Frank Busemann ist vielen dadurch ein Begriff, dass er im Jahre 1996 Olympiazweiter im Zehnkampf und Sportler des Jahres wurde. Inzwischen referiert und berät er zu den Themen Motivation und Krisenmanagement und leitet Sportseminare. Doch ein Ereignis stellt alles in den Schatten: 2008 wurden Frank Busemann und seine Frau Eltern eines kleinen Jungen. Die Erlebnisse, die das Paar während dieser Zeit meisterte und seine ganz persönliche Sicht der Dinge hat Frank Busemann nun in einem Buch namens „Neun Monate“ im hellblau Verlag veröffentlicht.

Frank Busemanns Schilderung der Schwangerschaft seiner Frau beginnt ganz am Anfang, vor der Zeugung. Denn so Recht will es nicht klappen. Befreundete Paare werden scheinbar mühelos schwanger kurz nach dem Absetzen der Pille, bei den Busemanns tut sich erstmal nichts. Doch dann geht es Schlag auf Schlag. Katrin Busemann ist schwanger und Frank hastet von einer Erkenntnis zur nächsten. So ist jedes der vierzig Kapitel des Buches (eins steht für jede Schwangerschaftswoche) gefüllt mit ganz persönlichen Erinnerungen und Erlebnissen. Die Suche nach dem richtigen Kinderwagen wird ebenso behandelt wie Schwangerschaftsübelkeit und die allgemeine Panik vor dem was jetzt kommt. Jedes der Kapitel schließt mit einem Resümee ab, das die wesentlichen Gedanken des Kapitels zusammenfasst. Kleine Zeichnungen lockern die Seiten auf, aber man sollte sich im Klaren sein, dass hier ein Buch mit viel Text vorliegt, das eher einem Tagebuch, als einem abbildungsreichen Ratgeber gleicht.

Frank Busemann bezeichnet sich selbst als hyperaktiv. Seine Fähigkeiten, auch schon am frühen Morgen, sind „hektisch gucken und viel erzählen“. Nachdem man alleine nur die Einleitung gelesen hat, weiß man, dass dies stimmt und hier kein Ghostwriter seine Finger im Spiel hatte. Denn den leicht hektischen Erzählfluss kann man auch in Schriftform erkennen. Lange Sätze und viele Informationen dichtgedrängt stürmen auf den Leser ein. Was sich jetzt anstrengend anhört, ist es, nach dem ersten Hineinfinden in das Buch, beim Lesen aber nicht. Der ganz eigene Erzählstil von Frank Busemann sorgt vielmehr für ganz viel Authentizität und so wirkt dieser persönliche Schwangerschaftsbericht sehr liebenswert. Bereits nach wenigen Seiten ergibt sich beim Leser das Gefühl, einem Freund bei der Schilderung seiner Erlebnisse zuzuhören. Hier wurde nicht jedes Wort zensiert und alles glatt gebügelt, da ist auch schon mal von „vollgekackten“ Stramplern die Rede.

Die Schilderung seiner persönlichen Vaterwerdung gestaltet Frank Busemann sehr humorvoll, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Frank Busemann nimmt den Leser mit bei einer sehr persönlichen Entwicklung und schildert auch eigentlich etwas peinliche Erlebnisse, wie zum Beispiel den Besuch bei seinem Urologen. Doch seine Schilderung, wie er das zu untersuchende Sperma frisch innerhalb der geforderten Stunde zum Arzt kriegt, obwohl eine stauanfällige Autobahn auf dem Weg liegt, ist für den Leser nicht peinlich, sondern man leidet mit ihm und schmunzelt, ganz so als ob der beste Kumpel diese Anekdote erzählen würde.
Seine Frau und er wachsen einem ans Herz, man nimmt Anteil an ihren Problemen bei der Häusersuche und der richtigen Ernährung. So leidet man bei der geschilderten Geburt mit und freut sich für die beiden, ganz so als ob sie alte Freunden wären, die man schon ewig kennt. Denn dieses Gefühl vermittelt das Buch.
So wünscht man sich am Ende des Buches Bilder des kleinen Busemanns oder wenigstens der beiden frischgebackenen Eltern. Doch da bleibt Frank Busemann privat, lediglich er ist im Buch abgebildet.

Ein sehr authentischer Bericht über neun Monate im Leben von Frank Busemann, sehr persönlich, humorvoll und oft anrührend. Weniger ein Ratgeber, als eine sehr offene Schilderung von ganz privaten Erlebnissen.