Der Astronom Nicolaus Swart kehrt nach langer Irrfahrt zu seinem König Erich XIII. zurück, dem geschassten Herrscher der Nordischen Union, der sich nach seinem Sturz verbittert auf das kleine Gotland vor der dänischen Küste zurückgezogen hat. Swart galt als vermisst; er kam nie von seiner Fahrt ins Ewige Eis wieder, jeder hielt ihn für tot. Tatsächlich aber ist er quicklebendig, und er berichtet dem König von seiner ereignisreichen Fahrt, von arktischen Phänomenen, unsagbaren Reichtümern und neuen Ländereien, die jenseits der Eisschollen liegen sollen. Das weckt auch den Mut Erichs, der nun eine Chance sieht, Ruhm und Macht wieder zu erringen. So lässt er seinen Schreiber Rikmann den abenteuerlichen Bericht des Seefahrers und Astronoms aufnehmen - mit durchaus skeptischer Feder. Denn manches, was Swart erzählt, erscheint doch als zu phantastisch, als dass ein scharfer Verstand dies glauben könnte ...
Stephan Puchner, Drehbuchautor und Absolvent der Filmhochschule München, hat mit "Nebelheim" seinen ersten Roman geschrieben, einen historischen Abenteuerroman, der um die Geheimnisse der Eismeere und die Furcht des Menschen vor diesen kreist. Angesiedelt ist die Handlung im 15. Jahrhundert, also in der Ära vor der Entdeckung Amerikas. Die Aufbruchstimmung ist jedoch auch im skandinavischen Raum zu spüren, und in gewisser Weise erscheint die Fahrt des Nicolaus Swart wie ein Zerrbild der Kolumbus-Mission. Die Einbettung als "Roman im Roman", nämlich die Wiedergabe der (natürlich verfremdeten) Expedition an den Schreiber Rikmann, ist Puchner dabei gut gelungen, und vor allem Rikmann - der das Aufgeschriebene reflektiert, hinterfragt und bezweifelt - wächst einem schnell ans Herz. Allerdings merkt man deutlich, dass Puchner als Drehbuchautor gearbeitet hat; die Dialoge sind griffig, die Konstruktion allerdings manchmal zu szenisch, einige Sequenzen wirken künstlich dramatisiert. Auf der anderen Seite geht Puchner das sonst eher biedere historische Genre mit Schmiss an, und so liest sich der Roman flüssig und überzeugt durch Originalität.
"Nebelheim" ist kein Meisterwerk, aber ein solider Einstand von Debütautor Stephan Puchner. Die Geschichte um den Entdecker Nicolaus Swart und seine Irrfahrt durchs Eis (sofern der Leser - und mit ihm der Schreiber Rikmann - sie glauben darf) ist spannend und originell erzählt ... eine gelungene Abwechslung vom Stil, den man ansonsten von historischen Romanen gewohnt ist. Wenn man sich nicht an Puchners manchmal etwas drehbuchhafter Sprache stößt, erwartet einen ein überzeugender Abenteuerroman mit gelungener Pointe - ein Buch zum Schmökern.