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Die guten alten 70er: Damals dachte man noch, wirklich guter Wein könne nur aus Frankreich kommen. Jedenfalls dachte man so in Frankreich. Der britische Weinkenner Steven Spurrier, der in Paris eine Weinakademie betreibt, stellt irgendwann fest, dass sein Sortiment recht eingeschränkt ist – auf französische Weine. Er beschließt, die gewohnten Gefilde zu verlassen und Gerüchten nachzugehen, denen zufolge auch in Kalifornien exzellenter Wein angebaut wird. Er probiert sich durch die Weingüter im Napa Valley.
Dort betreiben Jim Barrett und sein Sohn Bo Weinanbau am Chateau Montelena. Bo ist noch im Woodstock-Fieber, obwohl dieses Ereignis bereits sieben Jahre zurück liegt, läuft schlecht gekleidet und langhaarig herum und begegnet dem Leben mit einer Gelassenheit, die seinen Vater ärgert. Der hält sich für einen Menschenkenner und Spurrier, als der auf sein Weingut kommt, für einen europäischen Abzocker. Folglich lehnt er das Angebot, den Wein von Chateau Montelena von einer Pariser Weinjury testen zu lassen, rigoros ab.
Als Bo erkennt, welch exzellenten Wein das Chateau hervorbringt, nimmt er die Sache selbst in die Hand und gibt Spurrier einige Flaschen des Barrett-Weins mit. Damit zieht er den Zorn seines Vaters auf sich – erst recht, als sich herausstellt, dass der Wein, der bereits nach Frankreich unterwegs ist, plötzlich seine Farbe verändert hat ...
„Bottle shock“ von 2008 ist vergnügliche Hollywood-Unterhaltung nach einer wahren Begebenheit: Der Film erzählt, wie der kalifornische Wein 1976 dem französischen die Stirn bot. Gut aufgelegte Schauspieler agieren vor schöner Kulisse: Gedreht wurde auf dem echten Chateau Montelena und der Look des echten staubig-schönen Napa Valley gibt dem Film den letzten Schliff. Die Mitwirkenden wurden gut gecastet: Allen voran macht Charakterdarsteller Alan Rickman als Spurrier eine hervorragende Figur. Er spricht ein amüsantes Französisch und ein putziges Deutsch – zu hören natürlich nur in der englischen Originalfassung – und macht als Brite in Kalifornien den unausweichlichen Kultur-Crash zum Erlebnis. Bill Pullman ist die richtige Besetzung für Jim Barrett, der als ruhiger, aber konservativer Weinbauer das Experiment scheut, und Chris Pine, der 2009 als Captain James T. Kirk auf der neuen Enterprise überzeugte, passt perfekt in die Rolle des Bo, der zwischen Hippie-Leben und Weinkultur hin und her schwankt.
Der Film erzählt die Geschichte locker und beschwingt – diese Stimmung wird von der entspannt-fröhlichen Musik des Komponisten Mark Adler unterstützt –, aber ohne Klamauk. Der Film regt eher zum Schmunzeln als zum Lachen an und ist besonders in den Szenen mit Rickman in der englischen Tonspur ein Leckerbissen. Für die deutsche Fassung wurde alles, was er im Original auf Französisch oder Deutsch sagt, in unsere Sprache übersetzt. Immer wenn Rickman in der deutschen Version langsam und artikuliert spricht, sollte man die englische Tonspur anwählen.
Humbug ist die FSK-Freigabe ab 16 Jahren. Ja, in diesem Film geht es um Wein, aber nicht um Gelage und Komasaufen, sondern im Gegenteil um das kultivierte Genießen. In einer Szene sieht man kiffende Menschen, ein bisschen Liebelei mit Körperkontakt ist auch mit dabei, aber hier wird nichts gezeigt, was die Freigabe rechtfertigen würde. „Bottle shock“ ist ein absolut harmloser Film und kann problemlos auch von Zwölfjährigen schon geschaut werden.
Die Extras beschränken sich auf geschnittene Szenen, die man weitgehend nicht vermisst, eine Bildergalerie und ein Info-Filmchen über das echte Chateau Montelena. Da hätte mehr geboten werden können, aber es ist besser als nichts. Aber Schande über die Coverdesigner, die vorne ganz groß Bill Pullman mit zwei n geschrieben haben! Und der Cover-Untertitel ist mal wieder ein Ausbund an deutscher Schwachsinnigkeit. „Der Franzose hat nie gemerkt was ihn vernichtet hat“ – was soll das bedeuten?
Dieser kleine Film von Regisseur Randall Miller, der zuvor überwiegend fürs TV produziert hat, kann sich wirklich sehen lassen. Gute Akteure in einer schönen Geschichte, eine lockere kurzweilige Atmosphäre und ein gutes Maß an Selbstironie bilden die Zutaten für einen vergnüglichen Videoabend. „Bottle shock“ ist wie ein leichter Wein mit einem angenehmen Nachgeschmack – Santé!