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 Street Fighter: The Legend of Chun-Li


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Videospielverfilmungen sind seit einigen Jahren verstärkt in Mode: 2006 brachten Regisseur Corey Yuen und Produzent Bernd Eichinger mit „Dead or Alive“ die Männerherzen zum Lechzen, der Survival-Horror-Klassiker „Resident Evil“ wurde letztes Jahr um einen ersten komplett CG-animierten Film bereichert und Gerüchte über Realverfilmungen von „StarCraft“ und „Halo“ sorgen für rege Aktivität in einschlägigen Internetforen. Nach der missglückten Realverfilmung von „Street Fighter II“ mit Jean-Claude Van Damme wurde 2009 das berühmte Arcade-Game erneut zum Tanz aufgefordert. Das Ergebnis: ein unbeholfener Karate Kid, der jeglichen Schauwert von vornherein wie einen Stapel Ziegelsteine zertrümmert.

Als Kind musste Chun-Li hilflos mitansehen, wie der skrupellose Unterwelt-Boss Bison (Neal McDonough) ihren Vater entführte. Jahre später erhält das zu einer attraktiven Konzertpianistin und passionierten Wushu-Kämpferin herangereifte Mädchen (Kristin Kreuk) eine geheimnisvolle Schriftrolle, die sie nach Bangkok führt – und damit auf die Spur ihres totgeglaubten Vaters: Bison hat die Macht über das Unterweltsyndikat Shadaloo an sich gerissen und kontrolliert nun das Verbrechen in den Straßen von Bangkok. Zusammen mit dem Wushu-Meister Gen (Robin Shou) trainiert Chun-Li eisern, um Bison die Stirn bieten zu können. An ihrer Seite kämpfen der Interpol-Cop Charlie Nash (Chris Klein) und Detective Maya (Moon Bloodgood), die schon seit langem hinter dem brutalen Gangster her sind. Doch Bison kennt in seiner grenzenlosen Gier nach Macht keine Gnade und setzt seine Kämpfer Balrog (Michael Clarke Duncan) und Vega (Taboo) auf die Helden an …

Der Verfilmung eines Beat-’em-up-Games begegnet man nicht mit hohen Erwartungen, man erhofft sich in der Regel nur eines: Eine gut inszenierte Kampfchoreographie, welche Schwächen in der Handlung – sofern eine solche überhaupt vorhanden ist – ausbessert und Logiklücken geschickt kaschiert; wenn auch noch bei der Wahl der Darsteller ein einigermaßen sicheres Händchen bewiesen wurde, kann über diverse Mängel hinweggesehen werden. Im Falle von „Street Fighter: The Legend of Chun-Li“ wird der Zuschauer Zeuge davon, was passiert, wenn dieses Konzept mit höchster Unfähigkeit und ohne den Blick für die Erwartungen der Zielgruppe umgesetzt wird.

Sofern Regisseur Andrzej Bartkowiak („Doom - Der Film“) Capcoms Arcade-Klassiker angespielt hat, so lässt er sich das nicht anmerken: Das Gros der Charaktere ist bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt – lediglich den maskierten Wolverine-Verschnitt Vega erkennt man problemlos als solchen –, der echte Street-Fighter-Fan tut sich schwer, eine Verbindung zwischen Film und Spiel jenseits des Titels allein aufzubauen. Die Auswahl der Darsteller ist überwiegend misslungen, sowohl hinsichtlich ihrer schauspielerischen Qualitäten als auch ihrer Eignung für die jeweilige Figur, die sie verkörpern: Chris Kleins Darbietungen des harten Interpol-Cops leben vorrangig von fehlplaziertem Overacting, während es Moon Bloodgood hervorragend versteht, der ihr vom Drehbuch zugedachten Rolle als sexy wie toughe Polizistin entgegenzuarbeiten; nervige Sprüche sind stets parat, von Erotik aber keine Spur. Robin Shou wurde vermutlich wegen seiner Bekanntheit durch die Mortal-Kombat-Filme engagiert und enttäuscht auf schauspielerischer Ebene, während ihn das Drehbuch mit Hinblick auf die Martial-Arts-Szenen nie richtig zum Zuge kommen lassen will. Das i-Tüpfelchen im negativen Sinne ist eindeutig Kristin Kreuk („Smallville“): Die Hauptdarstellerin offenbart größte schauspielerische Defizite, die wunderbar mit dem schrottigen Skript korrespondieren. Auch ist sie für die Rolle der schlagkräftigen Chun-Li denkbar ungeeignet, sie vermag es nicht, eine Kampfamazone vom Schlag einer Milla Jovovich oder Michelle Rodriguez zu verkörpern. Die geringsten Probleme bereiten Michael Clarke Duncan und Taboo: Während der Star aus „The Green Mile“ über weite Strecken einfach nur einen grimmigen Blick aufsetzen, ein übertrieben hämisches Lachen von sich geben und seine Muskeln spielen lassen muss, ist der Auftritt des Sängers der Black Eyed Peas zu kurz geraten, als dass man ihm Schlechtes unterstellen kann.

