Media-Mania.de

 Als die Raben noch bunt waren


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es gab eine Zeit, da waren die Raben noch bunt. Kunterbunt. Es gab nicht nur alle Arten von Farben, nein, auch Punkte, Streifen, Karomuster und Tupfen. Alle anderen Tiere waren neidisch auf die wunderschön anzusehenden Raben. Die waren eitel und stolz, unnahbar und arrogant. Niemand war eben so schön bunt wie sie.

Eines Tages fragte ein Schneemann einen der Raben, welche Farbe eigentlich die richtige für einen Raben sei, welcher Rabe der Ur-Rabe sei, und ob es einen Raben gäbe, dessen Farbe schöner als die der anderen sei.
Damit begann das Unglück. Erst stritten sie sich nur, wer denn nun der Schönste sei. Dann aber eskalierte der Konflikt und die Raben flogen nur noch mit Ihresgleichen. Man sah Schwärme rosagetupfter Raben, lilafarbene, blau-gelbe ...
Doch das war leider nicht das Ende. Es sollte noch schlimmer kommen: Sie fingen an sich zu bekriegen. "Nieder mit Flieder!", schrien die einen, "Wir lassen nicht locker - ein Rabe ist Ocker!", die anderen. Sie stritten sich "wie die Raben" und kein Tag verging mehr ohne Ärger.
Dann kam das Gewitter. Ein so furchtbares Gewitter, dass schwarzer Regen fiel. Und als alles vorbei war, waren die Raben und nur die Raben schwarz. Rabenschwarz. Und Verwandte, die in Urlaub gewesen waren, als der Regen fiel, staunten nicht schlecht, als sie wieder nach Hause kamen.

Die Fabel, die hier erzählt wird, nimmt die Redensart "streiten wie die Raben" auf und bietet eine überraschende Lösung an. Die Raben waren bunt und sind selbst Schuld, dass sie nun schwarz sind.
Einmal abgesehen davon, das "Schwarz" hier gleichgesetzt wird mit "Schlecht" und Gutes bunt sein muss, was an sich schon absurd ist, wird hier ein Gottesurteil - der Regen - bemüht, um Streithähne zu bestrafen.

Die dick aufgetragene Moral stößt bei Erwachsenen auf Unverständnis, bei Kindern auf Unglauben. Sie verstehen nicht den Sinn dieser Strafe, erkennen nicht deren Ursache. Der pädagogische Zeigefinger ist sehr hoch emporgereckt und scheint langsam und betont zu pendeln: Seht her, wenn ihr euch streitet, werdet ihr bestraft!
Wer's glaubt - die Kinder des Rezensenten jedenfalls nicht. Sie mögen das Buch eher weniger, allenfalls die schönen bunten Bilder wissen zu gefallen, der Text tut es nicht.

Der Neid der anderen Tiere auf die schönen bunten Raben und die Häme derselben Tiere, mit denen sie später den schwarzen Raben begegnen, ist für die Kinder nicht einsichtig, Erwachsenen missfällt er. Die Strafe durch eine höhere Macht ist für die Kinder einfach nur ein Ereignis ohne tieferen Sinn.

Es bleibt ein schaler Nachgeschmack. Dieses Bilderbuch ist mit wirklich wunderschönen Bildern versehen und die Geschichte ist nett erzählt. Aber der Sinn der Metaphern und die Moral der Geschichte sind fragwürdig.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 1990 | ISBN: 9783522428309 | Preis: 11,90 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

Werbung

Dieser Artikel könnte interessant sein:

Zu "Als die Raben noch bunt waren" auf Amazon

Hinweis: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.



Ähnliche Titel
Der MondbärTranquilla Trampeltreu, die beharrliche SchildkröteDie kleine Spinne spinnt und schweigtEs klopft bei Wanja in der NachtAls die Raben noch bunt waren