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Fünf Bände umfasst der Comic „Thorinth“ aus der Feder von Nicolas Fructus, der damit seine erste Reihe veröffentlicht. „Der Narr ohne Namen“ bildet den Auftakt des bizarren Trips in einen seltsamen Turm.
Thorinth, der Turm der kranken Seelen, ein abgeschottetes Bollwerk, eine komplexe Welt für sich, erbaut von Amodef, einem der fähigsten Doktoren auf dem Gebiet des Wahnsinns. Doch als der Turm gebaut wird, rechnet Amodef nicht mit der Durchtriebenheit seiner Architektin Esiath, die ganz eigene Pläne mit dem Bauwerk hat. Als der Turm fertig gestellt ist, ruft sie alle Pellegen, die Doktoren des Bewusstseins, und Amodef zusammen, um ihr Werk zu vollenden. Denn in der Mitte des Turms hat sie einen schwebenden Lehmblock platziert, den sie jetzt, mit Vollendung ihrer Arbeit, zum Leben erwecken will. Doch Esiath erschafft mit dem Narrenwärter einen gnadenlosen Wächter über den Turm. Nur Amodef und die Schnuffels, Wesen, die aus den Lehmresten des Narrenwärters entstanden sind, überleben die Katastrophe …
Jahrhunderte vergehen. Noch immer leben im Turm die kranken, gequälten Seelen von verwirrten Geistern, neue Pellegen gehen dort ihrer Arbeit nach und der Narrenwärter durchstreift die labyrinthischen Tunnel des Turms, um für Ordnung zu sorgen. In diesen Gang der Dinge bricht ein Mann mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ein: Seine Frau wurde in den Turm gebracht und er setzt nun alles daran, sie wieder zu befreien. Ein unmögliches Unterfangen, wie es scheint. Aber im Turm angelangt, bekommt er von unerwarteter Seite Hilfe.
Nicolas Fructus serviert dem Leser mit „Thorinth“ ein interessantes Szenario. Ein labyrinthischer Turm, bewacht von einem übermächtigen Golem, bevölkert von verlorenen Kreaturen und Doktoren, eine Festung, aus der es kein Entrinnen gibt. Verpackt ist das Ganze in weiche Zeichnungen und düstere Farben, die gut zur Atmosphäre passen.
Der Turm und seine Geschichte, der bisher noch namenlose Protagonist und die Welt des Turms stehen in diesem ersten Band im Zentrum des Geschehens und werden entsprechend sorgfältig eingeführt. Was bei ersteren beiden gut gelungen ist, kann bei letzterem nicht überzeugen. Das Szenario bietet so viel Potenzial, dass die Darstellung der Turmwelt viel zu belanglos und normal ausgefallen ist. Hier hätten ein paar kreative Ideen für Abwechslung und Unterhaltung geführt. Vielleicht trifft der Leser in den Folgebänden auf Ereignisse und Belange des Turms, die der Geschichte würdiger sind.
Was die Gewaltdarstellung im Comic angeht, geizt „Der Narr ohne Namen“ nicht mit Brutalität und Kämpfen. Allerdings wurde auf die übermäßige Darstellung von expliziten Szenen verzichtet, sodass auch empfindsamere Gemüter den Comic genießen können. Für jüngere Leser eignet sich der Auftaktband allerdings weniger.
Obwohl das Ende sehr offen ist und eine Überraschung bereithält, wurde auf einen fiesen Cliffhänger verzichtet. So bleibt der Leser gespannt, wie es im zweiten Band mit dem Namen „Die Sogromfischer“, der im Dezember 2009 erscheint, weitergeht, ohne an einer besonders aufregenden Stelle aus dem Lesefluss gerissen zu werden. Hervorzuheben sei die tolle Aufmachung des Bandes aus dem Hause Splitter; eingebunden in stabiles Hardcover und mit griffigen Seiten versehen, ist der Comic optisch absolut gelungen.
Mit dem Auftaktband „Der Narr ohne Namen“ entführt Nicolas Fructus seine Leser in ein interessantes Szenario, das sein Potenzial jedoch bei Weitem noch nicht ausgeschöpft hat. Es bleibt abzuwarten, wie es in den Folgebänden mit dem namenlosen Helden und seiner Suche weitergeht.