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Während eines Wikingerüberfalls auf Irland werden die Eltern des jungen Gest getötet und seine Schwester entführt. Er selbst soll getötet werden, da er alt genug ist, sich an die Tat zu erinnern, doch ein weichherziger Krieger lässt ihn entkommen. Zwanzig Jahre später reist Gest nach Island, um Rache zu nehmen. Geschickt sät er Zwietracht unter den beiden Mördern von damals, doch dann findet er heraus, dass seine Schwester von einem der beiden mittlerweile zur Frau genommen wurde und einen Sohn hat.
Bei „Die Rache des Wikingers“ handelt es sich um eine isländisch-schwedische Koproduktion aus dem Jahr 1984, die in Deutschland bereits unter einer Vielzahl von Titeln wie „Das versunkene Imperium“, „Hakan, der Barbar“ oder „Odins Raben“ (in der DDR) bekannt ist. Unverständlich ist nicht nur, wieso MIG Film GmbH einen weiteren Titel zu diesem Wirrwarr hinzugefügt haben, sondern auch, wieso dieser „Die Rache des Wikingers“ lautet, wenn es in Wahrheit um einen Iren geht, der Rache an Wikingern nimmt. Außerdem droht eine nicht unbeträchtliche Verwechslungsgefahr mit dem italienischen (!) Wikingerfilm „Die Rache der Wikinger“ von dem Trash-Regisseur Mario Bava.
Aber zum Film an sich: Der Regisseur Hrafn Gunnlaugsson drehte „Die Rache des Wikingers“ als ersten Teil einer losen Trilogie von Wikingerfilmen, die sich mit der Geschichte Islands auseinandersetzt. Als künstlerische Vorbilder für den vorliegenden Film dienten die Werke von Akira Kurosawa und Sergio Leone. Tatsächlich kann man in der Struktur der Erzählung die Motive des einsamen Rächers oder des weiten, leeren Landes wiedererkennen. Dennoch bewahrt sich der Film sein ganz eigenes, isländisches Wesen, das sich höchstens in Filmen wie „Viking Saga“ wiederspiegelt.
Für den US-Film-verwöhnten Zuschauer bedeutet „Die Rache des Wikingers“ allerdings eine ziemliche Umgewöhnung seiner Sehgewohnheiten. Weder ist der Film so optisch glatt und technisch astrein wie das Produkt eines Hollywoodstudios noch kann die Leistung der Schauspieler an die Erwartungen des heutigen Publikums heranreichen. Das heißt jedoch nicht, dass „Die Rache des Wikingers“ schlecht ist – er ist einfach anders, sowohl in Regiearbeit als auch durch seine mittlerweile 25 Jahre Alter. Unter diesem Gesichtspunkt mag nochmals der Vergleich mit der unkonventionellen Regiearbeit Leones herhalten, der dem Zuschauer auch eine gewisse Eigenleistung abverlangt hat.
Die DVD enthält neben der deutschen auch die originale isländische Tonspur, was eine sehr schöne Geste der Vertriebsfirma ist, auch wenn nicht viele potentiellen Käufer etwas damit anfangen können. An Extras kann die DVD lediglich mit einer umfangreichen Trailershow aufwarten, die durchaus einige Kuriosita aus dem MIG-Programm aufweist.
Das Coverbild deckt sich zumindest thematisch mit dem Film, was bei Veröffentlichungen dieses Filmvertriebs keinesfalls selbstverständlich ist. Leider erschöpft sich damit auch schon der Bezug zum Film, denn weder Coverbild noch Screenshots auf der Rückseite der Hülle stammen aus „Die Rache des Wikingers“. Dafür – und hierfür ist der Vertrieb wieder zu loben – ist auch dieses Cover ein Wendecover. Wem also der aufdringliche blaue FSK-Marker auf der Vorderseite der DVD nicht gefällt, der dreht die Innenseite des Covers einfach um und genießt einen FSK-freien Ausblick.
„Die Rache des Wikingers“ zu bewerten, fällt nicht leicht. MIG Film GmbH und EuroVideo tun sich mit ihrer Praxis, unbekannte Filme in nichtssagender – und teilweise dem Inhalt des Films widersprechender – Verpackung und Betitelung zu veröffentlichen, keinen großen Gefallen. Langfristig wird dieses Vorgehen wohl Kunden kosten, was sehr schade ist, befinden sich doch unter den Veröffentlichungen einige Perlen. „Die Rache des Wikingers“ kann durchaus dazu gezählt werden, handelt es sich doch um einen beeindruckenden Beitrag der isländischen Filmindustrie. Trotz seiner Anleihen an Techniken eines Sergio Leone kann man dem Regisseur nicht absprechen, etwas Individuelles geschaffen zu haben, zumal das Thema Wikinger geradezu prädestiniert ist für einen isländische Produktion. Heutige Zuschauer werden sich naturgemäß schwer tun mit diesem ungewohnten Stil, sind wir doch eher von Hollywood als von Reykjavík geprägt. Wer allerdings bereit ist, sich auf ein Experiment einzulassen, und dem Genre Wikingerfilm etwas abgewinnen kann, dem sei „Die Rache des Wikingers“ durchaus empfohlen.