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 Der Dreißigjährige Krieg

Autoren: Ricarda Huch
Verlag: Insel

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Spannung


Ricarda Huchs monumentaler Roman über den Dreißigjährigen Krieg ist ein Unikum der deutschen Literatur. Halb Epos, halb historische Nacherzählung ist dieses tausendseitige Werk ein üppiges Panorama der Reformationszeit, in dem Reformierte, Protestanten, Katholiken, Jesuiten, Wiedertäufer und selbsternannte Heilsbringer um die religiöse Wahrheit streiten und dabei das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in mehrere blutige Waffengänge zwingen.

Die Ära fängt Ricarda Huch ein, in dem sie viele kleine Einzelepisoden aneinanderhängt; von der Hochzeit des Herzogs zu Düsseldorf im Jahr 1585 mit der katholischen Fanatikerin Jakobe von Baden über den Landgraf Moritz von Hessen, der 1603 die reformierte Konfession in seinem Land einführt, bis hin zum Prager Fenstersturz und den anschließenden Krieg, der dreißig Jahre lang im Reich toben wird. Die Bandbreite der Darstellung reicht von kammerspielartigen Szenen frömmelnder Damen über religionspolitische Debatten bis hin zum Schlachtengetümmel, all dies vorgetragen in einem nüchternen, sachlichen Tonfall, der nur gelegentlich durch Dialoge aufgelockert wird.
Dabei stellt Huch stets die Persönlichkeiten der jeweiligen Akteure in den Vordergrund, um zu zeigen, dass die Konfessionskriege vor allem auch im Inneren des Menschen tobten, dabei ganze Familien zerrissen und als persönliches Anliegen von gläubigen Menschen empfunden wurden, die es in jedem Lager gab und die sich aus tiefster Überzeugung jedem Kompromiss - und damit einem Ende des Gemetzels - verweigerten.

So üppig die Darstellung, so ungewohnt, ja altertümelnd ist der von Ricarda Huch verwendete Stil. Die 1864 in Braunschweig geborene Tochter einer Kaufmannsfamilie war eine der ersten Frauen gewesen, die zum Studium in Zürich zugelassen worden war, und hatte sich bald als Dichterin und Historikerin einen Namen gemacht.
Während andere Autoren zu Beginn des 20. Jahrhunderts radikale literarische Experimente wagten und sich in einer neuen, expressiven Kunst übten, schrieb Huch noch ganz im Geist des 19. Jahrhunderts. Das lässt den Text aus heutiger Sicht etwas unmodern und trocken wirken. Doch gerade in der Summe der vielen kleinen Einzelepisoden, die Ricarda Huch hier ausgeschmückt hat, ergibt sich ein gewaltiges Bild des Dreißigjährigen Kriegs, dessen Faszination sich der Leser nicht entziehen kann.

Hat man sich erstmal an Huchs Sprache gewöhnt, muss man der dramatischen Handlung folgen, die sich bis zum Westfälischen Frieden 1648 hinzieht. Und der Leser wird über manche Person und ihre Denkwelten staunen, andere wird er verachten, wieder andere bewundern - und sich am Ende bewusst werden, dass Krieg in den Köpfen beginnt und dort seine zerstörerische Kraft entfaltet. Eine Botschaft, die auch heute noch aktuell ist.

Hagen Hoffmann



Taschenbuch | Erschienen: 11. Februar 2009 | ISBN: 9783458317227 | Preis: 20 Euro | 1068 Seiten | Sprache: Deutsch

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