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Ein Rollenspiel besteht aus einer Gruppe von Leuten, die miteinander Spaß haben wollen. Gemeinsam rettet man dann Jungfrauen, befreit seine Freunde aus dem Gefängnis oder entdeckt seltene Schätze. Allerdings wird der Hauptplot des Spielabends stets vom Spielleiter bestimmt, so dass man als Spieler relativ wenig Einfluss darauf hat. Ganz anders ist dies bei "Western City", denn hier kann jeder Spieler zum Erzähler werden.
Die Handlung des Spiels findet in einer klassischen Wild-West-Umgebung statt. Dadurch kann sich jeder Spieler schnell einfügen und weiß, was ihn erwartet. Mit dem Saloon, Konflikten mit den Indianern, Prügeleien, Schießereien, Glücksspielen und vielem anderen ist auch genug Action geboten, so dass es nicht langweilig wird. Was jedoch davon tatsächlich geschieht, entscheiden die Spieler selbst.
Zu Beginn entwickelt jeder erst einmal seinen eigenen Charakter. Durch die Wahl eines Berufs erhält er seine grundlegenden Fähigkeiten. Insgesamt stehen ihm drei Attribute zur Verfügung, die er unterschiedlich bewerten kann. Zur Verfeinerung gibt es dann noch fünf Fertigkeiten, die der Charakter erlernen kann. Mit einem besonderen, selbst ausgewählten Gegenstand besitzt er etwas von Wert, selbst wenn es nur persönlicher Wert ist, und durch seine gewählte Hybris etwas, womit er angreifbar ist. Zusätzlich erschafft er noch zwei Statisten, einen Freund und einen Feind, die er mit Werten versieht.
Stehen die Charaktere und die Statisten fest, kann das Spiel beginnen. Gemeinsam mit den anderen Spielern überlegt man sich grundlegende Ereignisse, die in dem Abenteuer geschehen sollen. Mit dem Einsatz von Pokerchips kann man gewünschte Szenen durchboxen oder sein Vetorecht einlegen. Ebenso werden dann auch die Statisten auf die Spieler verteilt oder versteigert. Mit dem Ziel des Tages bekommt jeder Spieler noch einen Punkt, der für seinen Charakter persönlich wichtig ist. Und dann kann es auch schon losgehen.
Entweder durch Absprache oder mit Hilfe von Versteigerungen erhalten die Spieler abwechselnd das Recht, eine Szene zu beschreiben. Dadurch können sie die Szenerie nach ihren Wünschen gestalten und erleben gleichzeitig Überraschungen, wenn andere Spieler mit dem Erzählen an der Reihe sind. Detailliert beschreibt Jörg Dünne, wie man die Hybris eines Spielers aktiviert, sich in eine Szene einkauft, wie Kämpfe und Proben ablaufen und wie man sich für seinen Charakter einen großen Moment verschafft. Für das Bewältigen eigener Ziele und gutes Spiel erhält man Abenteuerpunkte, mit denen der Charakter ausgestaltet wird. So kann man auch die Statisten wesentlich individueller gestalten, damit die Westernstadt nach jedem Spielabend ein Stück lebendiger wird.
Mit "Western City" erhalten Rollenspieler ein nettes frisches Spielsystem, in dem sie etwas Neues ausprobieren können. Gemeinsam können sie an einer abenteuerlichen Geschichte feilen. Durch das verwendete Pokersystem läuft alles relativ fair ab und durch die simple Charaktererschaffung und das minimierte Würfelsystem braucht man keine allzu lange Vorbereitung. So kann man dieses Rollenspiel problemlos als kurzweiliges einmaliges Spiel einsetzen oder, wenn alle Freude daran haben, eine groß angelegte Kampagne daraus spinnen. Allerdings ist die Spielqualität extrem von den Mitspielern abhängig. Deswegen ist es gut, wenn man die anderen Spieler einschätzen kann und weiß, ob sie bereit sind, für den gemeinsamen Spielspaß auch mal etwas in den Hintergrund zu rücken.
Eine gute, knackige Idee in einem schön und vollfarbig gestalteten kleinen Regelwerk.