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Für Arthur Conan Doyle war seine berühmte Figur des englischen Detektivs ein Zeitvertreib, den er sich nicht mehr leisten wollte, da er andere literarische Werke vorantreiben wollte. Doch die Beliebtheit Sherlock Holmes? machte sein Vorhaben zunichte. Und so wurde der Meisterdetektiv schriftstellerisch wieder aus den Tiefen der mörderischen Schlucht gezogen, so dass die Kurzgeschichten in "Die Rückkehr des Sherlock Holmes" erscheinen konnten.
Natürlich beginnt die Sammlung zuerst mit der spektakulären Rückkehr von Holmes, bei der er Watson zu Tode erschreckt und sowohl diesem als auch dem Leser erzählt, was wirklich mit ihm und Moriarty am Reichenbachfall geschehen ist. Doch den beiden Ermittlern ist keine Ruhe gegönnt, da neue Fälle auf sie warten. So verhelfen sie einem fast schon am Galgen hängenden Baumeister zur Freiheit, indem sie beweisen, dass sein Mordopfer selbst eine finstere Intrige gesponnen hat. Durch die tanzenden Männchen wird ein unbescholtener Ehemann verwirrt, da diese seine Frau in Verzweiflung stürzen. Fast einem Komplott zum Opfer fällt die "Einsame Radfahrerin", deren unbekannter Verehrer sie auf einsamen Straßen beschützt. Und ein entführter Junge wird schließlich an äußert überraschender Stelle wieder aufgefunden.
Mit dem "Schwarzen Peter" wird ein Mann ermordet, der jahrelang seine Familie terrorisiert hat und auch um den Tod des hinterhältigen "Charles Augustus Milverton" ist es nicht allzu schade. Kurioser wird es, als unschuldige Gipsbüsten von Napoleon mutwillig zerstört werden. Fast alltäglich scheint das Abschreiben von Prüfungsfragen in einer Universität, das jedoch Holmes aus seiner Lethargie reißt. Unfälle und Unglücke beherrschen dann darauf die Abenteuer in "Der goldene Kneifer" und "Der verschollene Three-Quarter". Ein weiterer Schuft wird in "Abbey Grange" ermordet, von einem Mörder mit reinem Herzen und auch "Der zweite Fleck" beinhaltet einen Täter, der sein Handeln zutiefst bereut.
"Die Rückkehr des Sherlock Holmes" beinhaltet wieder einmal sehr unterschiedliche und spannende Fälle um Sherlock Holmes und seinen Biographen Dr. Watson. Allerdings wirken einige Stellen so, als wären Arthur Conan Doyle die Energie ausgegangen, da er einige Details mutwillig weglässt und auslässt und dies stets damit begründet, dass diese nicht verraten werden dürften. Dennoch wird der Leser durch die interessanten Fälle davon entschädigt. Sehr auffallend ist, dass die Opfer der Kapitelverbrechen häufig selbst sehr skrupellose Mitmenschen sind. So gibt es einen toten Alkoholiker, einen brutalen cholerischen Schläger und einen hinterhältigen Erpresser, die allesamt von fremder Hand umgebracht werden. Und in den meisten Fällen behält Sherlock Holmes auch seine Ergebnisse für sich und leitet sie nicht an die Polizei weiter, wenn er dies für moralisch gerechtfertigt hält. Damit entfernt er sich ein Stück weiter von seiner früheren Linie, was ihn jedoch in den Augen des Leser nur umso sympathischer macht.
Eine beeindruckende und lesenswerte Sammlung spannender, unterhaltsamer und manchmal sehr kurioser Geschichten, die auch sprachlich sehr gut umgesetzt wurden, so dass man die britische Lebensart selbst durch die Übersetzung noch hindurchschimmern sieht.