Was bestimmt die Politik einer Partei? Sind es die Interessen der Wähler? Oder die der eigenen Klientel? Bestimmen allein die führenden Köpfe der Partei? Und wie ähnlich sind sich ideologisch nahe stehende Parteien bei supranationalen Themen, wie der Europapolitik?
Diesen Fragen versuchte Christian Krell in seiner Dissertation anhand eines Vergleiches zwischen der deutschen SPD, der britischen Labour Party und der französischen Parti Socialiste, auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sind nun für jeden interessierten Leser als 520 Seiten starkes Buch im VS Verlag erschienen.

Schon der erste Teil der Arbeit „Einleitung, methodisches Vorgehen und Fallauswahl“ ist sehr umfangreich ausgefallen, weiß aber auch mit einigen Kapiteln das Interesse der Leser zu wecken. Im zweiten Kapitel kann man sich etwa über die Hintergründe des Vergleiches und dabei auch die Rolle der drei Länder in der Europapolitik informieren, ebenso wie über den Staatsaufbau und die Regierungssystem. Zudem wird auch die politische Kultur behandelt. Alles Punkte, die auch fachübergreifend auf Interesse stoßen dürften. Dies gilt auch für die im dritten Kapitel stattfindende Gegenüberstellung der drei Schwesterparteien.
Im zweiten Teil werden anhand von Fallstudien die Programme und die Politik der drei Parteien in einem Zeitraum von 1979 – 2002 untersucht, angefangen bei Deutschland, über Großbritannien bis Frankreich. Dieser umfangsreichste Teil bildet dann die Grundlage für den dritten Teil mit seinem Vergleich, der Analyse und dem Fazit der Arbeit.

Wie für eine solche Arbeit nicht anders zu erwarten, schließt das Buch mit einem umfangreichen Quellen- und Literaturverzeichnis.

Bücher, die Dissertationen oder anderen Forschungsvorhaben zu Grunde legen, sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits präsentieren sie aktuellste Forschung zu relevanten Themen. Andererseits entspricht die Form eher den universitären Ansprüchen an eine solche Arbeit als einem angenehmen Layout für einen Leser.
So kann die Länge der einzelnen Kapitel und in einigen Punkten auch der Stil der Präsentation etwas anstrengend sein – vor allem, wenn es sich nicht um das eigene Fachgebiet handelt oder man nur als interessierter Leser zu diesem Buch greift.
Doch obwohl der Stil des Textes anspruchsvoll ist, ist er nicht mit Fachwörtern oder allzu umständlichen Satzkonstruktionen überfrachtet, was die Zugänglichkeit des Textes enorm erleichtert.
Die verwendeten Grafiken sind gut lesbar und in einwandfreier Qualität abgebildet.
Die Argumentationslinie des Autors ist klar und deutlich zu verfolgen. Damit hebt es sich deutlich von vielen anderen vergleichbaren Titeln ab.

Für ein breiteres Publikum wäre allerdings eine Überarbeitung nötig, um den Text noch etwas zugänglicher zu machen. Möchte man aber mit dem Buch arbeiten und es zum Beispiel zu eigenen Forschungsvorhaben nutzen, so findet man hier wertvollen Ansätze, gute Thesen und ein interessantes Literaturverzeichnis.