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 Überleben in Amerika

... ohne fromm, unbescheiden oder tiefgefroren zu werden

Autoren: Beppe Severgnini
Übersetzer: Bruno Genzler
Verlag: Blessing

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Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Wenn ein Italiener nach Amerika zieht, um dort ein Jahr lang zu wohnen, dann hat er etwas zu erzählen. Beppe Severgnini haben die zwölf Monate in Georgetown, einem beschaulichen Viertel in Washington, nicht nur die Augen geöffnet, sondern auch teilweise alte Vorurteile bei ihm weggewischt. Gleichzeitig haben sie ihn dazu inspiriert, diese Erfahrung in "Überleben in Amerika" mit seinen Lesern zu teilen.

Eingeteilt in die Monate, die er dort verbracht hat, beschreibt der Autor genau seine vielfältigen Erlebnisse mit den authentischen Amerikanern. Und genauso staunend, mit den Augen eines Touristen, der lediglich für begrenzte Zeit bleibt, reist der Leser mit. Hauptthema ist der Zeitraum 1994, so dass einige erwähnte Punkte etwas veraltet sind. Ratternde Modems gehören schon lange der Vergangenheit an, ebenso wie die angesprochenen politischen Verhältnisse. Dennoch bleiben manche Aussagen korrekt und unverrückbar, selbst wenn sie über zehn Jahre alt sind.

Zum Beispiel erwähnt Severgnini die Genussucht der Amerikaner, ebenso wie die herzliche Freundlichkeit, die man nicht unbedingt mit freundlicher Herzlichkeit verwechseln sollte. Besonders als Ausländer stolpert man unerwartet über Holpersteine. So ist Understatement verpönt, das Fernsehen und das Radio sind auf Dauersendung und seine Kreditwürdigkeit, um eine Kreditkarte zu erlangen, beweist man dadurch, dass man etwas auf Raten oder Pump erwirbt.

"Überleben in Amerika" ist ein Buch über einen Amerikaaufenthalt, das witzig, locker, aufklärend und unterhaltsam sein möchte. Doch dieses Ziel erreicht es nur zum Teil. Sicherlich ist es nett zu erleben, in wie vielen Varianten Versicherungsgesellschaften den Namen des Autors falsch geschrieben haben, seine verzweifelte Suche nach einem Parkplatz mitzuerleben oder wie er versucht, das Gewirr von Bestimmungen bei Rabattmarken zu verstehen. Allerdings ringen dem Leser diese Momente kaum ein Schmunzeln ab. Viel neues wird von Beppe Severgnini auch nicht erzählt, was nicht andere Autoren schon früher an Charaktereigenschaften von Amerikanern und ihrem normalen Alltag ins Licht der Literatur gezerrt haben. Ebenso ist es dadurch, dass seine Erlebnisse schon einige Jahre zurückliegen, sehr befremdlich, von veralteter Technik zu lesen, als wäre sie Gegenwart.

Es ist nicht ganz zu entschlüsseln, ob es an der Übersetzung oder am Autor selbst liegt, aber leider vermag das Buch den Leser weder zu fesseln noch zu unterhalten. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass dieses Thema schon von wesentlich brillanter geschriebenen Büchern behandelt wurde und "Überleben in Amerika" nun eben leider nur eines von vielen ist, das versucht, auf der Welle mitzureiten.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 23. Februar 2009 | ISBN: 9783896673732 | Originaltitel: Un Italiano in America | Preis: 18,95 Euro | 317 Seiten | Sprache: Deutsch

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