist er äußerst liebenswert beschrieben, es scheint, als könnte jede WG einen eigenen Krach gebrauchen. Auch die anderen Mitbewohner und ihre Problemchen und Eigenheiten erhalten Raum, ebenso die ganzen Besucher, die tagtäglich in der WG vorbei schauen.
Als würde eine WG, bestehend aus fünf Männern, nicht schon genug Stoff für einen lustigen Roman bieten, übertrifft Matthias Sachau sämtliche Erwartungen. Was er für ein Feuerwerk an skurrilen Ideen abfeuert, ist bewundernswert. Dabei erscheinen die ganzen Situationen trotz ihrer Skurrilität noch nicht einmal sonderlich übertrieben, sie sind mit einem trockenen Humor erzählt, der wirkt, als wäre das alles ganz normal: als würde jede WG abgehört werden, und dass die hauseigene Band für Angriffe von Russenschlägern sorgt, wäre auch normal und Galeriebesitzer, die jeden Satz mit Smiley aussprechen, ebenfalls.
Die Charaktere sind ebenso überzeichnet wie die Geschichte, allerdings erkennt man in jeder der Figuren reale Gestalten wieder. Ob es nun die schon erwähnten Galeriebesitzer sind oder aber der Hosenverkäufer eines Kleidergeschäfts, diese Gestalten laufen einem wirklich über den Weg.
"Kaltduscher" ist ein herrlich witziger Roman über die Skurrilität des Alltags einer Männer-WG, die doch eigentlich nur abends in Ruhe ihr Bier trinken will, sich aber mit allen möglichen Besonderheiten und Ereignissen herumschlagen muss.