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Die Serien, die sich mit mysteriösen Todesfällen und detektivischer Arbeit im Autopsiesaal beschäftigen, nehmen immer mehr zu. Doch wie realistisch ist das, was allabendlich auf den Fernsehern zu sehen ist? Wen diese Frage interessiert, kann in „Dem Tod auf der Spur“ von Michael Tsokos nachlesen, wie die Wirklichkeit aussieht.
In zwölf Fällen schildert Tsokos, wie der Arbeitsalltag eines Rechtsmediziners aussieht. Dabei werden nicht nur die eigentlichen Fälle geschildert, sondern auch viele Zusatzinformationen finden sich im Text. Diese erläutern nicht nur, inwieweit der Alltag eines Rechtsmediziners von CSI und Konsorten abweicht, sondern vermittelt auch medizinisches Grundwissen.
Die Geschichten sind allesamt rätselhaft, oft geht es zunächst um die Frage: „Suizid oder Mord?“ Da gibt es den Fall des Opfers eines Verkehrsunfalls, bei dem unklar ist, ob er schon tot war, bevor er überfahren wurde oder nicht. Aber auch der Jäger, der das Unmögliche geschafft hat – sich selbst aus Versehen mit einem Gewehr erschießen, dessen Abzug er auf keinen Fall erreichen konnte – kommt vor sowie eine Wasserleiche in Kleidung des 19. Jahrhunderts. Fans von grausamen Beschreibungen kommen ebenfalls auf ihre Kosten, so ist vor allem der Fall eines verbrannten Mannes nicht leicht zu lesen für Zartbesaitete. Dann gibt es noch einen einzelnen Kopf ohne Körper und einiges mehr. Den Abschluss macht ein Fall, der für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt hat: Die Geschichte von Jessica, des Mädchens, das von ihren Eltern eingesperrt wurde und verhungerte. Dieser Fall passt nicht ganz in die Reihe, zum einen ist er der einzige, der nicht anonym und ohne mediale Aufmerksamkeit geschah, zum anderen ist dieser Fall nicht rätselhaft, sondern ziemlich eindeutig.
Etwas reißerisch mutet der Untertitel „12 spektakuläre Fälle aus der Rechtsmedizin“ schon an, die Fälle sind teilweise weniger spektakulär als vielmehr rätselhaft. Die Auswahl der Geschichten bietet einen guten Querschnitt durch den Arbeitsalltag eines Gerichtsmediziners und informieren den Laien umfassend. Nach der Lektüre kennt man immerhin den Unterschied zwischen Gerichtsmedizinern und Rechtsmedizinern, weiß, wann eine Autopsie angeordnet wird, was ein Polytrauma ist, woran man erkennen kann, ob jemand Suizid begangen hat oder nicht und einiges mehr.
Die Kapitel sind, trotz ihrer Thematik, sehr humorvoll geschrieben, allerdings ohne jemals ins Lächerliche abzugleiten. Der zumeist lockere Ton des Buches zeigt nur umso deutlicher, dass Rechtsmediziner auch nur Menschen sind und einen normalen, aber dennoch spannenden und nötigen Job machen.
Durch den lockeren Ton wird auch vermieden, dass die Schilderungen zu persönlich werden. Die geschilderten Tötungsmethoden und –umstände sind brutal, Menschen mit großer bildlicher Vorstelllungskraft werden das eine oder andere Mal schlucken müssen.
Für Fans von Krimis, die sich auch für die realen Hintergründe interessieren, ein sehr empfehlenswertes Buch.