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 Sophiechen und der Riese


Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Sophiechen lebt im Waisenhaus. Eines Nachts, als sie nicht schlafen kann, wird sie haargenau zur Geisterstunde auf etwas sehr Merkwürdiges vor ihrem Fenster aufmerksam: Ein riesenhafter Schatten ist dort draußen und macht sich am Schlafzimmerfenster der Nachbarskinder zu schaffen! Ehe Sophiechen so recht begreift, wie ihr geschieht, hat sich die riesenhafte Gestalt ihrem Fenster genähert - sie entpuppt sich tatsächlich als acht Meter hoher Riese - und sie mitsamt der Daunendecke aus dem Bett gepflückt. Der Riese rennt los, und Sophiechen kann sich nur bange fragen, wo er sie nun hinbringt und was er mit ihr vorhat. Als der wilde Lauf endlich stoppt, befindet sich das kleine Mädchen im Riesenland, fern von ihrer Heimat und dem Waisenhaus.

Zum Glück entpuppt sich Sophiechens Entführer als nett und harmlos: Er ist ein Guter Riese und heißt GuRie. Die anderen Bewohner des Riesenlandes, die locker doppelt so groß sind wie der GuRie, sind hingegen schauerliche Gestalten, die jeden Abend losziehen, um Menschen aus allen Ländern der Erde zu fressen. Die grausigen Wesen tragen auch dementsprechende Namen: Sophiechen muss sich sehr in Acht nehmen, damit der Fleischfetzenfresser, der Knochenknacker oder der Blutschlucker sie nicht erwischen und auf der Stelle verspeisen. Der GuRie ist der einzige Riese, der Vegetarier ist, weil er keine Menschen essen mag. Da aber im Riesenland kein Gemüse wächst, muss er sich von ekligen Kotzgurken ernähren - und das macht wirklich keinen Spaß. Zusammen mit dem GuRie heckt Sophiechen einen Plan aus, wie man die fiesen menschenfressenden Riesen ein für alle Mal loswerden kann ... und wer könnte da besser helfen als die Königin von England?

Der großartige Roald Dahl hat mit "Sophiechen und der Riese" ein tolles Kinderbuch geschaffen, das seinen anderen Werken wie etwa "Hexen hexen", "James und der Riesenpfirsich" oder "Charlie und die Schokoladenfabrik" in nichts nachsteht. Die Geschichte um das kleine Mädchen im Riesenland ist sehr kindgerecht und dürfte deshalb vor allem Kinder ab sechs Jahren begeistern; für viel Jüngere sind die Stellen mit den furchterregenden Riesen vielleicht zu gruselig.
Bei der hier rezensierten Version handelt es sich um das Hörspiel aus dem Verlag "Der Hörverlag". Die WDR-Produktion, die bereits im Jahr 2002 aufgenommen wurde, besticht durch ihre genialen Sprecher, die wunderschöne Geräuschkulisse und die Musik, die zur Untermalung von Stimmungen und Aktionen eingesetzt wird.

Zentrales Thema von Dahls Werk ist das Spiel mit der Sprache, denn der GuRie kämpft nicht nur gegen seine fiesen Riesenkollegen und die ekligen Kotzgurken, sondern vor allem gegen die Sprache. Eine Schule hat der Koloss nie besucht, und deshalb wirft er gerne Wörter, Sprichwörter, Reime und Sätze bunt durcheinander. Gerade für kleine Kinder bietet sich hier ein Aha-Effekt, wenn sie den Riesen verbessern können. Dahls Sprachwitz ist grandios, stellenweise kindisch im positiven Sinne. Überhaupt besitzt die Geschichte einige sehr komische, ausgelassene Stellen, die kleinen Zuhörern Freude machen werden - etwa wenn Sophiechen mit dem Riesen eine verrückte "Furzelbaum"-Party feiert, nachdem beide Blubberwasser getrunken haben. Denn während die Bläschen in der Limo in der Menschenwelt nach oben steigen und sich schlimmstenfalls mit einem Rülpser entladen, sinken die Blubberblasen in der Welt der Riesen nach unten, bis ...

Doch es geht nicht nur albern zu in Dahls phantasievoller Geschichte, denn der GuRie bringt Sophiechen trotz seiner unbeholfenen Art ganz schön zum Nachdenken, über Dinge, über die sich die Siebenjährige noch nie Gedanken gemacht hat. Woher kommen Träume? Warum sind Menschen die einzigen Lebewesen, die sich gegenseitig töten? Träumen Jungen anders als Mädchen?
Gerade im ständigen Spiel mit der Sprache zeigt das Hörbuch seine großen Stärken, weil man die wahnwitzigen Wortkreationen des guten Riesen einfach laut gesprochen hören muss. Erstaunlich auch, wie gut die deutsche Übersetzung von Roald Dahls Buch den Sprachwitz einzufangen vermag. Die Sprecher sind wunderbar, die Produktion ist zu Recht preisgekrönt (Preis der deutschen Schallplattenkritik 2005: "eine der künstlerisch herausragenden Neuveröffentlichungen des Tonträgermarktes"). Als GuRie glänzt Michael Habeck mit ständigem Schwanken zwischen Ausgelassenheit und Schmollen; die zum Zeitpunkt der Aufnahme zehnjährige Verena Wurth hat hörbar viel Spaß an ihrer Rolle als Sophiechen. Peer Augustinski als Erzähler verleiht mit seiner bekannten und sehr ausdrucksstarken Stimme den letzten Schliff.

Fazit: Ein tolles, verrücktes und spannendes Hörbuch für kleine Zuhörer von etwa fünf bis zehn Jahren. Ältere Kinder finden die Geschichte um den Riesen vielleicht zu kindisch, während Erwachsene sich wohl wieder dafür begeistern können.

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 3 | Erschienen: 1. Juli 2005 | ISBN: 9783895849978 | Laufzeit: 210 Minuten | Originaltitel: The BFG | Preis: 19,95 Euro | Sprache: Deutsch

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