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Die Insekten stellen die artenreichste Klasse im Tierreich und vermutlich auch jene, die am reichsten an unterschiedlichen Körpergestalten, Lebensräumen und besonderen Anpassungen an spezielle ökologische Nischen ist. Hat man sich einmal genauer mit Insekten befasst, so wandelt sich der spontane, vielleicht auch anerzogene Ekel rasch in Bewunderung für die Schönheit und bunte Vielfalt dieser Tiere.
Der Insektenkalender aus dem Verlag NZVP enthält zwölf Fotos von ganz unterschiedlichen Insekten: einem Gemeinen Ohrwurm, einer Gebänderten Prachtlibelle, einer Streifenwanze, eines Siebenpunkt-Marienkäfers, eines nicht näher benannten Bockkäfers, der Larve einer Gottesanbeterin, einer Großen Heidelibelle, eines Zuckerkäfers, einer Gemeinen Sichelschrecke, einer Grabwespe, einer nicht mit Artnamen bezeichneten Libelle und eines Ameisenlöwen.
Auf der Rückseite des Kalenders findet man verkleinerte Abbildungen der zwölf Fotos mit den auch auf den Kalenderblättern aufgeführten Informationen zur Identität der Tiere.
Die Maße dieses Wandkalenders, 49,3 cm x 40 cm, machen ihn bereits zu einem echten Hingucker. Davon nehmen die Fotos 35 cm x 25 cm ein und dominieren somit die Kalenderblätter, ohne dass das Kalendarium zu kurz kommt. Dieses ist wie die Legende zu den Fotos zweisprachig deutsch und englisch gehalten und übersichtlich gestaltet mit fett gedruckten Wochentagsbezeichnungen als Spaltenköpfe; Sonn- und Feiertage sind farbig hervorgehoben, die Feiertage zudem benannt samt den Staaten, in denen sie gelten. Die Zeilen oder Wochen werden eingeleitet durch die jeweilige Wochennummer. Zusammengehalten wird der Kalender durch eine robuste Spiralbindung.
Den Käufern eines Fotokalenders dürfte jedoch die Auswahl und Qualität der Fotos am wichtigsten sein – Qualität im Sinne von Ästhetik und Informationsgehalt wie auch aus fototechnischer Sicht.
Die Auswahl überzeugt schon beim Blick auf die kleinen "Thumbnail-Bilder" auf der Kalenderrückseite. Hier präsentiert sich eine gelungene Mischung aus unterschiedlichsten Insekten, auffallenden wie Libellen, die wir auch im Vorübergehen wahrnehmen, vertrauten wie dem Marienkäfer, versteckten, leicht übersehenen wie dem Bockkäfer im "Tarnkostüm" und gleich eingangs auch einem relativ typischen "Ekel-Insekt", nämlich dem Ohrwurm.
Der Fotograf hat gerade auch bei diesem Bild sein Augenmerk darauf gerichtet, den geradezu filigranen, in zahlreiche unterschiedliche Segmente gegliederten und dabei ausgesprochen "funktionellen" Körperbau des Tieres hervorzuheben; so kann auch ein Ohrwurm durchaus einen Monat lang die Aufmerksamkeit des Betrachters immer wieder fesseln.
Manche Bilder, etwa das von der schön freigestellten Gebänderten Prachtlibelle, die ihren Schatten auf ihre pflanzliche Sitzgelegenheit wirft, sprechen den Sinn für Ästhetik ganz unmittelbar an. Außergewöhnlich ist definitiv das Bild von der mit Tautropfen übersäten, an ein ebenfalls mit Tau behaftetes trockenes Pflanzenteil samt Spinnwebenresten geklammerten Streifenwanze.
Nicht so spektakulär kommen der Bockkäfer und der Ameisenlöwe daher, durch Färbung und Körperbau gut an die Umgebung angepasst; und genau diese Anpassung offenbaren die Fotos ausgezeichnet.
Die meisten Tiere wurden für die Aufnahmen jedoch gegenüber dem Hintergrund weitgehend freigestellt und wirken somit sehr plastisch. Höchstens die leider nicht identifizierte Libelle vom November geht in einem zu lebhaften Hintergrund etwas unter. Je nach Perspektive sind bei den meisten Tieren Hinterleiber oder andere "periphere" Körperteile etwas unscharf, was aus der bei Makroaufnahmen im Allgemeinen eingesetzten weiten Blendenöffnung resultiert. Einerseits ergibt dies für den Betrachter interessante Effekte, zum anderen erkennt man daran, dass es sich um authentische Bilder handelt und nicht um solche, bei denen die Möglichkeiten von Photoshop oder ähnlicher Software bis zum Letzten ausgereizt wurden, und die oft in ihrer scheinbaren Perfektion den Eindruck von Sterilität erwecken.
Trotz des großen Formates wirken die Bilder, selbst die Hintergründe, auch aus unmittelbarer Nähe kaum pixelig. Das kräftige, reflexionsfreie Papier trägt ebenfalls zum sehr guten Gesamteindruck bei.
Ein beeindruckender, vielseitiger Wandkalender für Insektenfreunde und, so platt es klingen mag, solche, die es werden wollen!