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Achtung: Wer „Das Geheimnis des Wassers“, den ersten Teil der Serie „Alim der Gerber“ von Wilfried Lupano und Virginie Augustin, noch nicht gelesen hat und sich die Spannung nicht verderben will, sollte die folgende Inhaltsangabe überspringen.
Alim, Pepeh und Bul sind den Schergen des Iasubiner-Rats entkommen. Die drei Flüchtling haben Unterkunft bei den freien Völkern des hohen Nordens gefunden und versuchen die Ereignisse in Bramhalem zu vergessen. Sie verkennen jedoch, dass sie als Ketzer gelten, die Jesameth, den Propheten entehrt haben. Der Rat schickt daher Torq Djihid, den grausamsten der Schlächter aus, um Alim und seine Familie zu finden und zurück zu bringen. Und der Soldat geht mir äußerster Brutalität vor. Er entvölkert ganze Landstriche auf der Suche nach den drei Kastenlosen.
Torq aber ahnt nicht, dass Alim, Pepeh und die fünfjährige Bul auf einem Wind-Floss Zuflucht gefunden haben. Doch nicht nur Torq Djihid ist dem Gerber, seiner Tochter und dem alten Pepeh auf der Spur, auch Soubyr, der Soldat, den die drei täuschten, um aus Bramhalem zu entkommen, hat sich an ihre Fersen geheftet und erweist sich als bei weitem hartnäckiger, als der grausame Torq.
Währenddessen spitzen sich auch in Bramhalem die Ereignisse zu. Opfergeber Khelob, nach Torq zweifellos der gefährlichste Kämpfer in der Stadt Jesameths, ist – wie das Volk, die Gilden und die Generäle – unzufrieden mit dem Iasubiner-Rat und dessen Entscheidungen.
Was für ein Sprung. Vom orientalisch anmutenden Bramhalem, dem Ort des Geschehens in „Das Geheimnis des Wassers“ springt Autor Lupano direkt ins eisige Tibet. Inklusive Wiedergeburt, Reinkarnation, Kindgottkönig und glatzköpfigen Mönchen, Klostern und durchgeistigten, nicht zum Kampf gegen die Eindringlinge fähigen Gebirgsbewohnern, fühlt man sich direkt in die Zeit der Eroberung Tibets durch die chinesischen Ursupatoren versetzt.
Gewürzt mit einer Dosis Fantasy in Gestalt eines Raubtiers, ist die Geschichte der Flucht dreier Kastenloser ins Reich des Friedens und der Sanftmut ein wunderbarer Gegensatz zur Welt des Terrors und des Glaubenskrieges, der den ersten Band beherrschte.
Wieder gelingt es Lupano den Leser zu faszinieren und bis ans Ende der Geschichte zu fesseln. Gesteigert noch durch die brillanten, einfallsreichen und wunderschön anzusehenden Bilder Augustins, vermag man kein Panel, keine Seite den Blick zu heben, eine Pause einzulegen oder diesen Prachtband gar zur Seite zu legen. In einem Zug muss man „Die Verbannung“ einfach lesen und genießen. Was aber macht man bloß in der langen Wartezeit, die es zu überstehen gilt, bis der dritte Band herausgebracht wird?
Lupano und Augustin haben eine ganz eigene Welt geschaffen, die ganz nah an der unseren und doch so weit weg scheint. Denn in der Welt Alims haben die Sanften, die Flüchtlinge, die Unterdrückten vielleicht eine Chance, gegen die Religionswächter, die Mörder und Schlächter, Mitläufer und Vasallen der Mächtigen anzukommen. Oder wenigstens zu überleben. Doch das lassen Lupano und Augustin offen. Leider.