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 Menschen fotografieren

Der Meisterkurs


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Menschen zu fotografieren ist eine besondere Herausforderung, zumal sich dahinter ganz unterschiedliche und nicht selten gegensätzliche Aufgaben und Intentionen verbergen: Schließlich soll der portraitierte Mensch authentisch, oft aber auch vorteilhaft dargestellt werden. Ganz andere Herausforderungen als das klassische Portrait stellen beispielsweise die Event- und die Modefotografie.

Im „Meisterkurs“ der Fotografin Carina Meyer-Broicher geht es um sämtliche Facetten der Menschenfotografie. Zunächst aber wird das Genre in einigen Kapiteln allgemein behandelt: So macht die Geschichte der Portraitfotografie einschließlich des technischen Wandels innerhalb der letzten hundertfünfzig Jahre den Anfang, gefolgt von Ausführungen zum fotografischen Sehen und den Möglichkeiten, dieses zu schulen.
Das dritte Kapitel, betitelt „Die Bildgestaltung“, befasst sich zum einen mit den benötigten beziehungsweise empfehlenswerten Objektiven, zum anderen mit Aspekten wie dem Goldenen Schnitt und der Perspektive, aus der das Modell, also das menschliche „Motiv“, aufgenommen wird, mit Bildaufbau, Hintergrund, Ausstattung des Modells – Make-up, Frisur, Kleidung, Schmuck und so fort -, Aufnahme- und Ausgabeformat. Im Anschluss erfährt der Leser, wie Licht, auch Blitzlicht, in unterschiedlichen Situationen der Portraitfotografie einzusetzen, zu verändern und zu messen ist. Mit Licht haben zudem die Kapitel über Low-Key- und High-Key-Fotografie zu tun.
Den unterschiedlichen Portraitformen Nahaufnahme, Oberkörperportrait und Ganzkörperportrait ist ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie der Inszenierung, die für geplante Aufnahmen sinnvoll und notwendig ist.
Ein Abschnitt fasst die Aspekte „Fashion & Glamor, „Beauty“ und „Lifestyle“ zusammen, ein weiterer den Akt und die Erotikfotografie, auf seriöse Portraits bezogen. Daran schließt sich ein umfangreiches Kapitel über die verschiedenen Arten der Event-Fotografie an. Auch die Street-Fotografie wird erläutert, wobei juristische Fragen gleich zu Anfang Erwähnung finden. Den Abschluss dieses Buchteils bildet das Thema „Kreative People-Fotografie“.
Die digitale Nachbearbeitung ist Gegenstand dreier weiterer Kapitel, in denen es nicht nur darum geht, wie man das RAW-Format als Option der Kamera gewinnbringend einsetzt, sondern auch um die Möglichkeiten, Schönheitsfehler des Modells nachträglich zu entfernen, sowie um die Schwarzweißfotografie.
Marketing, also die Mittel, sich bekannt zu machen und eventuell Aufträge zu erhalten, und rechtliche Aspekte schließen das Buch ab.

Wie der Inhaltsabriss schon zeigt, findet sich in diesem Buch eine höchst erfreuliche Themenvielfalt. Die Portraitfotografie erfordert, wenn man sie ernst nimmt, nun einmal eine Fülle an Kenntnissen, so zum Beispiel die gezielte Arbeit mit dem Licht, um Konturen herauszuarbeiten oder aber weniger hart wirken zu lassen, um den Charakter zu betonen, um unerwünschte Schatten zu vermeiden und so weiter – bis hin zur High- und Low-Key-Fotografie, die das Licht in extremer Weise einsetzt.
Zwar werden die technischen Details anschaulich erläutert, doch der Leser sollte Vorkenntnisse und Übung bezüglich der Arbeit mit digitalen Spiegelreflexkameras mitbringen, sich also gewissermaßen den „Bachelor“ schon erarbeitet haben, wenn er sich dem hier besprochenen Meisterkurs zuwendet. Die benötigten Grundlagen finden sich in jedem tauglichen Buch über digitale Fotografie, und wer sich ernsthaft mit Menschenfotografie befassen möchte, dürfte zuvor bereits experimentiert haben, weshalb sich das Buch durchaus für ein relativ breites Publikum aus lernwilligen, ambitionierten Amateuren eignet. Was etwas zu kurz kommt, sind Bastelanleitungen für Softboxen, Reflektoren und dergleichen, denn nicht jeder mag oder kann sich alles in dieser Hinsicht Erforderliche leisten. Auch wären mehr Tipps für kreative Inszenierungen erfreulich gewesen.
Zahlreiche Beispielfotos und Skizzen illustrieren den auch für Laien sehr gut verständlichen Text. Unter anderem werden oft Aufnahmesituationen, ob im Studio oder draußen, skizziert, sodass man weiß, wo außer der Kamera und dem Modell Blitz, Softbox, Reflektor und/oder andere technische Accessoires positioniert waren, als das jeweilige Foto entstand.
Auch die Erläuterungen zur Nachbearbeitung sind praxisnah gehalten und basieren auf Adobe Photoshop beziehungsweise Lightroom. Über die Angaben zu den rechtlichen Hintergründen dürfte mancher froh sein, der bisher allzu leichtfertig mit dem Veröffentlichen von Portraits, und sei es auf einer privaten Website, umgegangen ist.

Ein praktisches, sehr vielseitiges und gut aufgemachtes Buch, das reichlich gut gegliedertes und nachvollziehbares Hintergrundwissen und praktisches Know-How vermittelt, ohne abzuschrecken oder zu langweilen.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. April 2009 | ISBN: 978-3827244574 | Preis: 39,95 Euro | 340 Seiten | Sprache: Deutsch

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