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Der kleine Tikku bewacht eifersüchtig seine große Schwester „Kleiner Karpfen“. Sie ist alles, was ihm geblieben ist. Auch an diesem warmen Sommerabend des Jahres 1108 liegt er auf der Lauer und beobachtet, welche Freier sich mit seiner Schwester vergnügen. Diesmal aber hat die Geisha einen besonderen Gast. Es ist der maskierte Noburo. Der riesige Mann verspürt jedoch keine Lust auf die schöne junge Frau. Gerade will er sich ein wenig mit „Kleiner Karpfen“ unterhalten, da stürmt eine Piratenhorde in das Freudenhaus und beginnt sämtliche Geishas einzusammeln. Auch „Kleiner Karpfen“ wird entführt. Norburo, ansonsten unbesiegbarer Kämpfer, sieht sich nicht nur einer riesigen Übermacht von Gegnern ausgesetzt, sondern einem gewaltigen Kampfbunraki, einer von einer Art Marionettenspieler gesteuerten Kampfmaschine, die hunderte Gegner niedermähen kann.
Tikku ist untröstlich, hat er doch sein Ein und Alles verloren. Er bittet den Meister von Noburo, den Ronin Okko, um seine Hilfe. Doch was kann er dem Samurai ohne Herrn bieten? Nichts als sein junges Leben. Wider Erwarten nimmt Okko das Angebot an und bricht unverzüglich auf, um gemeinsam mit Naburo und dem versoffenen Mönch Noshin die Piraten zu suchen. Die vier Gefährten ahnen nicht, dass ihnen das gefährlichste Abenteuer ihres Lebens bevorsteht.
Im Januar 2005 erschien der erste Teil des ersten Zyklus „Okko: Le cycle de l'eau: Première partie“ des Autors und Illustrators Hub, in Frankreich. Das auf fünf Zyklen ausgelegte Fantasy-Abenteuer (April 2009 ist in Frankreich der erste Band des dritten Zyklus erschienen) ist eine Mischung aus historischer Samurai-Geschichte, Fantasy - inklusive Drachen, Monstern, Vampiren und mächtiger Magie - Action und heroischem Abenteuerroman. Dabei spart Hub nicht mit grausamsten Szenen – des Öfteren rollen Köpfe und bleiben blutig im Bild liegen –, harten Action-Einlagen, romantischen Landschaftsbildern und wundervoll gezeichneten Innenräumen, Tempeln und düsteren Höhlen.
Besonders auffällig ist die Farbgebung der einzelnen Panels. Hier hat Hub gemeinsam mit Stephane Pelayo eine perfekte Kolorierung vorgenommen. Immer wieder wechseln schlagartig für eine oder mehrere Doppelseiten die Grundtöne. Nach düsteren, in Blau- und Grautönen gehaltenen Szenen, die auf dem Meer oder in der Nacht spielen, blättert man um und findet sich in Grün gehaltenen Dschungelansichten wieder. Nur um ebenso unvermittelt in in Rot und Orange getauchte Szenen hineinzugeraten. Das ist beeindruckend gemacht und fesselt den Blick des Betrachters zusätzlich. Doch auch die Personen, Gegenstände, Häuser und Türme, Landschaften und Seeszenen sind ungemein brillant gezeichnet. Hub hat mit „Okko“ einen so wundervoll erdachten und gezeichneten Comic ersonnen, dass man ihm größtmöglichen Erfolg wünscht.
Einzig wer nicht auf diese Mischung aus Samurai-Ethos, Magie und Mittelalter steht, wird sich abwenden. Alle anderen aber werden jedes einzelne Abenteuer – und der vorliegende, fast zwanzig Euro teure Band enthält beide Teile des ersten Zyklus – verschlingen.
So spannend, so herzergreifend, so grausam und doch so realistisch hat noch kein Autor diese Zeit der Schwertkämpfe, des Seppuku und der magischen Wassergeister heraufbeschworen. Dank des außerordentlichen Talents Hubs als Autor und Zeichner hat der Carlsen-Verlag eine absolute Perle der europäischen Comic-Kunst im Programm, die jeder Leser einmal gelesen haben sollte.
Schade nur, dass die sage und schreibe fünfundneunzig Seiten in einem Paperbackband eingebunden sind. So merkt man dem Comicheft jeden Stoß und etwaiges schlechtes Benehmen des Lesers sehr schnell an.
Das ist umso bedauerlicher, da Druckqualität und Format diesem wundervollen Auftaktband von Humbert Chabuel (einigen Kino-Enthusiasten als einer der für das Design des Blockbusters "Das fünfte Element" verantwortlicher Künstler bekannt) durchaus angemessen sind.