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Sanni hat sich Hals über Kopf in Mark verliebt, ihn von der Stelle weg geheiratet und glaubt sich im siebten Himmel. Als sie von einem Didgeridoo-Kurs in Australien zurückkommt, erwartet sie ein Desaster. Ihre Konten sind geplündert, ihre Wohnung verkauft, Mark verschwunden.
Die sechsunddreißigjährige Millionärin, die in ihrem ganzen Leben noch nie gearbeitet hat, steht vor dem absoluten Nichts. Verheult flüchtet sie sich in das Hamburger Wachsfigurenkabinett. Dort wird sie von einer Sicherheitsbeamtin aufgegabelt, die sie mit nach Hause nimmt. Und, oh Wunder!, nicht nur die Sicherheitsbeamtin, Gundula mit Namen, wurde vom nämlichen Mark ausgenommen, sondern vier weitere Personen, darunter zwei schwule Männer. All diese drängen sich seitdem in Gundulas Wohnung und gemeinsam schlägt man sich mehr schlecht als recht durchs Leben.
Sanni findet schließlich einen Job auf dem Hamburger Dom (der dortige Jahrmarkt), wo sie Lebkuchenherzen mit abgedrehten Sprüchen verziert. Dort freundet sie sich auch mit dem Schausteller Spacko an. Als Mark am Stand auftaucht und Sanni massiv bedroht, sind sich Spacko und Sanni einig: Ein Racheplan muss her, der Mark ein- für allemal das Handwerk legt. Denn der gewiefte Heiratsschwindler hat sich bereits an sein nächstes Opfer herangemacht.
„Gruppen-Ex“ ist wohl so etwas wie ein Freche-Frauen-Roman. Der Ton ist von Anfang an humorig und skurril gehalten. Blutrünstige Kinder, weinerliche Achterbahnbetreiber und Schwule, die sich erfolglos als heterosexueller Begleitservice für alleinstehende Frauen verdingen, geben sich hier die Klinke in die Hand.
Der Schreibstil der Autorin ist klar. Die Autorin beherrscht mehr als nur eine Witzeart, bringt Wortwitze und ironische Bissigkeiten mit ein, die man im deutschen Humor eher selten findet. Man kann dieses Buch also lesen.
Die Geschichte ist leider mal zu konstruiert, mal zu wenig konstruiert. Nach einigen recht überdrehten Einfällen und einigen sehr unnötigen Zufällen wirkt das Ende geradezu lasch, brav, bieder. Natürlich darf und muss es ein Happy-End geben. Doch die Protagonistin, reich, schön, lebensunerfahren – und das mit sechsunddreißig! – nervt von Anfang an. Statt mit ihr mitzuleiden, denkt man sich: Willkommen in der Realität, du Albtraum von einem Gör! Und schon das lässt das ganze Buch schwächeln. Wer mag sich denn mit einem solchen Huhn identifizieren, ob nun Leserin oder Leser?
Insgesamt also hinterlässt das Buch einen gemischten Geschmack. Es lässt sich lesen und man kann lachen. Manche Szenen sind geradezu hervorragend. Aber im Ganzen lässt die Spannung gegen Ende hin schwer nach und statt Dramatik nach Art von Screwball-Komödien wird die Vitalität rustikalen deutschen Humors beschworen. Das ist dann wirklich nicht mehr witzig.
„Gruppen-Ex“ ist nur bedingt empfehlenswert.