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Dieses Buch beginnt mit einer an und für sich simpel klingenden Idee: Zwei junge Männer schließen eine Wette - wer schneller die Welt umrundet und zuerst wieder in Los Angeles ankommt, gewinnt. Einer reist los nach Westen, der andere nach Osten. Der Einsatz ist die kostspieligste Flasche Scotch, die in der Stadt zu haben ist. Der Clou bei der Sache: keine Flugzeuge.
Die Welt ohne den Einsatz von Flugzeugen zu umrunden, mag zunächst nicht besonders kompliziert klingen. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass es da zwei Ozeane zu überwinden gibt, den gesamten eurasischen Kontinent, die sibirische Einöde, den chinesischen Bürokratie-Dschungel und viele andere Stationen. Ganz abgesehen davon sind Steve und Vali nicht etwa die immer logisch denkenden, zielorientierten jungen Männer, für die man sie halten würde. Nein, denn für sie geht es bei dieser Wette eben auch darum, möglichst verrückte Abenteuer zu erleben, mit denen man sich hinterher brüsten kann. Wer den Scotch in Los Angeles trinken will, der muss wohl auch den Coolness-Wettbewerb für sich entscheiden. Und so ist diese Wette der Auftakt für allerhand wahnwitzige Abenteuer. So führt beispielsweise Valis Reise zunächst zu einem Exzentriker in Mexico, der mit Raketenrucksäcken experimentiert. Kann man mit einem Raketenrucksack auch den Atlantik überqueren? Wenn man James Bond heißt, vielleicht schon, Vali jedoch muss sich jedoch schon bald mit der Tatsache auseinandersetzten, dass man die Schwerkraft und 106,2 Millionen Quadratkilometer Ozean doch nicht so leicht überwinden kann.
Währenddessen verbringt Steve zwei Wochen an Bord eines deutschen Frachtschiffes von Los Angeles nach Shanghai. Das mag öde klingen, was es für Steve vielleicht auch ist. Für den Leser jedoch ist diese Episode genauso unterhaltsam wie der Rest des Buches. Allein die Vorstellung der deutschen und philippinischen Besatzung ist wirklich witzig.
Es gab wohl selten eine so abwechslungsreiche Reisebeschreibung. Steve und Vali erzählen abwechselnd von ihren Erfahrungen in Nord- und Südamerika, China, Russland, Europa und in allen Ländern, die dazwischen liegen. Auf was für Ideen und Pläne die beiden Abenteurer dabei jeweils kommen, um ihr Ziel zu erreichen, ist für den Leser oft schlichtweg verblüffend.
Eine besondere Würze erhält das Ganze durch die Vorstellung, dass die beiden Autoren diese Reise tatsächlich gemacht haben. Irgendwie ist es teilweise auch schwer, sich vorzustellen, wie zum Beispiel Vali sich in Brasilien mit einer Graffiti-Gang anfreundet. Doch wie viel Geflunker bei der Reisebeschreibung auch immer dabei sein mag, sie ist und bleibt spannend, einfallsreich und absolut unterhaltsam zu lesen. Und spätestens nach 100 Seiten packt auch den Leser die Abenteuerlust, sodass durchaus die Gefahr besteht, dass man sich plötzlich dabei wieder findet, die Websites diverser Schifffahrtsunternehmen und der Transsibirischen Eisenbahn zu durchsuchen.
Insgesamt ist „Die Wette“ jedem halbwegs reiseinteressierten Leser mit einem bisschen Sinn für Humor ans Herz zu legen. Die 412 Seiten lesen sich wie im Flug und die beiden Abenteuer wachsen einem mit der Zeit richtig ans Herz. Man leidet mit ihnen, wenn sie gegorene Stutenmilch trinken oder frittierte Seidenraupen essen und man freut sich für sie, wenn sie trotz allen Widrigkeiten doch immer weiter kommen. Das liegt nicht nur am Inhalt, sondern auch daran, dass die beiden Autoren, die unter anderem für die TV-Serie „American Dad“ schreiben, durchaus wissen, wie man eine gute Geschichte erzählt.