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Eine der wichtigsten Schachfiguren im chinesischen Bürgerkrieg zwischen den Gefolgsmännern des Nationalisten Tschiang Kai-shek und des Kommunisten-Führers Mao Tse-tung ist der Geheimdienstchef General Tai Li. Als er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, jubeln die Kommunisten und vor allem der Leiter des Inlandgeheimdienstes Kang Sheng. Dumm nur, dass Tai Li zahllose Doppelgänger beschäftigte und sein Tod alles andere als gewiss ist.
Die weiße Tigerin Alix Yin Fu bekommt die Aufgabe, sich als Konkubine des mächtigen Finanzministers von Tschiang Kai-shek, dem skrupellosen T.V. Soong, anzudienen und ihn zu überwachen. Da auch die Triaden ein Interesse an der Frage haben, ob Tai Li tot ist, wird die Sache gefährlich für die junge und sehr schöne Tigerin Alix. Doch die wahre Gefahr geht von den Auslandsgeheimdiensten und einer inländischen Firma aus, die ihre finanziellen Interessen wahren will. Die Tai Pans der
Jardine Matheson Inc. versuchen Kommunisten, Nationalisten, Triaden, Geheimdienste gegeneinander aus zuspielen. Allein Alix scheint immer den richtigen Riecher zu haben, hält sich aber sehr zum Ärger Kang Shengs nicht immer an seine strikten Befehle.
Im vierten Teil der Agentenposse rund um die schöne Chinesin Alix Yin Fu fungiert die Zeit des chinesischen Bürgerkrieg als plakativer Hintergrund für eine sehr abwechslungsreiche, oft grausame und gelegentlich sehr witzige Geschichte. Dabei gerät der Humor, der in den ersten drei Teilen oft ins Alberne, Schlüpfrige und Zotige abzurutschen drohte, eher in die Richtung Ironie und Sarkasmus. Es ist meist ein bitterer Witz, der sich zwischen den Zeilen versteckt, und neben Folter, Mord und gegenseitigem Misstrauen fast verschwindet.
So ist die Story deutlich ernster, hat sehr viel mehr Handlungsstränge und gerät teilweise so komplex, dass man den Durchblick zu verlieren droht. Wäre nicht Alix, die wunderschöne, laszive und eisenharte Alix, die als Nahtstelle, Verbindungsglied und Kristallisationspunkt aller Story-Elemente dient, man könnte verzweifeln.
So aber folgt man der schönen Chinesin bei ihrem Versuch, Jungfrau zu bleiben, niemanden zu töten, innerlich rein zu bleiben und doch folgsame Agentin der Kommunisten einerseits und der Triade der Weißen Tigerinnen andererseits zu sein, durch die Untiefen der Geschichte. Und die erweist sich mit zunehmender Dauer zwar als komplex, gleichzeitig aber auch als ungemein spannend und perfekt inszeniert.
Didier Conrad und Sylvie Commenge - hier als
Wilbur firmierend - haben alles richtig gemacht. Sie nutzen die historische Kulisse für wunderschöne Bilder, garnieren das Ganze mit grandiosen Charakteren, fiesen Dunkelmännern, skrupellosen Geschäftemachern, grausamen Agenten, geilen Briten und niederträchtigen kommunistischen Bonzen so gekonnt, dass man sich einfach nur wohl fühlte in dieser Agentengeschichte.
In puncto Spannung ist dieses Abenteuer der beste Serienband der "Weißen Tigerin". Auch die historische Authentizität ist mit dem Kampf Tschiang Kai-shecks gegen Mao gut ausgewählt und geschickt verfremdet. Und wer will nicht Alix dabei zusehen, wie sie die erlauchten neunundneunzig Druckpunkte anwendet, um einen Mann gefügig zu machen - oder besser gesagt, um jeden Gegner in ein willenloses Häufchen Elend zu verwandeln. Allein die Tatsache, dass ein Gegenspieler des Formats eines Francis Flake (siehe Band eins und zwei) fehlt, enttäuscht ein wenig - aber dennoch, Teil vier ist besser als seine Vorgänger und erreicht fast Perfektion.