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Achtung: Wer die ersten drei Teile der Serie "Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen" noch nicht gelesen hat und sich den (morbiden) Spaß nicht verderben will, sollte die folgende Inhaltsangabe nicht durchlesen.
Aschermittwoch ist ins Fegefeuer gelangt. Hier unterhält er sich mit
Rahab Architofel, einem der ersten, die die Diktatur der Roben beenden wollten. Währenddessen ist die Stille nach dem Kaffeeregen absolut. Die Mischung aus dem die Erinnerung an das frühere Leben der Skelette weckenden Kaffee mit den Wassern der Lehte, die jemand in die Stadt geleitet hat, ist von durchschlagendem Erfolg. Der Widerstand ist gebrochen, die Truppen von Saint-Cecile wurden vernichtend geschlagen.
Doch wie können die seit vier Jahrhunderten auf Charon, dem Mond des Pluto, dahinvegetierenden Skelettwesen ihre Wiederauferstehung erlangen?
Der vierte Teil dieser aberwitzigen, morbiden und seltsamsten Geschichte, die jemals in Gestalt eines Comics erzählt wurde, ist komplex. Sehr komplex. Nur wer die ersten drei Teile mindestens drei Mal gelesen hat und den vierten Teil eher vier Mal, wird verstehen, was da abläuft. Was diesen Skeletten widerfahren ist und widerfährt, wo der Sinn - so es ihn denn gibt - verborgen liegt und was sich der Autor dabei gedacht hat, eine Geschichte fast ohne Farben, ohne Menschen, ohne Landschaft, allein mit Skeletten und düsteren, toten Ruinen zu ersinnen.
Nicht die fantastischen, einmalig schönen und höchst beeindruckenden Zeichnungen sind der Kern dieser Story, sondern einzig und allein der Text, das Erzählte, die vielen Anmerkungen, Aussagen und versteckten Hinweise.
Selten hat ein Comic-Autor so viele Worte gebraucht, so viel Inhalt in vier Bände gepackt wie Éric Liberge. Und selten hat sich die Leserschaft so deutlich in Bewunderer und Steinewerfer geteilt. Denn entweder man liebt diesen Comic, diese Geschichte von Mardi-Gras Aschermittwoch, oder man hasst sie. Entweder man lobt sie in höchsten Tönen oder man verachtet sie.
Wer aber die drei Bände durchgehalten hat, muss zu ersteren gehören, zu den Begeisterten. Und dann, aber auch nur dann, ist der vierte Band die Krönung, das Höchste, die endgültige Vollendung eines Traums. Eine Geschichte zu erzählen, die sich noch niemand traute zu ersinnen und zu illustrieren.
Keine Frage, diese 72 Seiten sind Kunst. Comic-Kunst in Vollendung. Oder Trash. Morbider Totenkult, versehen mit seltsamen philosophischen Anwandlungen. Das muss jeder Leser ganz für sich allein entscheiden. Und die Bewertung fällt dementsprechend enthusiastisch aus oder übel.