Gesamt |
|
Aufmachung | |
Brutalität | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Mit „Die Missgeburt“ beginnt die Reihe „Die Legende vom Changeling“, die im Piredda Verlag erscheint. Der französische Comiczeichner Xavier Fourquemin, der bereits mit dem Comic-Zweiteiler „Miss Endicott“ von sich reden machte, ersinnt hier zusammen mit dem französischen Autor Pierre Dubois eine Geschichte um Elfen, Feen und Magie.
Die Familie Thomas und Betty Jobson hat Nachwuchs bekommen: Nach der erstgeborenen Tochter Sheila ist der neue Erdenbürger ein kleiner Junge, der den Namen Peter erhält. Doch der kleine Peter ist noch nicht lange auf der Welt, als etwas Schreckliches geschieht: Sheila, die auf ihren Bruder aufpassen soll, lässt sich für kurze Zeit von Schmetterlingen und Blumen ablenken und als sie wieder nach Peter sieht, ist dieser verschwunden!
Obwohl Vater Thomas mit befreundeten Bauern nach dem Jungen sucht, ist er nicht aufzufinden. Mutter Betty ist fassungslos und gibt ihrer Tochter die Schuld. Sie ist davon überzeugt, dass die Feen ihren Sohn geraubt haben. Erst mit einem Opfer gelingt es Betty, Peter wieder von den Feen zurückzubekommen. Doch der Junge hat sich verändert, er scheint nicht mehr derselbe zu sein.
Als Scrubby, so wird Peter als er heranwächst genannt, eines Tages in den verbotenen Wald geht, lernt er dort Merlin kennen. Dieser weist Peter in die Welt der Feen und Hexen, der Zwerge und Kobolde ein. Doch mit der Industriellen Revolution brechen für die Bauersfamilie Jobson harte Zeiten an und der Umzug in die Stadt ist unvermeidlich. Für den naturverbundenen Scrubby ein harter Schlag …
Feen, Waldgeister, Dryaden und Nixen bevölkern den französischen Fantasycomic – zumindest teilweise, denn in diesem ersten Band spielt die mystische Welt noch eine undurchsichtige Rolle. Vorrangig geht es darum, Familie Jobson und ihr Leben vorzustellen, vor allem aber den kleinen Peter, der von allen nur Scrubby genannt wird, was im Deutschen so viel wie „strubbelig“ oder „struppig“ heißt.
Doch obwohl Dubois und Fourquemin viel Zeit darauf verwenden, die Situation der Familie darzulegen, bleiben die Charaktere blass und belanglos. Gerade der kleine Scrubby, mit dem der Leser zusammen den verwunschenen Wald und später das stinkende London erkundet, bleibt einem gleichgültig.
Leider sparen die Autoren da am falschen Ende. Denn statt den Figuren mehr Leben einzuhauchen, gibt es zahlreiche Bilder des Waldes, der Natur und der Landschaft, die Scrubby durchstreift. In dieser vorhandenen Fülle erzeugen die durchaus schönen Zeichnungen eher Langeweile denn Atmosphäre oder Dynamik. Die Geschichte wird dadurch nicht vorangebracht, sondern dümpelt kraftlos vor sich hin. Erst gegen Ende, als sich die Ereignisse dramatisch zuspitzen, kann die Handlung noch mal punkten.
Zeichner Fourquemin und Autor Dubois liefern mit „Die Missgeburt“ einen Reihenauftakt hin, der einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Überzeugen einerseits die stimmigen Zeichnungen und das fantasievolle Thema, sind die blassen Charaktere und zu viele nichtssagende Bilder andererseits leider weniger gelungen. Da ist noch viel Luft nach oben für die folgenden Bände.