Wie schon mehrfach angedeutet, ist die größte Schwäche des Films das Drehbuch: Justin Marks liefert den x-ten einfallslosen Aufguss der Gutes-Mädchen-verliert-Eltern-und-rächt-sich-am-Bösewicht-Geschichte ab. Mit Gewalt wird versucht, dem Film eine dramatische Geschichte voller Leid und Selbstfindung aufzuzwingen, die mittels schwachsinniger Dialoge vorangetrieben wird – auf Kosten der Martial-Arts-Komponente. Das Resultat ist eine platte Aneinanderreihung sinnentleerter Szenen, bei denen man nicht so recht weiß, ob man lachen oder doch eher weinen soll. Spannung ist ebenso ein Fremdwort wie Logik. Die Krönung: Chun-Li wird in ihrer Kindheit von einem asiatischen Mädchen dargestellt, mit zunehmendem Alter weichen die fernöstlichen Züge den westlichen, bis mit Kristin Kreuk das asiatische Erbe von Chun-Li nur noch zu erahnen ist. Capcom als Herr über die Chromosomen – ein interessanter Aspekt des Street-Fighter-Universums. Bedauerlicherweise können auch die Martial-Arts-Momente den Film nicht mehr retten: Die Kampfszenen sind nett in Szene gesetzt, über weite Strecken aber zu unspektakulär und distanziert, um den Martial-Arts-Fan auf seine Kosten kommen zu lassen.

Von einem weitaus besseren Schlag als der Film ist die DVD aus dem Hause Universum Film: Das Bild weist eine ansehnliche Schärfe auf, für die man im Gegenzug ein leichtes Rauschen in Kauf nehmen muss. Der Ton kommt im klaren DD-5.1-Gewand daher, auf der deutschen Tonspur sind die Stimmen im Verhältnis zur übrigen Geräuschkulisse aber zeitweise zu laut. Die Extras umfassen Interviews mit den Darstellern, Einblicke in die Produktion sowie Trailer. Ein besonderes „Bonbon“ sind die gelöschten Szenen, die es aus gutem Grund nicht in die Endfassung geschafft haben; gleichzeitig versteht man diverse Anspielungen in „Street Fighter“ aber erst, nachdem man sich die geschnittenen Szenen zu Gemüte geführt hat – was dem Film in puncto Qualität ein weiteres Mal das Bein stellt. Pluspunkte sind eindeutig der für eine Neuerscheinung verhältnismäßig niedrige Preis sowie das Wendecover.

Fazit: „Street Fighter: The Legend of Chun-Li“ ist hirnloses Gekloppe, das in erster Linie an einer uninspirierten Martial-Arts-Choreographie, dem schauspielerischem Unvermögen der Titelheldin und nicht zuletzt an einem himmelschreiend minderwertigen Drehbuch kränkelt. Spaß und Unterhaltung werden anders definiert. Hier empfiehlt sich der Griff zum „alten“ Street-Fighter-Movie – ein Umstand, der etwas heißen will, kennt man das Machwerk von 1994.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 886973832691 | Erschienen: 15. August 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 92 Minuten | Originaltitel: Street Fighter: The Legend of Chun-Li | Preis: 9,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

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