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 Call of Juarez: Bound in Blood

Verlag: Ubisoft

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Ton
In der Welt der Videospiele gibt es nicht allzu viele bekannte Western-Franchises. „Call of Juarez“ ist einer von deren wenigen Vertretern, die sich auch gegenüber der jeweiligen Genre-Konkurrenz behaupten konnten. Zwar ist der Ego-Shooter mit Wild-West-Thematik nicht frei von konzeptionellen und technischen Fehlern, überzeugte aber durch Atmosphäre und Glaubwürdigkeit. Schafft es der aktuelle Ableger „Bound in Blood“, die guten Ansätze des Vorgängers ausbauen, ohne dessen Schwächen zu übernehmen?

Zu allererst: „Bound in Blood“ ist kein Sequel, sondern ein Prequel zu „Call of Juarez“. Es beschreibt den Werdegang von Ray McCall, Protagonist des ersten Teils, und dessen Brüdern Thomas und William zur Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges. Ray und Thomas gehören der konföderierten Armee an und verrichten ihren Dienst an der zunehmend instabil werdenden Front. Als sie jedoch hören, dass Soldaten der Nordstaaten begonnen haben, nahe ihrer Heimat zu plündern und zu brandschatzen, desertieren beide in der Hoffnung, ihre Familie und ihren Besitz retten zu können - doch sie kommen zu spät. Das Anwesen der McCalls ist verwüstet, ihre Mutter tot, einzig ihren Bruder William, ein angehender Theologe, können sie aus der Gefangenschaft befreien. Um ihr Gut zu altem Glanz zurückzuführen, begeben sich die Brüder auf die Jagd nach einem legendären Aztekenschatz, der von Kundigen nur 'the Call of Juarez' genannt wird und jeden, der danach trachtet, ins Verderben stürzen soll ...

Wie bei seinem Vorgänger handelt es sich bei „Bound in Blood“ um einen klassischen Ego-Shooter - man läuft und schießt, sucht Deckung und schießt, bewältigt ab und zu ein Standoff (Spieler und Gegner warten, bis ein Gong ertönt, ziehen ihre Waffen und feuern - Schnelligkeit ist Trumpf) und reitet durch die weite Prärie - während man auf irgendetwas schießt. Wer Abwechslung oder inhaltlichen Anspruch sucht, hat sich für das falsche Spiel entschieden.

Die wohl größte Gemeinsamkeit mit dem ersten Teil stellen die Missionen dar - hier bediente sich Entwickler Techland einmal mehr an jedem nur erdenklichen Western-Klischee. Dabei dürfen die obligatorischen Prügeleien in Saloons, nervenaufreibenden Showdowns im Morgengrauen, wilde Verfolgungsjagten zu Pferd und viele, viele Feuergefechte mit hunderten Gegnern natürlich nicht fehlen. Neben Ray McCall ist auch sein ähnlich schießwütiger Bruder Thomas spielbar, wobei der jeweils andere dem Spieler als unterstützende KI zur Seite gestellt wird.

Technisch zeigt sich „Bound in Blood“ von der starken Seite. Die Grafik ist insgesamt sehr gut, vor allem die Lichteffekte sind stimmig, leider ist die Optik anfällig für teils starke Pop-Ups und Ruckler, was den positiven Eindruck etwas trübt. In Sachen Klangkulisse gibt es hingegen nichts zu meckern: Sehr gute englische (und passable deutsche) Synchronsprecher und ein atmosphärischer Soundtrack erwecken den Wilden Westen zum Leben.

Die Steuerung erinnert an die „Call of Duty“-Reihe und wurde passend auf das Gamepad der Xbox 360 zugeschnitten. Gezielt Dynamitstangen zu werfen und aus der Deckung Kopfschüsse zu verteilen ist kein Problem und funktioniert auch beritten wunderbar. Die Schwächen des neuen „Call of Juarez“ sind keineswegs technischer Natur ...

Eines der gravierendsten Mankos von „Bound in Blood“ ist das Fehlen eines Coop-Modus. Wie toll hätte das Spiel werden können, würde man statt von einer KI von einem menschlicher Mitspieler begleitet! Es ist unbegreiflich, wieso gegen dessen Implementierung entschieden wurde. Zwar existiert ein Multiplayer-Modus, dieser bietet aber pure Standardkost und hat eher geringen spielerischen Reiz. Auch das Deckungssystem ist unausgereift - wird der Analogstick ein bisschen zu weit nach links, rechts oder oben gedrückt, verlässt man manchmal versehentlich die Deckung. Die Methode anderer Shooter - mittels Button drücken an der Deckung "kleben bleiben" - ist wesentlich zielführender.

Denkt man daran, sich „Bound in Blood“ zu kaufen, sollte man zudem eine gewisse Frusttoleranz haben. Vor allem auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad stört, dass man seinem Bruder keine Anweisungen geben kann. Der läuft nämlich gerne mitten in feindliches Feuer, wenn er nicht gerade stehen bleibt und "vergisst", was er eigentlich zu tun hat. Ebenfalls ärgerlich sind die Standoffs: Hat man anfangs noch genug Zeit, den Kontrahenten bequem und stressfrei auszuschalten, ziehen spätere Feinde gefühlt eine Millisekunde nach dem Gong - schnelle Reflexe helfen dabei nicht immer. Abschließend ist noch die eher kurze Spielzeit des Story-Modus (circa 10 Stunden) zu erwähnen - durch den unspektakulären Multiplayer-Part fehlt es „Bound in Blood“ einfach an Langzeitmotivation.

„Call of Juarez: Bound in Blood“ ist der neue Sheriff in der Stadt - keine andere Western-Versoftung bietet eine vergleichbar dichte Atmosphäre und saubere Umsetzung. Der fehlende Coop-Modus, die kurze Singleplayer-Kampagne und manch unfaires Pistolenduell halten es jedoch davon ab, als Shooter auch außerhalb seines Themengebietes zu glänzen. Wer mit Cowboys und Indianern ansatzweise etwas anfangen kann, sollte „Bound in Blood“ dennoch unbedingt eine Chance geben.

Sebastian Meinke



Konsolenspiel | Erschienen: 2. Juli 2009 | FSK: 18 | XBOX360 | Preis: 64,99 Euro | für 1 - 12 Spieler | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch

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