Mit "Die Prophezeiung" geht Fiona McIntoshs Reihe "Der Feuerbund" weiter. Es muss darauf hingewiesen werden, dass im Folgenden einige Details aus dem ersten Band "Die dunkle Gabe" enthüllt werden, die einem etwas die Spannung nehmen könnten.

Und schon wieder war es passiert: Myrrens Geschenk, ihr Fluch, hatte wieder zugeschlagen. Statt Wyl, der in Roman Koreldys Körper eine neue Heimat gefunden hatte, bezahlte nun die Mörderin mit ihrem Leben und Wyl steckt in einem neuen Körper, dem Körper einer Frau. Während sich Wyl mit seiner neuen weiblichen Hülle vertraut macht, entpuppt sich seine Wirtin als Auftragsmörderin, die ihn als Roman Koreldy in Celimus’ Namen aus der Welt schaffen sollte. Celimus, König von Morgravia, derselbe Mann, der schon Wyl, als er noch Wyl war, den Tod brachte - in Form von Roman Koreldy. Nun hat es sich wiederholt.
Sich an diesen Körper zu gewöhnen fällt Wyl nicht leicht, trotzdem übersieht er nicht, welche Chance sich ihm bietet, wieder in die Nähe seines Widersachers zu gelangen. Trotzdem ist ihm klar, er muss endlich dahinterkommen, wie er Myrrens Fluch zu einem Ende bringen kann. Und der Einzige, der ihm helfen kann, ist Myrrens leiblicher Vater.
Doch während Wyl mit seinen ganz eigenen Problemen kämpft, holt Celimus zu einem erneuten Schlag aus. Er forciert die Hochzeit mit Valentyna, der neuen Königin Briavels, und will diese Vermählung zur Not auch mit Gewalt erzwingen, um sein Kaiserreich gründen zu können. Dabei ist ihm aber die verschwundene Schwester von Wyl, Ylena, ein Dorn im Auge, denn sie ist ein weiteres Opfer von Celimus’ Ränkeschmiederei und im Gegensatz zu allen anderen noch am Leben. Und so beginnt er eine Hetzjagd auf sie, die sogar den weit entfernten Wyl wieder in die Geschehnisse hineinzieht, die sich als dunkle Wolken über ihm und ganz Morgravia zusammenbrauen.

Wyl ist wieder da und schon findet man die Heldenfigur der Autorin Fiona McIntosh in einem neuen Körper wieder. Für Wyl könnte es kaum schlimmer sein, denn er ist nun im Körper einer Frau. Eine Herausforderung oder eine Chance, dies soll sich noch erweisen. Aber mittlerweile ist Wyl nicht mehr alleine, obwohl er noch immer die Hauptfigur schlechthin ist: Fiona McIntosh hat mittlerweile eine ganze Handvoll von Figuren zusammengetragen, die durch einen gemeinsamen Feind zusammengeschmiedet werden, die Thronfolgerin von Brivael, Ylena, Wyls Schwester, Elspyth, die er aus der Feste des Königs von Razors befreit hat, und der kleine Fynch, der mit dem Hund Knave seinen Platz in der Handlung einnimmt. Eine Menge Figuren, die durch geschickten Szenenwechsel alle unter einen Hut gebracht werden, wobei der Mittelpunkt natürlich immer wieder Wyl ist. Die anderen Fäden spannen sich um ihn herum, bis sie letzten Endes zusammenlaufen. Daraus ergibt sich eine natürliche Spannung, denn Fiona McIntosh hat reichlich Material, um an den entscheidenden Stellen immer wieder andere Fäden aufzugreifen und den Leser damit zu fesseln. Dabei sind die ganzen Figuren über die bekannte Welt von Fiona McIntosh verstreut, daher ist es mehr als hilfreich, dass zu Anfang des Buches eine Karte zu finden ist, damit man nicht ganz den Überblick verliert.
Dominiert wird dieses Buch durch grausame Akte, die in des Königs Namen ausgeführt werden und den Hauptfiguren gewaltig zusetzen, wer also schwache Nerven hat, sollte lieber Abstand von diesem Buch nehmen. Immerhin wird erneut eine Figur zu Tode gefoltert, indem die Knochen zerschlagen werden und er dann zwischen zwei Steinen zermahlen wird, oder Menschen bei lebendigem Leib verbrannt, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Aber was erwartet man, wenn schon die Hauptfigur in regelmäßigen Abständen unter den verschiedensten Umständen ihr Leben verliert beziehungsweise dann jedes Mal unfreiwillig den Körper wechselt.

"Die Prophezeiung" erweist sich auf jeden Fall als ein sehr düsteres Buch ohne wirklichen Hoffnungsschimmer. Daher mag man sich fragen, was Fiona McIntosh für den nächsten Band wohl noch aus ihrer Feder zaubern wird, denn mit "Die Prophezeiung" ist ein Stimmungstiefpunkt erreicht. Aber umso gespannter kann man nun sein, wie oder vielmehr ob diese Geschichte noch zu einem guten Ende kommen kann.