In vielen bedeutenden Werken der Weltliteratur finden sich Motive, die miteinander verwandt sind und stets eine ähnliche Bedeutung haben oder sich aufeinander beziehen. Doch kaum jemand, der nicht eine entstprechende Ausbildung hat, erkennt die Bedeutungen und Zusammenhänge auf Anhieb.

Bei solchen Problemen hilft das Lexikon „Motive der Weltliteratur“. Hier ist eine Liste von 58 Motiven zusammen gestellt, die sich, epochen- und genreübergreifend, wiederholen und oft aufgegriffen werden.
Die einzelnen Einträge sind sehr detailiert und ausführlich und erläutern, wo das Motiv herkommt, welche Ausprägungen sich finden und was seine Bedeutung ist. Dabei ist die Liste sehr vielfältig und reicht von A – der verliebte Alte – bis Z – Zigeuer. Dazwischen finden sich vielfältige Motive, so zum Beispiel Amazonen, Freundschaftsbeweise, das Gottesurteil, die Nebenbuhlerschaft, der Sonderling, die Vatersuche und die damit verbundene Thematik von Verrat und Vatermord, die dämonische Verführerin oder der Einsatz von Visionen und Träumen.
Bei jedem Eintrag finden sich Hinweise auf Werke, in denen dieses Motiv auftaucht und weiterführende Literatur, die einem hilft, sich tiefer mit diesem Thema zu befassen.
Die zuvor erwähnten 58 Begriffe sind nur die, die mit einem eigenen Text beschrieben werden. Dazwischen finden sich viele Verweise von verwandten Motiven, die nicht weiter beschrieben werden.

Leider enthält das Buch keine Inhaltsangabe, so dass man auf der Suche nach einem bestimmten Motiv, trotz der alphabetischen Ordnung, einige Zeit lang suchen muss, bis man den passenden Eintrag findet. Auch das umfangreiche Register hilft einem nicht unbedingt bei der gezielten Suche, da es sehr viele Begriffe und Namen enthält und man nicht immer auf Anhieb nach dem richtigen sucht.

Die Auswahl der Motive wiederum ist gut gelungen. Allen ist gemein, dass sie sich durch sämtliche Epochen von Antike bis Neuzeit durchziehen und so sehr interessant zeigen, wie sich die Literatur und die Motive im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, welche Ausprägungen sich durchgesetzt haben und warum genau diese Motive so gern verwendet werden.
Die Beschreibungen sind weniger gut zum Schmöckern geeignet, da es doch ein wissenschaftliches Nachschlagewerk ist, sind aber dennoch verständlich und vor allem sehr informativ geschrieben.

Das Buch ist ideal für alle, die sich näher mit Literatur befassen, sei es aus privatem Interesse oder durch Schule, Studium oder Beruf. Natürlich erhebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bietet aber doch viele nützliche Hilfen und Informationen.